Wie der Multimillionär zum Bauern wird und Äcker und Wälder einheimst

Von OÖN   02.April 2015

"Ich wollte den Grund des Nachbarn vor fünf Jahren, zusammen mit einem Kollegen, kaufen, weil er uns gut gepasst hätte", sagt der Bauer Leopold Enengl aus Henndorf. Er fühlt sich von einem Investor und Behörden ausgetrickst. "Uns ist gesagt worden, der Hof darf nicht geteilt werden. Das muss eine überlebensfähige landwirtschaftliche Einheit bleiben. Heute ist alles ganz anders."

Einen Teil des Kaufobjektes Henndorf 22 hatte er bereits als Pächter bewirtschaftet, als Rosa und Karl R. den Hof am 11.11.2010 um 570.000 Euro an den aus Schwertberg stammenden Rechtsanwalt Rudolf Fries verkauften. Die Grundverkehrskommission stellte fest, dass die Bewirtschaftung des Forstes (18 Hektar) gewährleistet sei, weil der Käufer in der Region bereits Wälder besitze.

Wie der Multimillionär zum Bauern wird und Äcker und Wälder einheimst
Rudolf Fries


Rudolf Fries (Foto: APA)

Jeder kann Bauer spielen

Da das bei den zwölf Hektar Feldern und Wiesen nicht klar war, startete die Behörde ein Ediktalverfahren. Dabei meldete sich kein zweiter Bieter. Am 27. Februar 2011 erteilte die Bezirksgrundverkehrskommission Perg ihren Sanktus, weil Fries erklärte, er werde diese Flächen selbst bewirtschaften.

"Wir prüfen die ordentliche Bewirtschaftung. Es ist einem Käufer aber rechtlich möglich, das über eine Verpachtung oder den Maschinenring zu erledigen", sagt Josef Schauer von der Grundverkehrskommission des Landes. Außerdem gelte bei Käufen jeder als Bauer, der schon Agrargrund besitze. Das trifft auf die meisten Spekulanten zu, die seit der Finanzkrise verstärkt in ländlichen Regionen unterwegs sind.

Schon vier Jahre später entspricht das Kaufobjekt ganz und gar nicht mehr den Absichten des Gesetzes. Erstens wurde es aufgeteilt. Ein aus Deutschland stammendes Ehepaar erwarb am 7. Juli 2014 den alten Hof und fünf Hektar landwirtschaftliche Fläche.

Schöner Spekulationsgewinn?

Als Kaufpreis sind 217.500 Euro angegeben. Das scheint hoch, weil das sechsfache Areal 2010 nur 570.000 Euro gekostet hat. Angesichts der Entwicklung bezeichnen Experten den Preis als günstig.

Zweitens bewirtschaftet Fries die anderen Wiesen und Felder nicht mehr; sie sind beziehungsweise werden gerade aufgeforstet, immerhin rund sieben Hektar. Sie runden den stattlichen Forstbesitz der Familie Fries ab.

Bei der Grundverkehrskommission heißt es, 2010 sei alles gesetzeskonform gelaufen. Nach Jahren dürfe ein Betrieb sich verändern. Rechtsanwalt Fries gab den OÖNachrichten keine Stellungnahme dazu ab. Seine Geschäfte werden besonders beäugt, seit er mit seiner Investorengruppe beim Verkauf von Böhler-Uddeholm an die voestalpine aus 130 Millionen Euro beinahe 750 gemacht hat.

Kritisiert wird, dass es vielen finanzstarken Investoren leicht gemacht werde, auch mit Aufforstungen oder dem Bau von Forststraßen, wie in Pabneukirchen. "Ich kenne das Gerede, aber es stimmt nicht", sagt Bürgermeister Johann Buchberger: "Die Aussage des Forstsachverständigen war eindeutig." Aufforstungen müssen laut Kulturflächengesetz genehmigt werden, um eine Überwaldung zu verhindern. Seine Gemeinde habe nur 40 Prozent Wald.