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Vom Quastenmacher zum Schlafberater

Von Josef Lehner, 27. April 2013, 00:04 Uhr
Vom Quastenmacher zum Schlafberater
Firmenzentrale am Rieder Hauptplatz um das Jahr 1900. Bild: Werk

Eine Rarität in Oberösterreichs Handel: Die Firma Ammerer feiert das 250-jährige Bestehen. Der Name ist Tradition, der Geschäftszweig hat gewechselt.

Denn gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1763 mit dem heute ziemlich unbedeutenden Gewerbe des Posamentierers. Die meisten Menschen werden nicht einmal noch wissen, welche Aufgabe dieser Berufsstand hat. Es ist die Produktion von Quasten, Bordüren, Kordeln, Spitzen, Bändern und anderem edlen Zierrat, vor allem für das Haus. Eine andere Bezeichnung spricht von der Bortenwirkerei.

Bald wurden jedoch der Einzel- und Großhandel mit Stoffen viel bedeutender. Beliefert wurden die vielen kleinen Dorfkrämer und die Schneider im Innviertel und darüber hinaus. Der nächste große Wandel waren der Einstieg in die Innenraumgestaltung und zuletzt die Spezialisierung auf Schlafsysteme.

Es gibt mehr Unternehmen, die 250 Jahre oder älter sind. Bei Ammerer ist das Besondere, dass es seit der Gründung in Ried im Innkreis immer unter dem Namen Ammerer firmiert hat, weil es jeweils vom Vater auf den Sohn übergeben worden ist.

Die Chefin expandiert

Die größte Flächenexpansion erfuhr es jedoch ab 1981 unter der Ägide einer Frau, von Christine Ammerer, der Gattin des Erben Leopold Heinrich VII. Ammerer. Der Jurist schlug die Laufbahn des Richters ein, während die Frau das Land mit einem Netz an Filialen überzog, den Betrieb des Braunauer Familienzweiges übernahm und nach Salzburg expandierte. Ein Meilenstein war im Jahr 1998 die Übernahme von Betten-Kastner.

„Noch besser als 250 Jahre klingt ja ein Vierteljahrtausend“, sagt Christine Ammerer zum Jubiläum. Sie darf als eine von wenigen Unternehmerinnen im Lande den Titel Kommerzialrat tragen und hat ihn besonders in Anerkennung ihrer Arbeit in der Wirtschaftskammer. Sie steht ihren Söhnen zur Seite, die 2009 die Firmenleitung in der achten Generation übernommen haben. Martin Ammerer ist für Marketing zuständig, Stefan für den Einkauf und das Personal. Ihnen gehören auch die beiden Trägerunternehmen, mit 51:49 Prozent und umgekehrt. Auch der dritte Sohn, Stefan, ist im Unternehmen, in der Logistik.

Kompetenz im Schlaf

Der Generationswechsel hat damit ungewöhnlich viel männliches Element ins Haus gebracht, denn bis auf eine Ausnahme war die rund 60-köpfige Belegschaft über viele Jahre hin weiblich.

Die Basis des Erfolgs ist die kompetente Beratung der Damenschar in den neun Filialen (acht in Oberösterreich, eine in der Stadt Salzburg). Wichtig sei, dass die Mitarbeiterinnen in der Region der jeweiligen Filiale verankert seien.

„Wir werden beim Thema Schlaf als Experte wahrgenommen, und deshalb wird von den Kunden sehr viel Beratung verlangt“, sagt Martin Ammerer. Da geht es von der erholsamen, Körper schonenden Schlafposition bis zu Matratzen und Textilien für Allergiker. Im Trend seien hochwertige Schlafsysteme, weil die Zahl der Menschen mit körperlichen Problemen steige. „Die hochwertigste Matratze geht am besten“, sagt der Geschäftsführer.

Gekauft wird hauptsächlich bei einem Erzeuger in Österreich, der seit Jahrzehnten persönlich bekannt ist. Eine Ausschreibung des Einkaufsauftrags nach Billigstbieterprinzip passe nicht zur Unternehmensstrategie. Denn Qualität und Beratung würden die Differenzierung zur wachsenden Konkurrenz der Möbelhäuser, der Diskonter und Direktvertriebe ergeben.

Service kontra Internet

Dazu gehört auch zusätzliches Service – Hauszustellung, Näharbeiten, Bettfedernreinigung und Möbelpolsterei. „Nur mit solchen Angeboten können wir der Konkurrenz des Internethandels begegnen“, sagt der junge Chef. Mittlerweile macht alles rund ums Schlafen etwa 75 Prozent des Umsatzes aus. Dazu kommen die Bereiche Innenraumgestaltung und Beschattung.

Die jungen Chefs wollen es der Mutter auch in der Expansion nachmachen. Vier weitere Filialen seien geplant, allerdings müssten die Lokale genau passen. Schon öfter ist ein Standort mangels Eignung aufgegeben worden. Betten Ammerer zieht es mehr in kleinere Landstädte als in die großen Zentren. Dort können die Schlafexperten ihre Kompetenz voll entfalten.

Dynastie Ammerer

- 1763 startet Leopold I. Ammerer in Ried im Innkreis als Posamentierer.

- Der Handel mit Tuch und Textilien gewinnt im 19. Jahrhundert an Bedeutung.

- 1981 beginnt die Expansion mit Filialen in vielen Bezirksstädten.

- 1998 Übernahme von Betten Kastner

- 2009: Übergabe an die achte Generation

- Die Firma Betten Ammerer hat heute neun Filialen und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter.

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