Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Der Traunstein: Keiner ist wie er

Von Gabriel Egger   15.Mai 2021

Josef Zalud hat es 3765 Mal getan. Dreimal pro Woche, immer montags, mittwochs und freitags. Mehr als zehn Jahre lang müssten Nachahmer täglich auf den Traunstein steigen, um öfter dort gestanden zu sein, wo sich die Weite des Alpenvorlandes auf der einen und das Glitzern des Traunsees auf der anderen Seite zu einem verträumten Bild vereinigen.

Vor 23 Jahren starb Josef Zalud. Abgestürzt beim 3766. Mal, an einem kalten Dezembertag, auf dem verschneiten Rückweg über den Hernlersteig. "Wünscht es mir nicht, dass ich nicht mehr gehen kann. Bevor ich nicht mehr auf meinen Berg komme, sterbe ich lieber", hatte der Schwanenstädter immer wieder zu Freunden und zu seiner Familie gesagt. Seine Liebe zu dem 1691 Meter hohen Berg, der als Symbol für das Land und zum Wächter über das Salzkammergut avancierte, war nicht enden wollend.

Die Geschichte Zaluds ist charakteristisch für den Traunstein. Wie kaum ein anderer Berg verkörpert er Gegensätze, die sich unweigerlich anziehen. Viel Licht bringt auch einiges an Schatten. Als rauer, unnahbarer Kalkklotz steht er da, nähert man sich ihm vom Zentralraum. Wer ihn besteigt, wird nicht mehr losgelassen. Von Ein-und Ausblicken, die er gewährt, von der Dominanz, die er ausstrahlt, und von der Abwechslung, die er auf all seinen Wegen jedes Mal aufs Neue bietet.

Der Traunstein: Keiner ist wie er
Der Blick ins Alpenvorland: Auch für die Gämsen interessant.

Drei Wege, viele Möglichkeiten

Und Wege, davon hat der Traunstein viele. Nur drei davon sind markiert und gelten damit als offiziell. Der Naturfreundesteig im sonnigen Süden des Berges, dem mit der Felsnadel des Sulzkogels von der Natur noch ein eigener Wächter zur Seite gestellt wurde. Der Hernlersteig, westseitig, benannt nach dem Gmundner Hans Hernler, einem der ganz großen Traunstein-Pioniere, der vom See aus in beständiger Steilheit fast vor die Terrasse der Gmundner Hütte führt.

Und der Mairalmsteig, der älteste aller Anstiege, der dort seinen Anfang nimmt, wo Kaiser Franz Joseph eine Pause von der Gämsenjagd einlegte. Der Kaisertisch zeugt noch heute davon.

Bis zu 20.000 Bergsteiger sind jährlich auf dem "Wächter des Salzkammergutes" unterwegs, die Frequenz steigt – und damit auch die Unfälle. 142 davon gingen seit dem Jahr 1879 tödlich aus. Immer wieder bestimmt der Traunstein deswegen die Schlagzeilen. Die Beschreibungen als "blutrünstig und gefährlich" widersprechen dabei diametral dem, was Bergsteiger dort die allermeiste Zeit erleben: Glück, Freiheit und Zuversicht. Ein typischer Beleg für die Gegensätze, die der Berg erzeugt.

Der Traunstein: Keiner ist wie er
Gmundner Hütte (o.) und Traunsteinhaus auf dem Plateau

Viele Unfälle sind ausschließlich dem Pech zuzuschreiben: stolpern, ausrutschen, Griffe und Tritte, die plötzlich ausbrechen. Einige wären vermeidbar, mit der einzigen Grundregel, die sich auf den Traunstein immer anwenden lässt: gezielte Vorbereitung.

Weil der Traunstein im Gegensatz zu seinen felsigen Kollegen im Toten Gebirge nicht besonders hoch ist, glauben viele, die ihn nur aus der Ferne kennen, an eine "schnelle Nummer". Dass vom Ostufer des Traunsees bis zum Gipfel aber knapp 1300 steile Höhenmeter zu überwinden sind, merken sie oft erst im Gelände. Und dann ist es zu spät. Darum: früh starten, genügend Zeit und Verpflegung einplanen und den Wetterbericht ganz genau beachten. Wer nicht schwindelfrei ist, bleibt lieber auf dem Miesweg, der sich gut gesichert am Fuß des Berges vorbeischlängelt. Denn kein Weg auf den Traunstein ist als "einfach" zu bezeichnen. Aber jeder Weg ist lohnend. Anspruchsvolle Aufstiege, intakte Natur und herrliche Aussicht über den Westen des Landes verschmelzen sogar zu einem der lohnendsten Gipfelabenteuer Österreichs.

Dem würden nur einige Ebenseer widersprechen: Denn der Traunstein ist ein Gmundner Berg – und deswegen tabu. Ein ungeschriebenes Gesetz, das oft gebrochen wird. Zu anziehend wirken seine Wandfluchten auch von der Salinengemeinde aus.

Zur Rast lädt der Berg nicht nur auf dem weitläufigen Plateau, sondern ab 19. Mai wieder in seinen beiden Hütten ein: die Gmundner Hütte, seit vielen Jahren liebevoll von Gerald Auinger bewirtschaftet, und das Traunsteinhaus, in dem Wirt Roman Leithner seit heuer seine alte Liebe zum Berg wieder aufflammen lässt. Wer dort nach einem Aufstieg über Nacht bleibt, die ersten Sonnenstrahlen beobachtet, wie sie den See langsam zum Glitzern und die Berggipfel zum Erröten bringen, wird schnell feststellen: So wie der Traunstein ist kein anderer.

Zahlen rund um den Stoa

  • 240 Millionen Jahre ist das älteste Gestein alt, das Bergsteiger auf dem Traunstein noch antreffen können. Der Gutensteinkalk, schwarz gefärbt und dick geschichtet, ist im mittleren Bereich des Hernlersteigs, vor dem Pfeiler des Südwest-Grates und in der Westwand des Berges vorhanden.
  • 86 Minuten und 47 Sekunden benötigten Toni Neudorfer und Peter Schwamberger im Juni 2019 für die Durchsteigung der 900 Meter hohen Traunstein-Westwand. Mit 30 Seillängen bis zum siebten Schwierigkeitsgrad ist die Route „Kaffee und Kuchen“ eine der anspruchsvollsten auf dem ganzen Berg– und oft nicht einmal an einem ganzen Sommertag zu schaffen.
  • 142 Tote sind auf dem Traunstein seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1879 zu beklagen. Vom ersten Einsatz der 1920 gegründeten Gmundner Bergrettung zeugt noch heute das „Weinmann-Taferl“ auf dem Hernlersteig.
  • 3 Gipfel befinden sich auf dem Plateau des Traunsteins. Der höchste – der auch als Gipfel des Berges gilt – ist der 1691 Meter hohe Pyramidenkogel. Der Fahnenkogel, auf dem die Gmundnerhütte des Alpenvereins erbaut wurde, ist 1666 Meter hoch, der Traunkirchnerkogel, wo das Traunsteinhaus der Naturfreunde steht, misst 1575 Meter. Die Silhouette des Berges ist an Tagen mit klarer Luft bis zu 150 Kilometer weit sichtbar.

Faszination Heimat - auf den Traunstein steigen

Mitmachen & gewinnen: Mythos und Traum - Die Bücher zum Berg

Jeder kennt seinen Namen, doch wer kennt den Berg? Diese Frage stellte sich der Gmundner Bergretter Christoph Mizelli und machte sich ans Werk. Herausgekommen sind zwei detaillierte und spannende Bänder über den Traunstein, die Licht und Schatten gleichermaßen abbilden. Die OÖNachrichten und Christoph Mizelli verlosen jeweils fünf Exemplare von „Mythos Traunstein“ und „Traumberg Traunstein“.


Bitte melden Sie sich an, um am Gewinnspiel teilzunehmen.
Benutzername:
Passwort:
copyright  2024
25. April 2024