Jeder zweite Bäcker in Oberösterreich kämpft ums finanzielle Überleben

02.Jänner 2019

In den beiden letzten Wochen des gerade zu Ende gegangenen Jahres haben ein Bäcker in Braunau und einer in Enns Insolvenz anmelden müssen. Die Branche steht wirtschaftlich auf wackeligen Beinen. Ein österreichweiter Trend, der in Oberösterreich besonders stark ausgeprägt ist.

Österreichweit haben 42 Prozent der Bäckereien Finanzierungs- und Ertragsprobleme. In Oberösterreich kämpfe jeder Zweite langfristig ums wirtschaftliche Überleben, sagt Kammer-Obmann Reinhard Honeder. Verantwortlich dafür seien hohe Schulden und anstehende Investitionen. Oft werde kein Nachfolger für den Betrieb gefunden. Viele Chefs in den kleineren Betrieben, zwischen fünf und 15 Mitarbeitern, seien permanent überlastet. Sie müssen Bürokratie und Verkauf alleine schultern; ohne sie würde der Betrieb nicht laufen. Deshalb seien Urlaube und Freizeit für sie oft nicht möglich. "Ich rate allen, auf‘s Leben nicht zu vergessen."

OÖ: Noch 360 Bäcker

Doch Honeder sieht gute Chancen für die Bäcker: "Vor allem kleinere Betriebe müssen sich wieder darauf besinnen, traditionell Brot und Semmerl zu produzieren und nicht Billig- oder Aufbackwaren. Kunden zahlen lieber etwas mehr für gute Qualität." Darüber hinaus müsse auch nicht jeder Bäcker ein Café betreiben und Menüs anbieten oder als Poststelle und Nahversorger dienen. "Wichtig ist, sich eine Nische zu suchen, um dort seine Fähigkeiten auszuspielen."

In Österreich gibt es rund 1150 Betriebe mit durchschnittlich 15 Mitarbeitern. In Oberösterreich sind es rund 360 Bäckereien. Die Naturbackstube Honeder aus Weitersfelden gehört mit ihren 20 Filialen zu den mittelgroßen Betrieben. Honeder feierte im vergangenen Jahr das 125-Jahr-Jubiläum. Das Unternehmen beschäftigt an den 20 Standorten 220 Mitarbeiter und setzte zuletzt 9,9 Millionen Euro um.

Brot- und Backwaren

1,5 Milliarden Euro ist der Markt für Brot- und Backwaren in Österreich schwer. Durchschnittlich gibt jeder Haushalt pro Jahr 115 Euro für Brot aus. Rund 80 Prozent der Brote und der Backwaren werden im Lebensmittelhandel gekauft. In Oberösterreich ist die Zahl der Bäckereien seit der Jahrtausendwende um ein Fünftel auf 360 gesunken. Trotzdem ist es das stärkste Back-Bundesland.