Schienenkartell: voestalpine als Kronzeuge

02.Juli 2011

 Unter dem Namen „Schienenfreunde“ soll ein Kartell bestehend aus zehn Stahlunternehmen mindestens zehn Jahre lang die Preise für Eisenbahnschienen in Deutschland diktiert haben.

Der Deutschen Bahn soll aufgrund der zu teuer eingekauften Gleise ein Schaden im hohen dreistelligen Millionenbereich entstanden sein, berichten deutsche Medien. Das Staatsunternehmen habe bis zu 300.000 Tonnen Stahl im Jahr zu Kartellpreisen gekauft. Auch Unternehmen in Nahverkehr und Bau sowie Regional- und Industriebahnen sollen zu den Geschädigten zählen.

Aufgeflogen ist das Kartell 2008, als der Stahlkonzern ArcelorMittal die polnische Huta Katowice kaufte und die Preise des Kartells um 35 Prozent unterbot.

Zu den Hauptbeschuldigten zählen neben ThyssenKrupp auch zwei Tochterfirmen der voestalpine, die TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG und die voestalpine Klöckner Bahntechnik GmbH.

Wie gestern bekannt wurde, hat die voestalpine selbst die Ermittlungen der deutschen Behörden und die im Mai durchgeführten Hausdurchsuchungen ausgelöst. Der Stahlkonzern hat einen Kronzeugenantrag gestellt und rechnet durch den Beitrag zur Aufklärung aus heutiger Sicht mit Bußgeldbefreiung.

„Wir kooperieren intensiv mit den Behörden und haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, den Sachverhalt lückenlos aufzuklären“, sagt Konzernsprecher Gerhard Kürner im OÖNachrichten-Gespräch.

ThyssenKrupp hat mittlerweile die gesamte Führungsmannschaft der betroffenen Tochterfirma Gft Gleistechnik ausgetauscht. Bei der voestalpine hüllt man sich in Schweigen, was Konsequenzen angeht – mit Verweis auf das laufende Verfahren. Ausdrücklich zurückgewiesen werden jedenfalls die kolportierten Schadenshöhen. Ob und in welcher Höhe Schadenersatzansprüche berechtigt seien, sei derzeit noch nicht abschätzbar. (su)