Steyrer Waffenschmiede am Limit, Investitionen in den USA geplant

Von Andreas Kremsner   07.Dezember 2018

Stacheldrahtzaun, ein Drehkreuz beim Eintritt, nur mit Spezial-Chips kommt man von einer Abteilung zur anderen, auch Mitarbeiter dürfen nicht alle Hallen betreten. Jeder kann nur dorthin, wo er eine Sicherheitsfreigabe hat. Ein Unternehmen mit vielen sensiblen Bereichen.

Die Rede ist von der Traditions-Waffenschmiede Steyr Mannlicher. Aktuell stößt sie an ihre Produktionsgrenze. In Oberösterreich findet sie zu wenig Personal und investiert hier vor allem in Forschung & Entwicklung (F&E). In den USA wird die Produktion erweitert.

Waffen töten. Steyr Arms, so der neue Name von Steyr Mannlicher, unterliegt strengen Gesetzen. Militärwaffen dürfen nur in Länder exportiert werden, die vom Außenministerium freigegeben sind, das Innenministerium kontrolliert jede Charge. Exporte von Jagd- und Sportwaffen überwacht das Wirtschaftsministerium.

"Unsere Gesetze sind im Vergleich zu den Mitbewerbern in EU-Nachbarländern sehr restriktiv. Das ist ein großer Standortnachteil für uns", sagt Firmenchef Gerhard Unterganschnigg. Er fordert Änderungen: "Dazu kommt, dass wir wegen der Konkurrenz der Betriebe in Steyr für die Produktion zu wenig Mitarbeiter finden."

Dicht an dicht stehen in den Hallen modernste Maschinen. Drehbänke, Kaltschmiede und Bohrmaschinen sind schallgedämmt, kein Hammerklopfen, Schweißen oder Flexen ist zu hören.

Überall sieht man Gewehrläufe, gedreht, kaltgewalzt, fertig gefräst, Teile aus Kunststoff, Visiere, Magazine. In einer Abteilung werden sie zusammengebaut, in einer anderen getestet, dann gelagert: Waffen für die Jagd, Waffen für Exekutiven und Heere dieser Welt. So lange sich die Rahmenbedingungen für Waffenexporte nicht verbessern, werde man nicht in Erweiterungen in Kleinraming investieren, sagt Unterganschnigg. Im Gegensatz zu den USA: Dort werde die Produktion ausgebaut. Derzeit sind dort 20 Mitarbeiter beschäftigt. Von insgesamt 180 Mitarbeitern arbeiten 16 in der F&E-Abteilung in Kleinraming.

Ein Produkt, das gute Gewinne abwerfen soll, ist der Monobloc – ein "Jagdgewehr aus einem Teil". Dadurch sei es bis zu 50 Prozent präziser.

Ab Jahreswechsel dürfen Jäger in Österreich Schalldämpfer verwenden. Steyr Arms hat sich darauf eingestellt. Leichter, kürzer, schmäler sollen sie sein. "Das ist für uns strategisch wichtig", sagt Unterganschnigg: "Wir sind führend in dieser Technologie, weltweit."

Werndls Waffenfabrik

1864 Firmengründung: Am 16. April gründete Josef Werndl mit seinem Bruder die „Josef & Franz Werndl Company“, Waffenfabrik und Sägemühle in Oberletten.

1867 Hinterlader: Das Werndl-Holub‘sche Hinterladergewehr wird zur Standardwaffe von Österreichs Armeen.

1916 Kfz-Produktion: Weil das Werk nach 1918 keine Waffen mehr bauen darf, wird ganz auf Kfz umgerüstet.

1926 firmiert die Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft (ÖWG) in Steyr-Werke AG um. 1934 wird daraus die Steyr-Daimler-Puch AG.

1938 Eingliederung in die Hermann-Göring-Werke.

1987 Filetierung der Steyr-Daimler-Puch A.G., die einzelnen Sparten gehen getrennte Wege. Mannlicher übersiedelt 2004 nach Kleinraming.

2007 Neue Besitzer: Ernst Reichmayr und Gerhard Unterganschnigg kaufen das Unternehmen.