Schlecht kalkulierte Projekte in England führen Fill Metallbau in die Pleite

Von (sib)   03.Oktober 2017

Gestern wurde über Fill Metallbau beim Landesgericht Ried im Innkreis ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Mit dieser Maßnahme hat eine bekannte Rieder Unternehmerfamilie die Reißleine gezogen, weil etliche schlecht kalkulierte Projekte sonst den Fortbestand der ganzen Firmengruppe gefährdet hätten, spekulieren Insider.

In einer Medieninformation spricht das Unternehmen davon, zu schnell gewachsen zu sein. Die Betriebsleistung sei von 2014 auf 2016 von 34 auf 56 Millionen gestiegen. Zwei Drittel des Geschäfts wurden zuletzt in Großbritannien gemacht. Weil aber zu wenig eigenes Personal vorhanden war, wurden Leistungen zugekauft. Deren Qualität habe – so heißt es – „nicht den hohen eigenen Standards entsprochen“. Forderungen wegen Mängeln – laut Fill Metallbau teils unberechtigt – waren die Folge.

Im Insolvenzantrag sind mehrere Aufträge angeführt, die Probleme gemacht haben (siehe Bilderblock). Dazu kam der Verfall des britischen Pfundes aufgrund des Brexit-Votums, der zu schlechteren Preisen führte. Per 31. Juli betrug der Bilanzverlust 8,3 Millionen Euro. Doch zu dem Zeitpunkt waren die Kreditlinien bei den Hausbanken bereits ausgereizt.

41 Projekte sind im Laufen

Masseverwalter ist Robert Tremel von der Rieder Kanzlei Puttinger Vogl Rechtsanwälte. Er muss nun von Aufträgen zurücktreten, die ein hohes Verlustrisiko bergen. Daraus resultierende Schadenersatzforderungen würden mit der angebotenen Quote von 30 Prozent bedient. Gewinnbringende Aufträge werden abgewickelt und damit die Basis für den Fortbestand gelegt. 41 Projekte seien im Laufen, elf davon seien kurz vor der Fertigstellung. In Summe seien Aufträge um 20 Millionen Euro im Haus.

Im Insolvenzantrag heißt es, es gäbe die Bereitschaft, eine Fortführungsgarantie (Bankgarantie, Anm.) zur Verfügung zu stellen. Angeboten wird eine Quote von 30 Prozent. Diese liegt über der gesetzlich vorgegebenen Mindestquote von 20 Prozent. Laut Creditreform und KSV belaufen sich die Passiva auf 31,16 Millionen Euro, die Aktiva auf 8,12 Millionen. Betroffen sind 972 Gläubiger.

238 Mitarbeiter sind bei dem Hohenzeller Fassadenbauer beschäftigt. Sie haben die September-Gagen nicht mehr bekommen. Laut Firmeninformation soll „ein Großteil der Belegschaft weiter beschäftigt werden. Bei der Restrukturierung unterstützt die Uniconsult Wirtschaftsprüfung. Für größere Projekte wird künftig ein interner Controller beigestellt, „um Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen“.

Andere Firmen der Gruppe mit Firmensitzen in Schärding, Wien sowie Pfeiffer Metallbau in Wels seien nicht betroffen. Gründer von Fill in Hohenzell ist Alois Fill, Geschäftsführer ist Sohn Stefan. Der Maschinenbauer Fill in Gurten wurde von Josef Fill, Bruder von Alois, gegründet. Die Firmen haben nichts miteinander zu tun.