Amag-Chef: "Wir sind mit dem bisherigen Eigentümer gut gefahren"

Von Dietmar Mascher und Susanne Dickstein   16.März 2019

Die Streitigkeiten zwischen seinem Eigentümer, der B&C-Holding, und dem Investor Michael Tojner hätten dem Aluminiumkonzern Amag nicht geschadet, sagt der neue Vorstandschef Gerald Mayer. Was er von seinen Vorgängern gelernt hat und wie die Ära Mayer wird, erzählt er in seinem ersten OÖN-Interview.

 

OÖN: Sie sind seit Monatsbeginn neuer Vorstandsvorsitzender der Amag, eines der größten Unternehmen Oberösterreichs. War das ein Wunschtraum?

Mayer: Ich habe meine Karriere nie geplant. Der einzige geplante Schritt war der Einstieg ins Berufsleben als Steuerberater. In Positionen wie diesen wird man in der Regel gefragt. Für meinen Kollegen Helmut Kaufmann und mich war klar: Wird einer von uns beiden gefragt, nimmt er an, und der andere unterstützt ihn. Wir waren bisher eine starke Truppe, das soll so bleiben.

Zu Jahresmitte gesellt sich ein Vertriebsvorstand zu Ihnen. Die Finanzagenden haben derzeit Sie. Bleibt das auch so?

Das ist Sache des Aufsichtsrates. Inhaltlich würde ich es aber verstehen, dass im Sinne einer Gewaltentrennung noch jemand im Vorstand dazukommt.

Wie war die Vorbereitung auf diesen Karriereschritt?

Ich war zwölf Jahre lang Finanzvorstand in der Amag. Es ist doch so: Der Vorstandsvorsitzende steht in der Auslage, aber wir haben im Vorstand als Team gearbeitet – das war unter Gerhard Falch und Helmut Wieser so. Wir haben Investitionen und Ausbauschritte gemeinsam entwickelt und umgesetzt. So soll es weitergehen.

Was haben Sie von Ihren Vorgängern gelernt?

Das waren zwei unterschiedliche Zeiten und Charaktere. Die Jahre von Gerhard Falch waren geprägt von Eigentümerthemen und Börsegang. Dann kamen die Wirtschaftskrise und die Ausbaupläne. Gerhard Falch war ein gestandener Manager, der uns beiden Jungen – Helmut Kaufmann und mir – die Mauer gemacht hat. Helmut Wieser ist ein international erfahrener und sehr kundenaffiner Manager. Er kennt die Aluminiumindustrie im Detail.

Und wie wird die Ära Mayer?

Hoffentlich das Beste aus beiden Welten. Das ist natürlich sehr getrieben vom Umfeld. In den vergangenen fünf Jahren war der Markt extrem positiv. Das haben wir genützt und umgesetzt.

Wie beurteilen Sie das aktuelle konjunkturelle Umfeld?

Wir haben gute Auftragseingänge. Gleichzeitig spüren wir, dass kurzfristig die Volatilitäten zunehmen, ausgehend von der deutschen Automobilindustrie. Aber die Grundnachfrage nach Mobilität ist mittelfristig ungebrochen. Wir werden heuer keine Luftsprünge machen, aber es ist auch nicht so, dass wir uns fürchten müssen.

In solchen Phasen hilft es, dass die Amag breit aufgestellt ist.

Unsere Investitionen der vergangenen Jahre haben auf diese Diversifizierung abgezielt. Wir haben einen flexiblen Anlagenpark, der uns erlaubt, viele Produkte und Qualitäten zu fertigen. Unser Geschäftsmodell ist, recycling-basiert zu arbeiten und Spezialitäten in einer großen Breite zu bieten.

Wo gibt es weiße Flecken?

Wir haben aktuell einen Strategieprozess gestartet, um die Leitpflöcke für die kommenden Jahre einzuschlagen. Davon hängen auch die Investitionen der nächsten Jahre ab. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren eine Milliarde Euro investiert, 80 Prozent davon in Ranshofen. Heuer werden wir 100 Millionen Euro investieren.

Schlagzeilen hat zuletzt der Streit zwischen dem Amag-Kernaktionär B&C-Holding und dem Investor Michael Tojner gemacht. Wie hat das dem Unternehmen geschadet?

Die tägliche Arbeit ist davon überhaupt nicht beeinträchtigt. Alles, was ich als Vorstand dazu sagen kann, ist: Wir sind mit der jetzigen Eigentümerstruktur gut gefahren. Wir haben mit ihnen zwei große, strategische Investments durchgezogen.

 

Zur Person

Der 48-Jährige Gerald Mayer ist seit 12 Jahren in Ranshofen für die Amag tätig. Der Betriebswirt war nach dem Studium an der Johannes-Kepler-Universität zunächst als Steuerberater bei der Wirtschaftstreuhandkanzlei Icon tätig, bevor ihn Gerhard Falch zum Aluminiumkonzern geholt hat. In den vergangenen Jahren hat der Finanzer Mayer gemeinsam mit Helmut Wieser und dem Techniker Helmut Kaufmann den Vorstand des börsenotierten Unternehmens gebildet.
Der verheiratete Vater von drei Töchtern ist in Oberneukirchen im Mühlviertel zu Hause.