Perspektiven für Regionalflughäfen: Mehr Touristen oder Bruchlandung
LINZ. Experte: Rückgang der Flugpassagiere in Linz dürfe nicht hingenommen werden.
Der Rückgang von rund 100.000 Passagieren innerhalb eines Jahres auf dem Linzer Flughafen lässt nicht kalt. Die OÖN haben gestern über die Abfertigungszahlen auf dem Flughafen Hörsching mit einem Minus von 530.000 auf 430.000 berichtet. Auf nachrichten.at haben viele Leser die Entwicklung kommentiert. Die OÖN haben mit dem unter anderem auf Flughäfen spezialisierten Berater Stefan Höffinger über Lösungen und Drohszenarien gesprochen.
Schmerzgrenze: Der gebürtige Linzer Höffinger sagt, das Unterschreiten einer Passagierzahl von 500.000 sei eine Schmerzgrenze, die man nicht hinnehmen dürfe. "Man darf nicht unter eine gewisse Wahrnehmungsgrenze fallen. Eine halbe Million Passagiere im Jahr ist so eine Größenordnung." Betriebswirtschaftlich liefert der Flughafen Linz noch immer gute Ergebnisse ab. Diesbezüglich sei zu beachten, ob die beiden Hälfte-Eigentümer Land Oberösterreich und Stadt Linz nur die Dividenden kassierten – oder ob man auch investiere. Die Investitionen sind laut Geschäftsbericht des Flughafens zuletzt deutlich zurückgefahren worden. Ganz schwierig werde es, wenn die Passagierzahl Richtung 200.000 bis 300.000 zurückfalle: "Dann wird es auch betriebswirtschaftlich schwierig."
Lösung Tourismus: Für Höffinger ist klar: "Ohne auch eine Tourismus-Destination zu sein, funktioniert es für keinen Regionalflughafen. Das ist ein Gesetz, das man beachten muss. Nur Geschäftsreisende reichen nicht." Dazu müsse die Attraktivität von Oberösterreich als Zielgebiet gesteigert werden. Oberösterreich sei ein gutes Produkt, das aber zu wenig einheitlich aufgetreten sei. "Die industrielle Stärke ist die touristische Schwäche." Charterflüge in den Süden genügten nicht für eine stabile Passagierentwicklung. Da wirke es sich aus, wenn – wie im Fall Linz – wichtige Ziele wie die Türkei wegfallen. In den nächsten zwei, drei Jahren müssten entscheidende Weichenstellungen erfolgen, sonst drohe der Absturz in die Bedeutungslosigkeit.
Erfolgsbeispiel Salzburg: Der stärkste Regionalflughafen in Österreich mit 1,8 Millionen Passagieren (davon fast 1,4 Millionen im Linienverkehr) sei nicht immer eine starke Flugdestination gewesen, sagt Höffinger. Salzburg liege wie Linz nahe an München und habe es dennoch geschafft, attraktive Flugurlaubspakete zu schnüren. Der Linzer Weg, sich als Abflug- oder Ankunftsflughafen für Donaukreuzfahrten zu positionieren, sei ein Weg in die richtige Richtung. Die verstärkte Kooperation mit Südböhmen bringe zusätzliches Aufkommen.
Abschreckendes Beispiel Klagenfurt: Für den Airport-Experten, der heuer eine Analyse über die weltbesten Flughäfen erstellt hat, zeigt der Flughafen Klagenfurt, wie es nicht funktioniert. Dort zählte man 2015 weniger als 230.000 Passagiere. "Kärnten ist ein Urlaubsland. Für Flugreisende wurde allerdings über die Jahre kein Angebot aufgebaut", sagt Höffinger.
Management: Dem Management, dem viele Leser auf nachrichten.at Vorwürfe nicht ersparen, attestiert Höffinger, den Flughafen operativ gut zu führen. Zu zurückhaltend sei man lange gewesen, was die strategischen Allianzen mit dem Tourismus anlangt. Hier seien Lösungen auf höherer Ebene nötig. Wegen der kurzen Wege und zeitschonenden Abfertigung ist Hörsching für den Vielflieger Höffinger noch immer sein "Lieblingsflughafen".
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Das Hauptproblem meiner Meinung nach ist die mangelnde Anbindung an Drehkreuze - momentan sind nur Lufthansa-Hubs zu erreichen was die Flüge mangels Konkurrenz oft recht teuer macht. Dazu kommt, dass die Verbindung nach Wien nur mehr frühmorgens bzw. spätabends Sinn macht.
Hätte der Flughafen Verbindungen mit AF nach Paris, mit BA nach London, mit KLM nach Amsterdam etc... würde sich auch preislich was tun und der Flughafen würde interessanter. Tatsache ist jedoch, dass Touristen oft schon gar nicht mehr auf Angebote von Linz achten da diese meist wesentlich über den Preisen von Wien/München liegen.
Der Airport macht Jahr für Jahr Gewinne.
Die Gesellschafter ziehen Jahr für Jahr Geld raus!
Zuletzt 2015 fast 6,0 Mio Euro !!
Die Gesellschafter pumpen auch viel Geld rein, Jahr für Jahr, egal welches Mascherl den Zuschüssen nun umgehängt wird.
Aber es gibt viele Möglichkeiten, wie man sich einen Passagierverlust von über 30% allein von 2012 auf 2016 schönreden kann.
Der Rückgang ist eh durch nichts zu beschönigen, keine Frage.
Aber: Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen kostet der Betrieb dem Steuerzahler auch investitionsbereinigt
kein Geld.
Für Linz und OÖ ist die mangelhafte Anbindung aber ein Problem - und die Konkurrenz in Szg, Muc usw. lacht sich krumm und dämlich.
Positiv, dass das Gesamtergebnis im Plus ist. Allerdings nicht bei 6 mio, sondern es gab 2015 einen ungefähr so hohen Bilanzgewinn (vermutlich aus Einmaleffekten, denn im Umsatz, Aufwand etc. zeigt sich das nicht). Mehrjährig gesehen lag der Bilanzgewinn im Schnitt bei ungefähr 2 mio.
Das darf aber nicht davon ablenken, dass das geringere Passagieraufkommen nicht bloß in dem aus welchen Gründen auch immer gesunkenen Outgiong-Geschäft liegt. Sondern es fehlt am Incoming, da kann der Vorsitzende des Aufsichtsrats (der zugleich Linzer Tourismusobmann ist) in der ihm eigenen Manier noch so großartig daherreden. Donau-Moldau-Region und ähnliches Blabla. Das Incoming hätte aber positive Zusatzwertschöpfung für Linz und Umgebung.
Ich kann das Wort "Donau-Moldau" schon nicht mehr hören. Wir haben ein Riesen-Problem bei Incoming, und das liegt an einer grauenhaften Vermarktung der Destination OÖ. Wir haben unglaublich schöne Gegenden hier bei uns, und niemand kennt sie. Und es gibt auch keine Hotels auf internationalem Standard, außer einige wenige in Linz. Die Chinesen reisen zu tausenden nach Hallstatt und Cesky Krumlov, aber ich bin mir sicher, dass die alle nach Wien fliegen und von dort organisierte Bustouren machen.
Moldau an sich ist eine interessante Region, mit wenigen Highlights ABER die sind unglaublich kreativ und tun was für den Tourismus (ohne alles ständig zu zerreden). Beispiel Lipno. Allerdings ist das (noch) ein Low-Budget Tourismus der sich sehr an regionale Gäste sowie Campingtouristen richtet.
Wenn man einen Fluggast aus Resteuropa oder Übersee nach Linz bringen will, muss man weiter denken. Die unglaubliche Schönheit des Gebirges im Salzkammergut wäre da ein Beispiel.
Der Jahresvergleich 2016 zu 2015 ist nur die halbe Wahrheit. Tatsache ist, dass Hörsching im Jahr 2008 noch rund 760.000 Passagiere hatte, jetzt sind es um satte 43% weniger, also fast eine Halbierung.
Seit 2008 sind die Passagierzahlen - bis auf einen minimalen Zuwachs 2011 - ständig zurückgegangen.
Gratulation den Gesellschaftern, welche sich Jahr für Jahr neue Ausreden aufs Auge drücken lassen und viel öffentliches Geld reinbuttern.
Ein Pfui dem Aufsichtsrat, der seit Jahren den quasi-pragmatisierten Geschäftsführer auf Händen trägt. Aber "man kennt sich ja", da kratzt keiner dem anderen ein Auge aus.
Hier die Grafik dazu, 2016 ist noch nicht enthalten:
http://www.linz.at/zahlen/050_Infrastruktur/050_Verkehr/020_Flughafen/FLUGGAE.png