Rosenbauer: In den Eigentümerfamilien gärt es

Von S. Brandstätter und S. Dickstein   05.Oktober 2017

Lange Zeit war der Leondinger Feuerwehrausrüster Rosenbauer ein Paradebeispiel für kontinuierliche Unternehmensführung und eine wertschätzende Firmenkultur. Mit Vorstandsvorsitzendem Dieter Siegel ist ein neuer Stil eingezogen. Mit seinen harten Veränderungen will Siegel das Familienunternehmen neu ausrichten. Die Folgen seines Kurses werden nun immer sichtbarer und führen zu massiver Verunsicherung der Belegschaft. Auch innerhalb der Eigentümerfamilien – Siegel gehört einer an – soll es zu groben Unstimmigkeiten gekommen sein.

Einen ersten Höhepunkt erreichten die Streitigkeiten rund um das Hinausdrängen der Vorstandsmitglieder Gottfried Brunbauer (Technik) und Günther Kitzmüller (Finanzen). Zum einen soll es unterschiedliche Auffassungen über die Geschwindigkeit des Veränderungsprozesses gegeben haben. Die beiden hätten im Gegensatz zu Siegel eine Politik der kleinen Schritte forciert. Zum anderen sollen Brunbauer und Kitzmüller kritisiert haben, dass die Lebensgefährtin Siegels für Workshops und Coachings bei Rosenbauer engagiert wurde. Dem Vernehmen nach soll diese Praxis erst durch den Aufsichtsrat unterbunden worden sein. Siegel soll vor dem Aufsichtsrat hoch gepokert haben, getreu dem Motto: "die beiden oder ich".

Ersetzt wurden die erfahrenen Manager durch relativ junge Führungskräfte: Finanzchef Sebastian Wolf und Technikvorstand Daniel Tomaschko sind beide 34 Jahre alt.

Im Sog der Abgänge auf der obersten Ebene ist es zu etlichen Veränderungen in der zweiten Führungsetage gekommen. Erst jüngst wurde die Neuorganisation in einer internen Mitteilung der Mannschaft zur Kenntnis gebracht.

Nicht nur in der Belegschaft, sondern vor allem beim Hauptaktionär, der Familie, werde der Managementumbau höchst kritisch beobachtet, berichten Insider. Es würden Sorgen laut, dass es zu einem bedenklichen Verlust an Wissen und Erfahrung komme.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, hatte Siegel im OÖN-Gespräch vor dem Sommer zwar zugestanden, dass seine Vorgehensweise für ein Familienunternehmen wie Rosenbauer "unüblich" sei. Gleichzeitig betonte er, dass es innerhalb der Familie "großes Verständnis" für den Konzernumbau gebe.

Für das erste Halbjahr 2017 wurde dann ein herber Gewinneinbruch bekannt gegeben: Das Betriebsergebnis ist von 18,8 auf 2,7 Millionen Euro eingebrochen. Schon im Frühling wurde die Dividende für 2016 von 1,50 auf 1,20 Euro je Aktie gekürzt, was bei den Eigentümerfamilien keine Begeisterung ausgelöst hat.

Die Eigentümerfamilien halten 51 Prozent der Anteile, die in der Rosenbauer Beteiligungsverwaltung GmbH gebündelt sind. Es gibt laut Firmenbuch 16 Einzelgesellschafter.

Die Beteiligungsverwaltung wurde 2005 eingerichtet, um Anteilsverkäufe an Familienfremde zu verhindern. Seinerzeit hatte KTM-Chef Stefan Pierer mehr als 25 Prozent der Rosenbauer-Aktien erworben, zum Teil aus Familienbesitz. Nach zähem Ringen einigte sich damals der mittlerweile verstorbene Langzeit-Chef Julian Wagner mit dem ungeliebten Aktionär auf einen Ausstieg.