Rätselraten um große Molkereifusion, SalzburgMilch auf der Überholspur

22.April 2017

Die Molkereigenossenschaft Gmunden hat mehr als 2600 Milchbauern als Eigentümer. Obmann Josef Fürtbauer und Geschäftsführer Michael Waidacher werden ihnen heute, Samstag, bei der Generalversammlung im Kongresszentrum Toscana in Gmunden die Jahresbilanz 2016 vorlegen.

Diese Bilanz ist durchwachsen: Wegen des Preisrückgangs ist der Umsatz um mehr als acht Prozent gesunken. Das bedeutete für die Eigentümer schmerzhafte Erlöseinbußen, und die Nummer drei auf dem österreichischen Milchmarkt ist beim Umsatz erstmals von der sehr expansiven Salzburg Milch GmbH überholt worden.

Wert statt Menge

Andererseits seien Umsatz und Menge nicht das strategische Ziel, sagt Fürtbauer den OÖNachrichten: "Wir müssen Produkte mit höherer Wertschöpfung forcieren. Wir wollen unsere Marke Gmundner Milch ausbauen und bei Käse wachsen." Nach der Loslösung von "Schärdinger" vor 20 Jahren wollte die Genossenschaft ihre Eigenmarke auf 30 Prozent des Umsatzes ausbauen. Erreicht wurde nicht einmal die Hälfte davon, weil das Geschäft mit der Produktion für Lebensmittelketten und von – leicht austauschbarer – H-Milch lange gut lief.

Mittlerweile ist der Markt in allen Produktgruppen überfüllt. Österreichs Molkereiwirtschaft muss 50 Prozent der Milchmenge exportieren und trifft dort auf viel wettbewerbsfähigere Konzerne. Deshalb steht wieder eine "große österreichische Milchlösung" – der Zusammenschluss mehrerer Molkereibetriebe – auf der Tagesordnung. "Mit unserer Größe haben wir eine Berechtigung auf dem Markt", sagt Fürtbauer: "Wenn sich Zusammenarbeit oder eine Fusion anbieten, werden wir aber sicher darüber reden." Es sei aber gut für Milchbauern, wenn es mehr als einen Abnehmer gebe. Außerdem entstünden Kartellrechtsprobleme.

Anlass für die neue Diskussion ist der Kauf der niederösterreichischen NÖM AG durch deren rund 3200 Milchbauern. Derzeit gehören ihnen 25 Prozent minus einer Aktie, die Mehrheit ist bei der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien. Deren Führung ist gesprächsbereit; allerdings müssten sich die Bauern den Kaufpreis leisten können. "Die Verhandlungen haben noch nicht begonnen", teilt ihr Vertreter Leopold Gruber-Doberer den OÖN mit.

Die Niederösterreicher könnten einen Hartkäseproduzenten wie Gmundner oder SalzburgMilch als Partner gut gebrauchen, weil sie auf Trinkmilch und Joghurt spezialisiert sind. Doch auch Christian Leeb, Geschäftsführer des enorm expansiven Salzburger Unternehmens, winkt zum Thema Fusion ab: "Mit unserer Strategie geht es uns sehr gut. Wieso sollten wir jetzt etwas Neues anfangen?"

Niemand will Strukturhilfe

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hatte im Vorjahr, als der Bauernmilchpreis nach Auslaufen der EU-Milchmarktordnung um ein Drittel fiel, finanzielle Hilfe für eine Strukturreform der Molkereien angekündigt. Bisher hat kein Unternehmen Geld abgerufen. "Nur weil es eine Förderung gibt, fange ich nicht irgendwelche Aktionen an", sagt Leeb.

 

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Der Aufstieg von SalzburgMilch

41,6 Prozent der Anteile an SalzburgMilch hält der bayerische Milchkonzern Meggle aus Wasserburg am Inn. Mehrheit: die Bauerngenossenschaften Milchhof, Käsehof Salzburg, Tauernmilch.

247 Millionen Kilo Milch verarbeitete SalzburgMilch im Vorjahr. „Wir werden sicher Richtung 300 Millionen gehen“, sagt Geschäftsführer Leeb. Zuletzt wurden 30 Bauern aus dem Raum Vöcklamarkt übernommen.

50 Prozent der Milchmenge sind Spezialqualität, etwa Bio- und Heumilch. Das Segment wächst stark, ist besonders bei Handelsketten im Ausland gefragt.