Wieder kein Auftrag für Primetals in der steirischen voestalpine
Das neue Drahtwalzwerk in Donawitz baute die italienische Danieli, das Edelstahlwerk in Kapfenberg ging an die deutsche SMS.
In der Linzer Zentrale des Industrieanlagenbauers Primetals Technologies will man die Sache nicht überbewerten. "Wir sind gut ausgelastet. Wir haben es nicht notwendig, Aufträge anzunehmen, mit denen wir nichts verdienen." Die Rede ist vom Großauftrag des Edelstahlwerks der voestalpine, das Böhler in Kapfenberg errichten wird.
Die ersten Anlagenaufträge wurden vergeben. Die Kernaggregate baut die deutsche SMS Group, einer der beiden Hauptkonkurrenten von Primetals. Aber natürlich sei es schade um eine "österreichische Lösung", heißt es bei Primetals.
Anders als der Linzer Anlagenbauer ist SMS mit 13.500 Beschäftigten schlecht ausgelastet. Im Herbst des Vorjahres wurde ein Investitions- und Aufnahmestopp verhängt. Im April gab der Anlagenbauer bekannt, 570 Stellen im Jahr 2018 streichen zu wollen.
Bei Primetals heißt es, "wir verkaufen nicht ein Einfamilienhaus zum Preis einer Zwei-Zimmer-Wohnung." Dem Vernehmen nach wollte sich Primetals aus dem Bieterverfahren im Vorjahr bereits zurückziehen, habe dann auf Aufforderung des Projektteams bei Böhler weitergeboten. In der voestalpine wiederum ist zu hören, dass Primetals sich in der Angebotsphase "ungeschickt" angestellt habe.
Offiziell will man in der voestalpine zum Vergabeprozess nichts sagen, nur, dass eine Mischung lokaler und internationaler Partner zum Einsatz kommen werde. 350 Millionen Euro sind für das neue Edelstahlwerk budgetiert.
Die heutigen Nachbarn voestalpine AG und Primetals (früher Siemens VAI) waren einst Schwesterbetriebe. Standortdienstleistungen auf dem Gelände in Linz werden heute noch gemeinsam genutzt. Auf dem Markt gibt es aber kein Naheverhältnis.
Hier setzt es eher kleine und größere Nadelstiche: So galt es als ein Affront, als die voestalpine Stahl 2015 eine Stranggussanlage mitten im Linzer Werksgelände vom zweiten großen Primetals-Konkurrenten, der italienischen Danieli, errichten ließ, immerhin ein 100-Millionen-Projekt. Der frühere VAI-Chef Werner Auer stand damals bereits im Sold der Italiener und nutzte sein Insiderwissen.
Auch bei den zwei steirischen Großprojekten der jüngsten Zeit, dem neuen Drahtwalzwerk in Leoben-Donawitz um 140 Millionen Euro und eben jetzt beim Edelstahlwerk in Kapfenberg, gehen die Linzer Anlagenbauer leer aus.
Nur bei Corpus Christi in Texas arbeitete man mit dem Nachbarn – allerdings nicht ganz friktionsfrei. Die massiven Verteuerungen der Eisenschwamm-Anlage gingen auf Kosten der voestalpine und ihres Projektmanagements, nicht auf die eigenen, heißt es bei Primetals.
Wenns Zank und Misstöne gibt, dann sind sie auf dem Parkett, die Redakteure. Die namenlosen.