Welchen Konzern übernimmt der neue Amag-Chef?
Aluminium: Die Führung des Innviertler Leitbetriebs lässt sich vom sinkenden Aktienkurs nicht irritieren.
Am 1. März wird Gerald Mayer (47) neuer Vorstandschef des Innviertler Leitbetriebs Amag. Der Mühlviertler Mayer folgt, wie berichtet, Helmut Wieser nach, der plangemäß aus dem Vorstand ausscheidet, weil er im Oktober das 65. Lebensjahr vollendet hat und eine Altersklausel die Vorstandstätigkeit beschränkt.
Derzeit besuchen Wieser und Mayer gemeinsam Großkunden. Aber welches Unternehmen übergibt Wieser seinem "Wunschnachfolger", wie er sagt? Zuletzt wurde der Aktienkurs der Amag doch recht kräftig durchgebeutelt und verlor an Boden. Derzeit notiert der Amag-Anteil bei gut 32 Euro und damit rund 24 Euro unter dem Jahres-Höchstkurs. Das ergibt eine Marktkapitalisierung von gut 1,2 Milliarden Euro.
Wiesers Zuversicht
Was allerdings nichts an Wiesers Zuversicht für den Konzern ändert. Wie viele andere Autozulieferer auch sei die Amag vom Markt für die Probleme der Autoindustrie abgestraft worden. Tatsächlich sei aber die Situation des Konzerns hervorragend. Zum Halbjahr lag der Umsatz mit 539 Millionen Euro um sieben Prozent unter dem Vorjahreswert, das Ergebnis (Ebitda) war ebenfalls leicht rückläufig, die 86,2 Millionen waren aber das zweitbeste Halbjahresergebnis seit dem Börsegang.
Während man in einigen Wiener Medien die Amag am Ende der Welt wähnt, weil sie sich an der Grenze zu Bayern befindet, sieht sie Wieser im Mittelpunkt. "Von Ingolstadt und Stuttgart über Nitra, Györ und Graz befinden sich unsere Kunden in einem sehr überschaubaren Radius. Und dort können wir unsere Stärken ausspielen", sagt Wieser. Kein anderer Alu-Konzern habe eine so hohe Recyclingrate wie Amag. Spezialaluminium werde geliefert, der Schrott mitgenommen und in Ranshofen verwertet. 2018 wurden 400.000 Tonnen Alu-Schrott verwertet. Im Vergleich zur Primärmetallerzeugung braucht man für Aluminium aus Alu-Schrott nur fünf Prozent des Strombedarfs.
Und auch wenn Analysten der Aktie vorerst nur bedingt Spielraum nach oben geben, weil sich die Nachfrage abschwächen dürfte, sieht das Optimist Wieser anders: "Die Zahl der E-Autos wird zunehmen, und alle E-Autos brauchen wegen der schweren Batterien Leichtbauweise und damit Aluminium."
Darüber hinaus dürfe man nicht außer Acht lassen, dass die Autoindustrie nur 12 bis 15 Prozent vom Amag-Umsatz ausmache. Im Steigen ist das Geschäft mit der Luftfahrtindustrie. Boeing und Airbus würden verstärkt auch in China produzieren. Das sei eine große Chance für die Amag, deren Produkte bei beiden Herstellern auch in Europa und in den USA gefragt seien.
100 Millionen Euro pro Jahr
In Ranshofen würde die Amag jährlich weiterhin rund 100 Millionen Euro investieren. Nach den Großinvestitionen der vergangenen Jahre gebe es derzeit zehn Baustellen auf dem Areal, das noch ausbaufähig sei.
Unsicherheitsfaktor für den neuen Chef ist der Eigentümer des Mehrheitseigentümers. Wie berichtet, gibt es einen Streit zwischen der B&C Stiftung und der Unicredit, deren Bank Austria seinerzeit die Stiftung gegründet hat.