Milch: Rückkehr zur Glasflasche, aber nur im Top-Segment

Von Josef Lehner   07.März 2018

Ab 1990 verdrängte Milch im Tetra Pak die Glasflasche aus dem Supermarktregal. Nur noch wenige Geschäfte in Österreich haben sie im Angebot, meist Produkte von Bauern aus der Region. Nun bringt der österreichische Marktführer, Berglandmilch, wieder Milch und Joghurt im Glasgebinde.

"Wir werden Sonderprodukte wieder in Glas abfüllen", bestätigt Josef Braunshofer den OÖNachrichten. Die Schärdinger-Topmarke "Berghof" und TirolMilch (gehört ebenfalls zum Konzern) werden ab Mitte April auch in Flaschen im Regal sein. "Es gibt Konsumenten, die das so wollen", sagt der Konzernchef. Es handle sich um konventionell produzierte Milch. "Wir sagen klassik dazu; konventionell klingt abwertend", so Braunshofer. Für Handelsketten werde auch die Bio-Marke im Glas angeboten.

Kein Mehrwegsystem

Es handelt sich um Bergbauernmilch, weshalb die Abfüllanlage im Konzernbetrieb in Wörgl installiert wurde. Investition: mehr als eine Million Euro.

Trotz dieser Initiative werden Umweltschützer nicht jubeln, weil es kein Rückgabesystem gibt. Der Handel akzeptiere keine neuen Mehrwegsysteme, heißt es, weil sie Personal, Manipulationsfläche und Transportraum benötigen. Weil Konsumenten mitunter giftige Stoffe in die Flaschen füllen, müsse generell mit aggressiven Reinigungsmitteln gearbeitet werden. Auch Glassplitter seien ein Horror.

Experten streiten deshalb, ob Mehrweg ökologischer sei. Als Faustregel gilt: Ab mindestens 15 Umläufen und maximal 200 Kilometern Transportweg profitiere die Umwelt. Ohne Pfandsystem habe Mehrweg jedoch keine Chance. Seit gesetzliche Auflagen gelockert worden sind, ist Mehrweg bei Getränken im Supermarkt von 60 auf 20 Prozent gesunken. 1990 waren es noch 80.

Billigmarke auch Bio

Ungewöhnlich ist eine weitere Schärdinger-Innovation: Seit der Vorwoche gibt es die Haltbarmilch "Formil" auch in Bio-Qualität. H-Milch gilt als Billigprodukt. Braunshofer: "Wir haben ein neues Erhitzungsverfahren. Noch nie ist H-Milch so schonend hergestellt worden. Deshalb ist Bio-Formil gerechtfertigt."

Außerdem habe der Milchkonzern ausreichend Bio-Milch. Die Anlieferung ist im Vorjahr um mehr als zehn Prozent gestiegen. Viele Mitglieder hätten neu auf Bio umgestellt; bestehende hätten ihre Liefermengen überdurchschnittlich gesteigert. Seit Monaten würden deshalb keine neuen Biobauern aufgenommen.