voestalpine: Soll der Chef künftig Chef-Kontrollor sein?
Wolfgang Eder wechselt 2019 in den Aufsichtsrat und soll zwei Jahre später Chef des Gremiums werden. Eine kluge Entscheidung?
Nach knapp 15 Jahren als Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG wird Wolfgang Eder Mitte 2019 das Zepter an den derzeitigen Stahl-Chef Herbert Eibensteiner übergeben. Dies steht seit einem halben Jahr fest. Zum selben Zeitpunkt soll Wolfgang Eder in den Aufsichtsrat wechseln, um dann nach einer Abkühlphase von zwei Jahren dort den Vorsitz von Joachim Lemppenau zu übernehmen. So hat das der jetzige Aufsichtsrat zumindest einhellig empfohlen. Rechtlich ist das zwar eher irrelevant, de facto ist es aber damit quasi fix.
Diese Vorgangsweise sei international eher unüblich und befremdlich, sagt ein Beobachter und stellt die Frage der corporate governance. Allein, dass es eine Abkühlungsphase braucht, ehe Eder übernimmt, zeige, dass das etwas befremdlich wirkt.
Der operative Chef zieht sich zurück und wird danach oberster Aufseher seiner bisherigen Mitarbeiter bzw. Nachfolger. Häufiger ist dies bei Familienbetrieben der Fall, wenn der vieles überstrahlende Vater nicht loslassen will oder kann und den Kindern weiterhin erklärt, was sie zu tun haben. Bei Kapitalgesellschaften, die von einem externen Management geführt werden, sei es aber schon sehr ungewöhnlich.
Aus Eigentümerkreisen heißt es, dass man sich dieser Problematik bewusst sei, Eder aber zutraue, die Position im Aufsichtsrat auf die richtige Art und Weise auszufüllen. Es wäre auch schade, wenn sein Wissen und sein Netzwerk nicht genützt würde, heißt es da.
Tatsächlich hat Eder eine Reihe von Verdiensten vorzuweisen und den Konzern weiter internationalisiert (auch wenn sich das in Vorstand und Aufsichtsrat kaum spiegelt). Die Ertragslage der voestalpine ist trotz jüngster Gewinnwarnung gut. Und dass sich der Kurs der Aktie heuer fast halbiert hat, sei der Lage an den Börsen allgemein und der Autobranche besonders geschuldet. Die meisten großen Eigentümer haben die Aktien mit deutlich geringeren Kursen in den Büchern. Es gibt derzeit keine öffentliche Kritik.
Frage der Emanzipation
Freilich sieht der Erz-Voestler Eder das Unternehmen auch als das Seine und hat klar kommuniziert, dass seine Strategie seine eigene Amtszeit noch lange überdauern werde. Eder und seine Frau (auf deren Rat er hört und die im Konzern auch als Frau Generaldirektor bezeichnet wird) haben einen engen Bezug zum Konzern, was etliche Stakeholder positiv sehen.
Inwieweit sich Nachfolger Eibensteiner von dieser Vorgabe emanzipieren kann und mit seinem Team eine eigene Strategie entwickelt, wird sich allerdings noch zeigen.