Malina-Altzinger: Vom Kaufmann zur Welser Industriellenfamilie
Vor 111 Jahren verließ der junge Ludwig Altzinger den elterlichen Kaufladen im Waldviertler Großgerungs und trat in die seit 1845 bestehende Großhandlung A. Stadlbauer in Wels ein. Daraus entstand eine der bedeutendsten oberösterreichischen Unternehmerfamilien.
Vor 111 Jahren verließ der junge Ludwig Altzinger den elterlichen Kaufladen im Waldviertler Großgerungs und trat in die seit 1845 bestehende Großhandlung A. Stadlbauer in Wels ein. Daraus entstand eine der bedeutendsten oberösterreichischen Unternehmerfamilien. Sie ist heute in der Industrie tätig, aber auch im Handel und im Immobiliengeschäft.
Vor dem Zweiten Weltkrieg trat Eugen Malina-Altzinger (Jahrgang 1914) in das Stadlbauer-Handelsgeschäft seines Großonkels Ludwig Altzinger ein. Die Großhändler hatten als Lieferanten der regionalen Krämer eine wichtige Funktion. 1953 übernahm Eugen das Unternehmen ins Alleineigentum. Mit Aufkommen von Supermärkten und Handelsketten verloren die Großhändler ihre Aufgabe.
Handel eingestellt
Die Firma A. Stadlbaueer wurde noch selbst zum Supermarkt-Betreiber (Superpoint). Der geschäftsführende Gesellschafter war mittlerweile Paul Malina-Altzinger. 1987 verkaufte die Familie die Handelsaktivitäten an Spar; die Immobilien hält sie bis heute.
Paul Malina-Altzinger ist seither bei Spar in Führungsfunktionen tätig. Seit Jahren leitet der heute 61-Jährige die Entwicklung österreichischer Einkaufszentren, etwa des Varena Vöcklabruck oder des Atrio Villach.
Längst ist der Fahrzeugbau zentraler Geschäftszweig der Familie. Dabei handelt es sich um die Reformwerke Bauer in Wels, und die werden von Bruder Clemens (57) geführt.
Die Reformwerke wurden 1910 von Johann Bauer gegründet. Der Name sollte Neues verkünden. Landwirtschaftliches Gerät wurde gebaut, etwa Sämaschinen. Nach dem Krieg stellte Johann Bauer die Fertigung mit einer Gießerei neu auf. Die landwirtschaftlichen Geräte gewannen aber die Oberhand. Erste Erfolgsprodukte waren Motormäher – sie sind noch heute im Programm. Das Unternehmen wurde Motor bei der Mechanisierung der Berglandwirtschaft. 1990 wurden 780 Mitarbeiter beschäftigt. 2003 wurde die Gießerei zugesperrt.
Motor Eugen Malina
Prägende Persönlichkeit war der Vater der jetzigen Führungsgeneration, Eugen Malina-Altzinger. Nach dem Tod seines Schwiegervaters Johann Bauer lenkte er zusammen mit Schwager Carl Niedersüß und nach dessen Tod mit Schwester Anna Niedersüß die Reformwerke. Daneben war er Industriellen-Präsident und Kammer-Vizepräsident.
2003 starb er. Heute gehören die Reformwerke zu 34,5 Prozent seiner Frau Inge und zu elf Prozent Sohn Paul. Die Fäden ziehen als größter Gesellschafter und Geschäftsführer Sohn Clemens und als Aufsichtsrätin Tochter Edith Landsiedl (ca. 42 bzw. ca. 12,5 Prozent). Ein Prozent hält Tochter Brigitte Seltenhammer.
Die Familie verwaltet auch Immobilien und Tankstellen in Wels, aber das ist das Reich von Paul Malina-Altzinger. Der freut sich, vor drei Jahren das Stammhaus in Großgerungs zurückgekauft und revitalisiert zu haben.
Die Malina-Altzingers
Eugen (1914–2003)
• Übernahm 1953 von seinem Großonkel Ludwig Altzinger den 100 Jahre alten Großhandel A. Stadlbauer in Wels.
• Ab 1954 Geschäftsführer der Reformwerke Bauer. Ab 1998 ist die Familie Alleineigentümer.
• Präsident der Industriellen-Vereinigung OÖ, Wirtschaftskammer-Vizepräs.
Paul (*1949)
• Manager bei Spar European Shopping Centers in Salzburg (Entwicklungsleiter Österreich).
• Zuvor ab 1979 Geschäftsführer und Gesellschafter des Großhandels A. Stadlbauer Wels, inkl. Superpoint-Märkte.
• Führt heute auch private Immobilienprojekte und drei Tankstellen in Wels.
Clemens (*1954)
• Geschäftsführer und Hauptgesellschafter der Reformwerke Bauer in Wels. In der Geschäftsführung verantwortlich für Verkauf (Finanzen: Reinhard Riepl; Technik Herbert Schwaiger).
• Vizepräsident der Wirtschaftskammer OÖ., stellvertr. Obmann der Industrie in der Bundeskammer.