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Geplünderte Kasernen und befreite Häftlinge

Von Markus Staudinger   03.November 2018

Sonntag, 3. November 1918. Es ist ein turbulentes November-Wochenende in Oberösterreich. Tags zuvor hatte der kaiserliche Statthalter, Erasmus von Handel, die Amtsgeschäfte an Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser übergeben.

Doch was die Leute auf der Straße wirklich beschäftigt, ist weniger das als die prekäre Sicherheitslage – vor allem in der Landeshauptststadt Linz. Am 2. November ist es besonders schlimm. Lebensmittel, Waffen, Munition, sogar Pferde: Viele Soldaten, die sich nun keiner Obrigkeit mehr verpflichtet fühlen, aber auch Zivilisten nehmen aus den Kasernen mit, was noch vorrätig ist. Zudem werden rund 200 Personen aus der Haft in der Schlosskaserne befreit, darunter nicht nur Deserteure, sondern auch Raubmörder.

Lebensmitteldepots – etwa am Bahnhof – werden geplündert. Fast alle Geschäfte in der Stadt halten an diesem Samstagvormittag geschlossen und lassen die Rollläden runter. Wer keine hat, dessen Geschäft läuft Gefahr, ausgeräumt zu werden.

Eine vom Sicherheitsausschuss der Städte Linz und Urfahr am Vormittag eilends zusammengestellte "Schutzwehr" kann nicht viel ausrichten. Generell wird für Linz und Urfahr ein Versammlungsverbot erlassen. Der Ausschank von Alkohol wird verboten, die Sperrstunde auf sieben Uhr abends festgelegt.

Hilfe bringen soll eine Bataillon von Tiroler Kaiserjägern, die aus Steyr angefordert werden. Ihr Eintreffen bringt etwas Ruhe in die Landeshauptstadt

Am Montag, 4. November, zieht man in Linz und Urfahr Zwischenbilanz: "Es beginnt wieder Ruhe und Ordnung einzukehren", stellt der Urfahraner Bürgermeister Heinrich Hinsenkamp, Mitglied des Sicherheitsausschusses der beiden Städte, fest. Der Ausschuss, dem auch der spätere Linzer Bürgermeister Josef Dametz angehört, ruft eine Amnestie für Plünderer aus. "All jene, welche aus Plünderungen herrührende Gegenstände besitzen werden aufgefordert, dieselben sofort freiwillig und straffrei bei den Sicherheitsposten in Linz und Urfahr abzuliefern". Gleichzeitig werden Hausdurchsuchungen angekündigt. Sollte dabei Plünderungsbeute gefunden werden, werde man "mit aller Strenge des Gesetzes" strafen. Tatsächlich zeigen sich laut Zeitungsberichten einige Plünderer reuig und retournieren ihre Beute.

 

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19. April 2024