Der Traunstein: Keiner ist wie er
Rau, unnahbar, anziehend und faszinierend. Wie die berggewordene Ambivalenz steht der Traunstein am Tor zum Salzkammergut. Ein Berg, der zugleich Glücksgefühle und Gefahren birgt.
Josef Zalud hat es 3765 Mal getan. Dreimal pro Woche, immer montags, mittwochs und freitags. Mehr als zehn Jahre lang müssten Nachahmer täglich auf den Traunstein steigen, um öfter dort gestanden zu sein, wo sich die Weite des Alpenvorlandes auf der einen und das Glitzern des Traunsees auf der anderen Seite zu einem verträumten Bild vereinigen.
Vor 23 Jahren starb Josef Zalud. Abgestürzt beim 3766. Mal, an einem kalten Dezembertag, auf dem verschneiten Rückweg über den Hernlersteig. "Wünscht es mir nicht, dass ich nicht mehr gehen kann. Bevor ich nicht mehr auf meinen Berg komme, sterbe ich lieber", hatte der Schwanenstädter immer wieder zu Freunden und zu seiner Familie gesagt. Seine Liebe zu dem 1691 Meter hohen Berg, der als Symbol für das Land und zum Wächter über das Salzkammergut avancierte, war nicht enden wollend.
Die Geschichte Zaluds ist charakteristisch für den Traunstein. Wie kaum ein anderer Berg verkörpert er Gegensätze, die sich unweigerlich anziehen. Viel Licht bringt auch einiges an Schatten. Als rauer, unnahbarer Kalkklotz steht er da, nähert man sich ihm vom Zentralraum. Wer ihn besteigt, wird nicht mehr losgelassen. Von Ein-und Ausblicken, die er gewährt, von der Dominanz, die er ausstrahlt, und von der Abwechslung, die er auf all seinen Wegen jedes Mal aufs Neue bietet.
Drei Wege, viele Möglichkeiten
Und Wege, davon hat der Traunstein viele. Nur drei davon sind markiert und gelten damit als offiziell. Der Naturfreundesteig im sonnigen Süden des Berges, dem mit der Felsnadel des Sulzkogels von der Natur noch ein eigener Wächter zur Seite gestellt wurde. Der Hernlersteig, westseitig, benannt nach dem Gmundner Hans Hernler, einem der ganz großen Traunstein-Pioniere, der vom See aus in beständiger Steilheit fast vor die Terrasse der Gmundner Hütte führt.
Und der Mairalmsteig, der älteste aller Anstiege, der dort seinen Anfang nimmt, wo Kaiser Franz Joseph eine Pause von der Gämsenjagd einlegte. Der Kaisertisch zeugt noch heute davon.
Bis zu 20.000 Bergsteiger sind jährlich auf dem "Wächter des Salzkammergutes" unterwegs, die Frequenz steigt – und damit auch die Unfälle. 142 davon gingen seit dem Jahr 1879 tödlich aus. Immer wieder bestimmt der Traunstein deswegen die Schlagzeilen. Die Beschreibungen als "blutrünstig und gefährlich" widersprechen dabei diametral dem, was Bergsteiger dort die allermeiste Zeit erleben: Glück, Freiheit und Zuversicht. Ein typischer Beleg für die Gegensätze, die der Berg erzeugt.
Viele Unfälle sind ausschließlich dem Pech zuzuschreiben: stolpern, ausrutschen, Griffe und Tritte, die plötzlich ausbrechen. Einige wären vermeidbar, mit der einzigen Grundregel, die sich auf den Traunstein immer anwenden lässt: gezielte Vorbereitung.
Weil der Traunstein im Gegensatz zu seinen felsigen Kollegen im Toten Gebirge nicht besonders hoch ist, glauben viele, die ihn nur aus der Ferne kennen, an eine "schnelle Nummer". Dass vom Ostufer des Traunsees bis zum Gipfel aber knapp 1300 steile Höhenmeter zu überwinden sind, merken sie oft erst im Gelände. Und dann ist es zu spät. Darum: früh starten, genügend Zeit und Verpflegung einplanen und den Wetterbericht ganz genau beachten. Wer nicht schwindelfrei ist, bleibt lieber auf dem Miesweg, der sich gut gesichert am Fuß des Berges vorbeischlängelt. Denn kein Weg auf den Traunstein ist als "einfach" zu bezeichnen. Aber jeder Weg ist lohnend. Anspruchsvolle Aufstiege, intakte Natur und herrliche Aussicht über den Westen des Landes verschmelzen sogar zu einem der lohnendsten Gipfelabenteuer Österreichs.
Dem würden nur einige Ebenseer widersprechen: Denn der Traunstein ist ein Gmundner Berg – und deswegen tabu. Ein ungeschriebenes Gesetz, das oft gebrochen wird. Zu anziehend wirken seine Wandfluchten auch von der Salinengemeinde aus.
Zur Rast lädt der Berg nicht nur auf dem weitläufigen Plateau, sondern ab 19. Mai wieder in seinen beiden Hütten ein: die Gmundner Hütte, seit vielen Jahren liebevoll von Gerald Auinger bewirtschaftet, und das Traunsteinhaus, in dem Wirt Roman Leithner seit heuer seine alte Liebe zum Berg wieder aufflammen lässt. Wer dort nach einem Aufstieg über Nacht bleibt, die ersten Sonnenstrahlen beobachtet, wie sie den See langsam zum Glitzern und die Berggipfel zum Erröten bringen, wird schnell feststellen: So wie der Traunstein ist kein anderer.
Zahlen rund um den Stoa
- 240 Millionen Jahre ist das älteste Gestein alt, das Bergsteiger auf dem Traunstein noch antreffen können. Der Gutensteinkalk, schwarz gefärbt und dick geschichtet, ist im mittleren Bereich des Hernlersteigs, vor dem Pfeiler des Südwest-Grates und in der Westwand des Berges vorhanden.
- 86 Minuten und 47 Sekunden benötigten Toni Neudorfer und Peter Schwamberger im Juni 2019 für die Durchsteigung der 900 Meter hohen Traunstein-Westwand. Mit 30 Seillängen bis zum siebten Schwierigkeitsgrad ist die Route „Kaffee und Kuchen“ eine der anspruchsvollsten auf dem ganzen Berg– und oft nicht einmal an einem ganzen Sommertag zu schaffen.
- 142 Tote sind auf dem Traunstein seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1879 zu beklagen. Vom ersten Einsatz der 1920 gegründeten Gmundner Bergrettung zeugt noch heute das „Weinmann-Taferl“ auf dem Hernlersteig.
- 3 Gipfel befinden sich auf dem Plateau des Traunsteins. Der höchste – der auch als Gipfel des Berges gilt – ist der 1691 Meter hohe Pyramidenkogel. Der Fahnenkogel, auf dem die Gmundnerhütte des Alpenvereins erbaut wurde, ist 1666 Meter hoch, der Traunkirchnerkogel, wo das Traunsteinhaus der Naturfreunde steht, misst 1575 Meter. Die Silhouette des Berges ist an Tagen mit klarer Luft bis zu 150 Kilometer weit sichtbar.
Ein gefährlicher Berg. Ich "durfte" in den frühen 70ern mit meinem Papa 10x auf den Traunstein gehen, 9x hats geregnet und 1x war das Wetter schön. Mich sieht der Traunstein erst dann wieder, wenn eine Straße bis zum Gipfelkreuz führt. Das wird wahrscheinlich am St. Nimmerleinstag sein 😂😂😂
Ich könnte mir - so wie am Nonnberg im Salzburg eine große Garage im Stoa vorstellen und dann - auch wie in Salzburg ins MuMok oder bei den Schlossberglift in Graz einen Aufzug bis zur Hütte vorstellen...
Bin in den 90er Jahren Wochentags im Mai auf den Traunstein gewandert Herndlsteig
Runter über Moaralm - Bin beim Gipfelkreuz einsam und verlassen gestanden
Während Auf und Abstieg keinen Menschen begegnet!!!
Das glaubt mir bis heute keiner.
Der Traunstein ist schon ein besonderes schöner Berg!
Bin froh, dass ich in meinen sportlichen 20er Jahren oft oben war, mittlerweile ist das mit dem Parken ja angeblich nicht mehr so unkompliziert.
Zum Anschaun ist er auf alle Fälle ganz besonders schön, ehrlich! Aber dort rauf kraxeln muss nicht sein ...
Gefühlt kommt jedes Jahr derselbe Traunstein Artikel, dieses Mal komischerweise ohne Expertise von Herrn Mizelli..
Hat der Traunstein keinen Hut, bleibt das Wetter sicher gut.
Wobei sich das stündlich ändern kann.
Hat der Traunstein einen Sabel, wird das Wetter miserabel *ggg*
Werbung, damit wieder mehr kommen?
Stimmt. Als ob nicht die sich gegenseitig antreibende Schar an „Mein-geilstes-Bergadventure-stell-ich-noch-am-Gipfel-auf-Facebook“ und. „Mein-coolstes-selbstdarstellungssûchtiges-Selfie-stell-ich-noch-am-Gipfel-auf-Instagramm“ reichen würde… Soll MICH ja jeder in der möglichst unberührten Natur sehen und was davon haben und auch herkommen….
Pardon, der Stoa wird eher als Wirtshaus-Stadion mit gutem Ausguck gesehen.
Und als Trophäe. Und somit muss die allgegenwärtige 'Vollkasko & Habenwollen-Mentalität' diesen Affenhügel raufkraxeln.
Ist ja noch nicht so lang, als der Blechwolf-Fahrer sein Glück über den tristen Niederungen fand ... 🙈 😎
Ja das ist Buchwerbung a la OÖN net mal deklariert oder nett man das anders, es gibt doch andere Bücher?
Für Läufe bei einer gewissen Firma aus GMD oder Altmünster wird auch Werbung gemacht; an die net rühmliche Vergangenheit wird net hingewiesen nur auf den ...war es einer „Rekord“
Ja ja die OÖN waren auch schon viel besser vor Jahren....
Das schwierigste am traunstein sind die mittlerweile knapp 50 Euro, wenn man zu 4. Mit einem Auto hinfährt.. .... das ist Abzocke auf allerhöchstem Niveau, schade, war sehr gerne und oft auf dem traunstein, ab so nicht mehr!!
Man muss dort nicht parken.
Leider haben viele Menschen keinen Respekt mehr vor der Natur und den Bergen! Daher passieren so viele Unfälle, natürlich in erster Linie wegen Selbstüberschätzung.
Viel zu viele Leute, die glauben es ist eine gemütliche Wanderung,des gleiche beim gr und kl Sonnstein. Wir fahren mittlerweile Richtung Spital oder Windischgarsten, da ist es nicht ganz so überlaufen.
Es ist genau so, wie im Artikel beschrieben. 1300 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter schafft man nur wenn man sehr fit und trittsicher ist. Dazu benötigt man 4-6 Stunden, je nach Kondition. Die meisten Unfälle passieren übrigens beim Abstieg. Der Hernlersteig ist hier nicht zu unterschätzen, auch wegen Steinschlag. Ich bin jahrzehntelang fast jedes Jahr einmal auf den Traunstein gegangen. Inzwischen sind mir dort zu viele Leute unterwegs.
Durch so einen Artikel werden es bestimmt auch nicht weniger.
Lustig!
Der komische Berg hat mittlerweile mehr als 110 Tote gefordert. Das wäre vielleicht ein Hinweis darauf das Besteigen zu lassen. Es erwischt offenbar immer wieder auch angeblich sehr erfahrene Bergsteiger, warum also kraxelt man da rauf? Wozu gibt es Hubschrauber? =
Gott sei dank sind sie dort nicht anzutreffen eine Sorge weniger !!
Weils schön ist zB. Nur leider überschätzen sich die meisten.
Ein wunderbarer Berg.
Mir wurde von allen Bergsteigern, die schon oben waren, abgeraten, da ich nicht schwindelfrei bin. Aber, wer weiß, vielleicht gibt es wieder einmal eine lustige Runde, die unbedingt mit dem Heli hinauf will, um oben Karten zu spielen *gg*
Wenn ich den Traunstein seh`, egal ob jeden Tag von zu Hause aus , oder wenn ich auf der Autobahn mich nähere, dann weiß ich, dass ich DAHEIM bin!
Susisorgenvoll
Dem 2. Absatz im Kommentar ,den sie vor 7 Stunden abgegeben haben kann ich nur zustimmen.
Mir geht es immer nach einem längeren Urlaub so. Wenn ich den Traunstein sehe denke ich mir immer: wieder DAHEIM.
Ergänzung: Ein von der Abendsonne beleuchteter Traunstein: Einfach herrlich.