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Lenzing-Chef: "Das Projekt steht heute in einem anderen Licht da"

Von Susanne Dickstein, 28. September 2018, 00:04 Uhr
Lenzing-Chef: "Das Projekt steht heute in einem anderen Licht da"
Die Erfolgsfaser Tencel: Das weltweit größte Produktionswerk sollte in Mobile/Alabama entstehen. Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

LENZING. Der Faserhersteller Lenzing überraschte Mittwoch Abend mit dem vorläufigen Baustopp seines US-Werks. Lenzing-Chef Stefan Doboczky begründet ihn mit einem Mix an externen Faktoren.

Im Dezember 2016 haben Sie das neue US-Werk in Alabama noch als Meilenstein in der Umsetzung der Strategie gepriesen. Jetzt wird der Bau überraschend gestoppt. Warum?

Doboczky: Wir haben als Vorstand die Entscheidung getroffen, das Projekt vorübergehend zu stoppen. Das "Vorübergehend" meinen wir auch so. Ein Grund dafür sind die deutlich gestiegenen Spannungen zwischen den Wirtschaftsblöcken. Wir wollen Fasern von USA nach Asien exportieren. Das Risiko von Handelshemmnissen und Zöllen ist seit Baubeginn massiv gestiegen, insbesondere im Zusammenhang mit China, das für uns ein wichtiger Markt ist. Dazu kommt, dass die Investitionstätigkeit an der US-Golfküste deutlich zugenommen hat: Arbeitskräfte sind knapp, die Stundentarife teilweise doppelt so hoch wie vor ein paar Monaten. Die Kombination dieser Faktoren lässt das Projekt heute in einem anderen Licht dastehen. Wir können es aber jederzeit reaktivieren.

Es ist aber unwahrscheinlich, dass es kurzfristig billiger wird.

Wir rechnen auch nicht damit, dass es eine Frage von ein, zwei Quartalen ist. Wir werden daher in den Jahren 2019 und 2020 keine zusätzlichen Volumina auf den Markt bringen. Wir werden Geduld haben müssen.

275 Millionen Euro wurden für den Bau veranschlagt. Hat es Überschreitungen gegeben?

Wir haben bisher viele, parallele Basisarbeiten gemacht. Viele Aufträge ständen aber jetzt zur Vergabe an, weil das Kernstück der Anlage in Bau gegangen wäre. Würden wir weitermachen, käme es zu massiven Kostenüberschreitungen. Davor schützen wir uns. Es wird durch den Baustopp keine großen Einmaleffekte geben.

In Alabama hätten 90.000 Tonnen Lyocell-Fasern pro Jahr produziert werden sollen. Wie soll diese Lücke geschlossen werden?

Kurzfristig wird eine Lücke bleiben, die wir nicht schließen werden können. Wir werden die Ressourcen stark in Richtung unseres Thailand-Projekts orientieren. Es ist aber klar: Wir werden eine Verzögerung des Lyocell-Wachstums, das wir uns vorgenommen haben, akzeptieren müssen. Wachstum muss auch ökonomisch Sinn ergeben.

Sie haben sich vorgenommen, bis 2020 die Hälfte des Umsatzes mit Spezialfasern zu machen.

Es ist es nicht ausgeschlossen, dieses Ziel trotzdem zu erreichen. Wir haben eine Vielzahl an Aktivitäten wie etwa den Ausbau der Lyocell-Produktion in Heiligenkreuz. Wir waren im vergangenen Quartal bei mehr als 45 Prozent.

Der Ausrichtung hin zu Spezialfasern ist ergebnisgetrieben, weil die Margen in diesem Bereich besser sind. Was bedeutet der Baustopp für das Ergebnis?

Wir befinden uns in einem schwierigen Viskosemarkt, daher der Fokus auf Spezialfasern. Während sich aber viele unserer Konkurrenten fragen, ob sie die Anlagen drosseln sollen, diskutieren wir darüber, ob wir das viert- oder das fünftbeste Jahr in der Unternehmensgeschichte haben. Unser Geschäftsmodell ist erfolgreich. Teil des Erfolgs ist, nicht immer nur zu beschleunigen, sondern auch zu reagieren, wenn sich externe Faktoren verändern.

Welche Auswirkungen hat der Stopp für den Standort Lenzing?

Wir werden uns jetzt intensiv dem Projekt in Thailand widmen. Dort finden die Vorbereitungsarbeiten für das neue Werk statt. Parallel dazu werden wir uns natürlich damit auseinandersetzen, welche Alternativen wir woanders haben. Zurzeit exportieren wir stark aus Österreich und Europa heraus. Wir haben ein Klumpenrisiko und müssen uns verbreitern.

Bei Ihren Aktionären ist die Neuigkeit schlecht angekommen. Die Aktie ist mehr als zehn Prozent im Minus.

Dass Investoren den Schritt nicht goutieren, ist nicht angenehm. Langfristig ist er im Interesse der Firma richtig. Wir werden in den kommenden Monaten Klarheit über die Strategie schaffen.

Lenzing-Chef: "Das Projekt steht heute in einem anderen Licht da"
Stefan Doboczky, Lenzing-AG-Vorstandschef Bild: (APA)

Stefan Doboczky, Lenzing-AG-Vorstandschef 

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18  Kommentare
18  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
oldcharly (2.292 Kommentare)
am 28.09.2018 18:37

Wieviel KOHLE dass von Arbeitern in Lenzing erwirtschaftet wurde wird mit dieser Einstellung des BAU,S in Sand gesetzt und was sagen die Aktionäre??

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strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 28.09.2018 14:19

Die Amerikaner haben uns Europäer stets nur wegen unserer Naivität belächelt.Ein Sprichwort lautet :Gehst du über den Großen Teich, gibt es eine schöne Leich`.

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AlfDalli (3.986 Kommentare)
am 28.09.2018 11:01

Schaut nicht gut aus.

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BananaJoe (139 Kommentare)
am 28.09.2018 09:56

"Verdoppelung der Stundesätze innerhalb von ein paar Monaten?"

Das klingt nach einer reinen Schutzbehauptung. Bevor man eine Werk baut sollte man sich die Rahmenbedingungen sehr genau anschauen -
darunter besonders wichtig: die verfügbaren Arbeitskräfte

Herr Doboczky spricht generell davon, dass Arbeitskräfte knapp geworden sein sollen -> das wirkt sich in Österreich aber auch nicht so aus, als das sich deswegen unsere Löhne verdopplen sollten (^^ hahahah)

Ich arbeite in der IT - alle jammern hier würden Fachkräft fehlen - nichtsdestotrotz steigen die Löhne nicht in diesem Maße.
Viele gehen auch gleich ins Ausland, weil sich hier viel mehr Geld als in Österreich verdienen lässt - hier besonders die Programmierer.

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jago (57.723 Kommentare)
am 28.09.2018 12:04

Der Mexiko-Zaun braucht alle US-Resourcen. Damit hat wohl in EU kaum wer kalkuliert.

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spoe (13.502 Kommentare)
am 28.09.2018 13:30

Angebot und Nachfrage.

In den USA ist es momentan extrem, speziell bei den Projekten ausländischer Unternehmen kann beim lokalen Zukauf einige Absprachen bei den Anbietern erkennen. Da verdient man sich schnell ein Körberlgeld. So was gab es früher eher in Russland, jetzt auch in den USA.

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tofu (6.975 Kommentare)
am 28.09.2018 07:19

Was ist aus dem geplanten Werk in Indien geworden?

Dort wurde meines Wissens auch gekauft, gegraben und dann hörte man nichts mehr.

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spoe (13.502 Kommentare)
am 28.09.2018 08:08

Man hat sich nicht ausreichend bzw. aktiv um die nötigen Genehmigungen gekümmert. Am Ende hat sich der lokale Platzhirsch durchsetzen können und das "Genehmigungverfahren" ging negativ aus.

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tofu (6.975 Kommentare)
am 28.09.2018 08:41

Danke für die Information!

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laechler (946 Kommentare)
am 28.09.2018 09:55

....ja und Bayou in USA. Investitionen in den USA scheinen nicht die Spezialität von Lenzing zu sein. L

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 28.09.2018 07:16

Lieber zu Früh die Reislinie ziehen als öster.
Arbeitsplätze zu gefährden.

Darum ist eine EU ohne Grenzen für einen freie Wirtschaft so wichtig.

Wenn Zölle eine Peissteigerung beinhalten tach China um nicht konkurrenzfähig sein zu können oder keine Gewinnspanne vorhanden ist die richtige Entscheidung.

Wie sieht eigentlich der amerikanische Markt aus?
Ist eine Firma nicht mit einem Werk im Land besser aufgestellt um dieses zu erobern.

Wie siehts von Russland aus den asiatischen Markt zu erobern.

Dazu musst die politischen Verhältnise genau kennen und eventuele Entwicklungen imInland - qualifizierte Arbeitsbedingungen - Wetterlage usw.

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neptun (4.140 Kommentare)
am 28.09.2018 09:42

Der Wirtschaftsexperte und erfolgreiche Unternehmer meldet sich zu Wort, putzig geschrieben!

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kpader (11.506 Kommentare)
am 28.09.2018 07:07

...wirtschaftlich richtige Entscheidung.

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spoe (13.502 Kommentare)
am 28.09.2018 08:09

Jedenfalls ein wichtiger Schlag gegen die lokale "Anbietermafia", die ihre Preise hinaufgeschraubt hat.

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susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 28.09.2018 03:54

Ich frage mich schon lange, ob der derzeitige Lenzing-Vorstand tatsächlich für die derzeitige internationale Wirtschaftslage die besten Köpfe sind. Begonnenes bringt man zu Ende und macht das Beste daraus, der CEO braucht nicht darüber spekulieren, dass die in den USA erzeugten Fasern für den asiatischen Markt bestimmt gewesen wären. Bis das Werk in den USA überhaupt in Betrieb gehen kann, selbst ohne Baustopp, sieht die Wirtschaftslage wieder ganz anders aus!

Auch die VOEST hatte damals beim Bau ihres Werks in den USA vor nicht allzu langer Zeit mit unerwarteten Kostensteigerungen und auch mit anderen Herausforderungen zu kämpfen. Jetzt aber rechnen sich diese Investitionen!

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jago (57.723 Kommentare)
am 28.09.2018 09:39

Könnte es sein, dass das USA-Werk wegen der US-Aktionäre gebaut werden sollte und dass jetzt der Kurs wegen der enttäuschten US-Aktionäre gefallen ist?

Und nichts mit realen, geschäftlichen Angelegenheiten zu tun hat.

Sondern nur mit dem Blasendruck der US-Aktionäre grinsen

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neptun (4.140 Kommentare)
am 28.09.2018 09:44

Lenzing ist ähnlich wie Rosenbauer ein Unternehmen bei dem sich die Jubelmeldungen und Hiobsbotschaften sowie Einstellungen und Kündigungen in schöner Regelmäßigkeit abwechseln.

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jago (57.723 Kommentare)
am 28.09.2018 12:02

Das kann schon/durchaus sein grinsen

Hat aber mit meiner auf die US-Aktionäre bezogenen Antwort auf den Vorposter IMHO nichts zu tun.

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