Stefan Fill: "Wir haben die Kontrolle verloren"

Von Alexander Zens   07.Oktober 2017

Am Montag ist Fill Metallbau pleite gegangen. Seit Donnerstag ist klar, dass der Innviertler Fassadenbauer vorerst fortgeführt werden kann. Ende November werden die Gläubiger über den Sanierungsplan entscheiden. Die OÖNachrichten trafen Firmenchef Stefan Fill zum Interview.

 

OÖNachrichten: Andere Firmen in der Region versuchen schon, gute Mitarbeiter von Ihnen abzuwerben, ist zu hören. Das wäre gefährlich. Wie gehen Sie damit um?

Fill: Das ist mir neu. Dass sich der eine oder andere aufgrund der aktuellen Lage um etwas umschauen wird, ist sein gutes Recht. Ich glaube aber, dass unsere guten Leute bleiben werden, weil wir üblicherweise ein sehr gutes Betriebsklima und wenig Fluktuation haben. Es sind in der Vergangenheit auch wieder welche zurückgekommen, die die Firma verlassen hatten.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Sanierung gelingen wird? Mit wie vielen Mitarbeitern kann es dann weitergehen?

Ein Honiglecken werden die nächsten Monate natürlich nicht. Ich glaube aber, dass das Sanierungsverfahren funktionieren wird und wir die angebotene Quote von 30 Prozent erfüllen. Wir haben einen Liquiditätsplan erstellt, auf Wochen heruntergebrochen. Wir werden aber sicher nicht mit den derzeit rund 240 Mitarbeitern weitermachen können, weil die zuletzt stark gewachsene Betriebsleistung zurückgefahren werden muss.

Zu rasches Wachstum, schlechte Kalkulationen und mit zwei Dritteln des Geschäfts hohes Risiko in Großbritannien. Wie kam es dazu?

Unser Plan war, 50 Prozent der Betriebsleistung in Großbritannien abzuwickeln. Wir hatten zwei große und drei kleinere Projekte. Diese dauerten teilweise länger als geplant. Und dann kamen noch zwei Aufträge dazu, bei denen sich die Vergabe über Jahre verzögert hatte und mit denen wir gar nicht mehr gerechnet hatten. Wir haben geglaubt, es zu schaffen. Aber wir hatten nicht die Teams dazu und mussten Leistungen zukaufen. Da ist Wirbel reingekommen, wir haben die Kontrolle verloren und die Komplexität unterschätzt. Projektleiter haben Dinge teilweise falsch bewertet. Künftig werden wir die Kernkompetenzen jedenfalls wieder im Haus lassen.

Im Innviertel wird diskutiert, dass sich eine der reichsten Unternehmerfamilien zu Lasten der Gläubiger entschuldet.

Fill Metallbau gehört zu 100 Prozent Stefan Fill. Ich bin reich an Risiko und Arbeit, aber sonst nicht. Geld, das ich verdient habe, habe ich in die Firma gesteckt.

Es gibt viele Immobilien, die zu verwerten seien, heißt es.

Mein Vater hat ein paar Häuser, die aber nicht alle vermietet sind. Er hat sich sein Vermögen verdient und hart erarbeitet. Ebenso meine Ehefrau, die Unternehmerin ist. Das alles hat mit der Situation von Fill Metallbau nichts zu tun.

Aber hätte man aus dem Familienkreis nicht Geld zuschießen können, damit die Insolvenz verhindert wird? Ähnliches gab es schon, als es 2013/14 brenzlig wurde.

Wir haben alles versucht. Der Plan war, das aus eigener Kraft zu stemmen. Ich selbst bin im Mai noch eine Haftung über eine Million Euro eingegangen. Es hätte aber noch mehrere Millionen gebraucht, denn bei den Bewertungen wird immer der schlechteste Fall angenommen. In dieser Dimension kann ich nicht das Geld anderer Leute hernehmen, wenn man nicht weiß, ob das dann aufgeht. Die Familie hat mich unterstützt, so weit es möglich war. So wurde nun auch die Haftung über eine Million Euro zur Sicherung der Fortführung aus dem Familienkreis bereitgestellt. Es haben viele Aspekte eine Rolle gespielt. So hatten wir etwa zwei Firmen verkauft, der Erlös daraus kam in die Fill Holding. Aus rechtlichen Gründen ist es aber nicht möglich, dieses Geld von der Holding in die Metallbaufirma weiterzuleiten, weil erste für zweitere haftet.

Wird die Sanierung ohne den Einstieg eines Investors bzw. einen Verkauf möglich sein? Und wie ist Ihr Verhältnis zu den Banken?

Wir wollen das Unternehmen nun wieder auf gesunde Beine stellen. Ich gehe davon aus, dass das ohne Verkauf möglich sein wird. Wenn es einen interessanten Partner gibt, sind wir natürlich für Gespräche offen. Mit den Banken habe ich ein ordentliches Gesprächsklima.

 

970 Gläubiger

Fill Metallbau mit Sitz in Hohenzell ist in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Passiva betragen rund 31 Millionen Euro, die Aktiva acht Millionen. Betroffen sind etwa 970 Gläubiger und 240 Mitarbeiter. Masseverwalter beim Fassadenbauer ist der Rieder Anwalt Robert Tremel.
Gegründet worden war Fill Metallbau 1968 von Alois Fill, dem Vater von Chef Stefan, der die Firma 2013 übernahm.
Nichts damit zu tun hat der von Alois’ Bruder Josef gegründete Maschinenbauer Fill in Gurten.