Vielen Donau-Anrainern stinken die Abgase der Kreuzfahrtschiffe gewaltig

Von Andreas Kremsner und Eike-Clemens Kullmann   12.Jänner 2019

30 Kreuzfahrtschiffe liegen derzeit in den Linzer Häfen vor Anker. Doch die Winterpause wird nicht lange dauern. Und die Saison in der Kabinenschifffahrt ist bereits bis ins Detail geplant. Mindestens acht Neubauten wollen die Reedereien heuer auf Donaureise schicken – die Zahl der schwimmenden Luxushotels steigt damit auf mehr als 270 an.

Vielen Anrainern bereitet dies schon jetzt Sorgen. Sie fühlen sich durch Lärm und Abgase der Kabinenschiffe in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Die Verärgerung der Bevölkerung bekam zuletzt der Engelhartszeller Bürgermeister Roland Pichler bei seinem öffentlichen Rechenschaftsbericht Ende Dezember zu spüren. Massiv wurde dabei kritisiert, dass der Donaumarkt mittlerweile nach Linz die meisten Anlegestellen entlang des Stroms in Oberösterreich hat und regelmäßig bis zu acht Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Engelhartzell ist Heimathafen für sechs A-Rosa-Schiffe.

Diesen sowie allen anderen Kabinenschiffen, die über Nacht hier festmachen, steht kein Landstrom zur Verfügung. Sie benötigen daher für die Erzeugung von Energie für Licht, Klimaanlage, Bordküche etc. ein Dieselaggregat. Diese erzeugen Schadstoffe, unter anderem Stickstoffdioxid, sowie Lärm. Und das in einer Gemeinde, die sich als Luftkurort vermarktet.

Land prüft Luftschadstoffe

Auf Basis der Emissionen wird aktuell eine Ausbreitungsrechnung für Linz erstellt, also die Immissionsbelastung durch die Schifffahrt, heißt es aus dem Büro von Umwelt-Landesrat Rudi Anschober. Diese Berechnungen seien noch nicht abgeschlossen. Klar sei jedoch bereits jetzt: Die Schifffahrt trage einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an Emissionen bei.

Im Gegensatz zu Bayern ist in Oberösterreich lediglich eine von 21 Anlegestellen mit umweltschonendem Landstrom ausgerüstet. Bereits vor zehn Jahren hat Manfred Traunmüller – er betreibt die Schiffe "Primadonna" und "MS Elisabeth II" – eine saubere Anlegestelle in Urfahr eingerichtet.

Damals kostete diese Investition 42.000 Euro. Seither spart er sich Treibstoff und den Anrainern Lärm und Abgase. "Ein Miteinander ist nur möglich, wenn man aufeinander Rücksicht nimmt", sagt der Chef der Donau-Touristik.

Zwei weitere Anlegestellen in Linz müssten laut Magistrat ebenfalls Landstrom-Anschlüsse nachrüsten. Doch deren niederösterreichischer Betreiber hat dies nicht getan. Heute kostet ein leistungsfähiger Stromanschluss bereits mehr als 200.000 Euro. Über keine Landstrom-Anschlüsse verfügen auch die 17 Landestege, die dem Land Oberösterreich gehören und von der Werbegemeinschaft Donau Oberösterreich (WGD) verwaltet werden. "Stromanschlüsse an den Anlegern in Oberösterreich werden kommen. Die Frage ist nur wann", sagte WGD-Chef Friedrich Bernhofer. Würde Oberösterreich vorpreschen, wäre dies für Anlegestellen-Betreiber in Niederösterreich ein Wettbewerbsvorteil.

500.000 Donau-Kreuzfahrer

Für den Tourismus war die Saison 2018 trotz Niedrigwasser wirtschaftlich sehr erfolgreich. Die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere kratzte erstmals an der 500.000er-Marke. Dieser Erfolg schlägt sich bei den Anlegungen der Schiffe im oberösterreichischen Stromabschnitt nieder. 2366 Mal legten die Schiffe vor allem in den Orten Linz, Engelhartszell, Grein und Mauthausen an – ein Zuwachs von 20 Prozent.

Das bringt auch der Region Geld. Jeder Passagier gibt im Schnitt 27 Euro am Tag bei Besuchen in Städten und Gemeinden aus. Für Ausflugspakete bezahlen die Passagiere im Durchschnitt 38 Euro zusätzlich.

 

Hohe Abgaswerte

Die EU-Kommission empfahl bereits 2006 den Mitgliedsstaaten den Aufbau von Landstromanlagen zu prüfen. Vor allem dann, wenn Grenzwerte für die Luftqualität überschritten werden. Eine Studie aus dem Jahr 2017 belegt, dass Dieselstromaggregate eines Kabinenschiffes im Vollbetrieb Stickstoffdioxidemissionen von 650 Autos und Lkw auf einer Strecke von einem Kilometer pro Stunde entsprechen.