Traditionsbetrieb Poschacher insolvent - Natursteinwerk wird weitergeführt

Von Dietmar Mascher   10.Oktober 2012

30 Prozent sollen die Gläubiger in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung bekommen.

Helbich-Poschacher will gemeinsam mit dem Sanierer Michael Freiler das Unternehmen wieder auf neue Beine stellen. Es wäre nicht das erste Mal in der 170-jährigen Unternehmensgeschichte, dass Poschacher eine Krise übersteht.

25,7 Millionen Euro betragen die Verbindlichkeiten des Mühlviertler Unternehmens, berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Knapp 20 Millionen davon schuldet das Unternehmen den Banken, vor allem den Hauptgläubigern Raiffeisenbank Perg und Sparkasse Oberösterreich.

Billigkonkurrenz aus China, ein veralteter Maschinenpark, aber auch Managementfehler hätten zu den Problemen des Unternehmens geführt, das zuletzt etwa bei der Pflasterung der Kärntner Straße in Wien oder beim Lehrter Bahnhof in Berlin große Aufträge abwickelte.

Schuldzuweisungen an andere, etwa das abgelöste Management, vermeidet Helbich-Poschacher tunlichst. „Auch wenn ich schon länger nicht mehr operativ tätig war, trage ich doch die Verantwortung für die jetzigen Probleme.“

Mit dem externen Sanierer will Anton Helbich-Poschacher die Gläubiger befriedigen und eine Basis für einen Neuanfang legen. Dafür wird die Küchenplattenproduktion geschlossen. Weitere Bereiche, die keine oder nur geringe Deckungsbeiträge bringen, werden wohl stillgelegt. Helbich-Poschacher, der zuletzt Eigenkapital zugeschossen hat, wird unentgeltlich mitarbeiten. Seine Funktionen in Interessenvertretungen hat er zurückgelegt. Er war zuletzt Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Sein Nachfolger könnte entweder der Welser Günter Rübig oder Stefan Kubinger aus der Internorm-Eigentümerfamilie werden. „Es ist völlig klar, dass ich diese Funktionen zurückgelegt habe“, sagt Helbich-Poschacher im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Er sei stolz, dass die Mannschaft von gut 100 Mitarbeitern hinter ihm stehe. Nachdem schon in den vergangenen Jahren die Zahl der Mitarbeiter reduziert worden sei, sei daran derzeit nicht gedacht. „Wir brauchen die Leute vielmehr, wieder auf gesunde Beine zu kommen“, sagt der Unternehmer.

Baustoffhandel nicht betroffen

Die Familie Helbich-Poschacher ist seit rund 400 Jahren unternehmerisch tätig, seit 170 Jahren in Oberösterreich. „Meine Vorfahren haben den Zusammenbruch der Monarchie und den Wegfall von Märkten ebenso überstanden wie zwei Weltkriege. Wir werden auch das überstehen“, sagt Helbich-Poschacher.

Nicht betroffen vom Sanierungsverfahren ist der Poschacher Baustoffhandel in Mauthausen. Dieser wird von Anton Bruder Leonhard Helbich-Poschacher geführt. Die beiden Unternehmen sind vor mehr als 30 Jahren getrennt worden. Der Baustoffhandel setzt mit 180 Mitarbeitern mehr als 100 Millionen Euro um.

 

Schillernde Geschichte

Anton Poschacher gründete 1839 die Granitwerke Mauthausen. Während der Monarchie erlebten sie mit 2500 Mitarbeitern ihre Blütezeit. Antons Bruder Josef Kaspar gründete den Vorläufer der BrauAG, die später an die Beurles verkauft wurde. Ab 1954 leitete Leopold Helbich das Unternehmen. Der mächtige VP-Politiker hatte Wilburga Poschacher geheiratet und gründete 1974 den Baustoffhandel.