Kampf um den Müll

Von Dietmar Mascher   16.Jänner 2015

Es ist die erste größere Erfolgsmeldung, mit der der neue Generaldirektor der Linz AG, Erich Haider, nach seinen ersten 100 Tagen in dieser Funktion aufwarten kann: Ab 2016 werden die Bezirke Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land sowie Schwaz ihren Müll mit der Bahn nach Linz bringen und im Reststoffheizkraftwerk (RVA) verbrennen lassen. Dabei geht es um Müllmengen von 50.000 bis 75.000 Tonnen im Jahr.

Für die Linz AG bedeutet das, dass mit Müllmengen aus Linz und Oberösterreich, aber auch aus Zell am See sowie aus dem Unteren Inntal die eigene Abfallverbrennung für zehn Jahre ausgelastet sein wird. Die RVA in Linz ist für eine Kapazität von bis zu 230.000 Jahrestonnen ausgerichtet. In Volllast erzeugt sie Strom und Fernwärme für rund 30.000 Haushalte

Derzeit teilen sich Linz AG und die bisherige AVE (nunmehr Energie AG) die Innsbrucker Mengen. Mit einer jüngst erlaubten interkommunalen Partnerschaft hat sich die Linz AG den Auftrag aber jetzt alleine gesichert. Damit können – genehmigt von der EU – internationale Ausschreibungen unter bestimmten Umständen ausbleiben. Wie viel die Innsbrucker bezahlen, darüber will Haider nichts sagen. „Das ist unser Betriebsgeheimnis.“

Der Abfall von Gewerbe und Haushalten ist in ganz Österreich ein heißes Thema im wahrsten Sinn des Wortes. Seit Müll verbrannt statt deponiert werden muss, haben etliche Anbieter ihre Kapazitäten zur Müllverbrennung ausgebaut. Diese liegen laut Haider bei 2,2 Millionen Jahrestonnen. Tatsächlich fallen aber nur 1,8 Millionen Tonnen an.

Manche Anbieter wie die EVN holen für ihre Anlagen den Müll aus Palermo oder Neapel.

Andere größere Anbieter versuchen, mit niedrigeren Preisen ihre Anlagen auszulasten und machen damit zum Teil recht kräftige Verluste.

Unmut in Gemeinden

Größter Müllverbrenner in Oberösterreich ist die Energie AG mit ihren Anlagen in Wels und Regau. In der Branche wird schon länger darüber geredet, dass in den Gemeinden der Unmut darüber wächst, weil die Gemeinden relativ viel für die Müllverbrennung – rund 150 Euro je Tonne – bezahlen müssen. Einige Bürgermeister hätten bereits ihrem Ärger Ausdruck verliehen und angekündigt, neue Preisverhandlungen zu eröffnen. Beobachter sagen, dass spätestens, wenn in Niederösterreich 2017 neu ausgeschrieben wird, der Preis auf 100 bis 120 Euro sinken könnte.

Eine solche Preisänderung würde der Abfallsparte der Energie AG (also der ehemaligen AVE Österreich) das Betriebsergebnis (Ebit) fast zur Gänze wegfressen.

Man geht davon aus, dass die Diskussion vor den Wahlen im Herbst nicht mehr aufbrechen soll. Entsprechende Gespräche zwischen Landeshauptmann Josef Pühringer und EAG-Chef Leo Windtner sollen dazu beigetragen haben, die Lage zu beruhigen.

Erste 100 Tage

Mehr Service für Kunden, Versorgungssicherheit, Stärkung der Innovationskraft und höhere Ertragskraft. Das sind die vier Ziele, die sich der neue Linz-AG-Vorstand unter Erich Haider in den 100 Tagen vorgenommen hat. Was die Ertragskraft betrifft, will Haider vor der Veröffentlichung der Bilanz nächste Woche nur wenig sagen. Ziel sei aber, jährlich mehr als 100 Millionen Euro Cash-Flow zu erwirtschaften, um investieren, selbst finanzieren und Schulden abbauen zu können.