Linz Textil: Lehner zahlt 1,3 Millionen nach umstrittenen Immo-Deals zurück

Von Sigrid Brandstätter   13.Oktober 2017

Die Immobiliengeschäfte rund um die Familie des Linz-Textil-Hauptaktionärs Dionys Lehner standen schon bei der ordentlichen Hauptversammlung der Linz Textil AG im Mai im Zentrum. Damals wurden die Konflikte lautstark ausgetragen. Gestern folgte auf Betreiben der streitbaren Minderheitsaktionäre rund um die Wiener Sogas Beteiligungsgesellschaft eine Neuauflage der Gesellschafterversammlung. Dieses Mal wurde aber mit feinerer Klinge gekämpft als beim letzten Mal.

Die Sitzung wurde von Rechtsanwalt Günther Grassner aus Linz geleitet. Er hat den Aufsichtsratsvorsitz übernommen, nachdem Vorgänger Anton Schneider vor wenigen Tagen das Handtuch geworfen hatte. Grassner machte zu Beginn klar, dass er deeskalierend wirken wolle. Dass es zwischen den gegensätzlichen Parteien diesmal höflich, fast freundlich zuging, hatte allerdings auch mit der jüngsten Aufarbeitung in den vergangenen Monaten zu tun.

Der langjährige Vorstandschef und Aufsichtsrat von Mai bis gestern, Dionys Lehner, startete mit einem 70-minütigen Statement über seine 40 Jahre bei der Linz Textil. In dem Vortrag brachte er sein Unverständnis über den Konflikt mit den Minderheitsaktionären mehrmals zum Ausdruck. Allerdings überraschte er mit der Ansage, er habe Geld an die Gesellschaft gezahlt – allerdings nicht als Schuldeingeständnis, sondern um den Konflikt beizulegen. Dieser lähme jede Expansionsabsicht der Gesellschaft und koste einen "zweistelligen Millionenbetrag".

Wie die Zahlungen Lehners genau aussehen, schlüsselte der jetzige Vorstandssprecher Hermann Wiesinger auf: Zum ersten geht es um das Haus Margarethenweg 11 in Linz. Dieses Anwesen ist jenes Objekt, das ursprünglich die Linz Textil ankaufte und das der Wohnsitz des jeweiligen Vorstandschefs werden sollte. Mitten in den Bauarbeiten kaufte Lehners Ehefrau Barbara auf Anraten des damaligen Aufsichtsratschefs Roman Leitner das Objekt aus steuerlichen Gründen. Dieser Vorgang ist seither Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren.

Lehner zahlt auch Gutachten

Bisher argumentierte Linz Textil mit einem Buchverlust, der aber mit dem Wohnrecht gegengerechnet werden müsste. Über den Sommer wurde noch einmal neu beurteilt: Jetzt wurde ein Schaden für die Linz Textil von 429.000 Euro festgestellt. Den hat Lehner bezahlt. Weitere 586.000 Euro hat er für das ihm eingeräumte Wohnrecht zurückbezahlt. Allerdings will Lehner diesen Betrag ganz oder teilweise zurückfordern, wenn festgestellt würde, dass er die Summe zu Unrecht bezahlt hat. Auch die Kosten für ein Gutachten von 110.000 Euro für eine erste Sonderprüfung hat Lehner übernommen.

Eine zweite Immobilie hat Linz Textil für den damaligen Vorstand Alexander Hofstadler angemietet – von einer Gesellschaft der Familie Lehner. In diesem Zusammenhang hat Linz Textil Sanierungskosten zurückgefordert und erhalten: 214.123 Euro.

Die kritischen Aktionäre waren von der Mitteilung überrascht. Sogas-Anwalt und Wortführer Ingo Kapsch gestand ein, dass das Unternehmen in Sachen Transparenz auf einem richtigen Weg sei. Mit ihrem Antrag auf eine Sonderprüfung blieben die Aktionäre, die elf Prozent der Anteile halten, in der Minderheit. Sie meldeten allerdings Widerspruch zum Protokoll an – womit der Konflikt aller Freundlichkeiten zum Trotz in die nächste Runde geht.