700 Schweine tot: "Das Schrecklichste waren die Schreie"

Von Bernhard Leitner   20.Juli 2015

Verkohlte Mauerreste, da und dort flackern Glutnester wieder auf. Ein Bild der Zerstörung bot sich gestern Vormittag rund um den Hof der Familie Lettner in Hörstorf am Ortsrand von Mitterkirchen, Bezirk Perg. Leise lässt sich erahnen, was sich hier am späten Freitagnachmittag abgespielt hat, als ein elektrischer Defekt – so das Ergebnis eines Lokalaugenscheins der Brandverhütungsstelle – jenes Feuer verursachte, das den angebauten Schweinestall völlig niederbrennen ließ. Neun Feuerwehren aus dem Umkreis standen im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen und ein Übergreifen der Flammen auf den wenige Meter entfernt stehenden Vierkanter zu verhindern.

Das wahre Ausmaß der Tragödie war erst einen Tag nach dem Brand ersichtlich: 700 Zuchtschweine und Ferkel verendeten im Rauch und in den Flammen. Auch eine Garage und weitere Nebengebäude mit Futtervorräten und Hackschnitzel wurden ein Raub der Flammen. Der Schaden beträgt etwa 400.000 Euro. Es ist nicht der erste Schicksalsschlag, den die Familie einstecken muss: Im Jahr 2002 stand der Hof bis zum Obergeschoß im Hochwasser. 2013 bangte man, ob der Machlanddamm, der direkt hinter dem Haus vorbeiführt, halten würde. Nun, zwei Jahre später, fielen große Teile des Bauernhofs dem Feuer zum Opfer.

Die Kadaver der verendeten Tiere wurden am Samstag von Baggern aus den Trümmern des Stalls in große Lkw-Container verfrachtet. "Die Frage, ob wir beim Brand den Stall noch räumen sollen, hat sich nie gestellt. Das wäre unverantwortlich gegenüber den Helfern gewesen", sagt Landwirt Robert Lettner – er ist selbst bei der Feuerwehr Mitterkirchen aktiv. Die am meisten betroffenen Gebäude habe man relativ schnell aufgeben müssen.

"Das Schrecklichste waren die Schreie der sterbenden Tiere. Da sind mir die Tränen gekommen", schildert Nachbarin Gabriele Heilmann. Immer wieder hätten Explosionen berstender Dachziegel sowie eines Tanks die nahe Umgebung erschüttert. Der dichte Qualm habe die gesamte Nachbarschaft eingehüllt. Aber die Nachbarn hielten in dieser Not zusammengehalten. "Rundherum haben die Menschen die Feuerwehrleute mit Getränken versorgt", sagt die Anrainerin.

Robert Lettner blickt inzwischen wieder nach vorne: "Ich werde eine Liste machen, was Tag für Tag zu tun ist, damit wir das Chaos in Ordnung bringen. Die Arbeit hilft, nicht verrückt zu werden." Dass er am Wochenende fast rund um die Uhr geschuftet hat, spürt er in sämtlichen Knochen. "So einen Muskelkater wie gestern früh hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie."