Japanischer Haupteigentümer verhilft Primetals zum nächsten Großauftrag

Von Dietmar Mascher und Sigrid Brandstätter   15.Februar 2018

Primetals Technologies, die frühere Siemens VAI, ist der Einstieg in den abgeschotteten japanischen Markt gelungen. Für die JFE Steel Corporation modernisieren die Linzer Anlagenbauer eine Sinteranlage samt nachgelagerter Bereiche. Der gesamte Auftragswert liegt im dreistelligen Millionenbereich.

Die beiden Geschäftsführer von Primetals Austria, Peter Schraut und Andreas Weinhengst, machen an dem Auftrag deutlich, wie gut der Einstieg von Mitsubishi Heavy Industries vor drei Jahren gewesen sei. Die Japaner halten 51 Prozent und haben die industrielle Führerschaft, Siemens hat sich auf 49 Prozent zurückgezogen.

"Dieser Markteintritt ist uns dank Mitsubishi gelungen", sagt Schraut im OÖN-Interview. Ein knappes Jahr liefen die Vorarbeiten, seit wenigen Wochen ist der Auftrag unter Dach und Fach.

Schraut sieht ein großes Potenzial in dem schwierigen Markt: "Es gibt 14 ähnliche Anlagen mit Modernisierungsbedarf." Allen Skeptikern zum Trotz erweise sich der Haupteigentümer als Vorteil für das Geschäft. "Jetzt sieht man die ersten Erfolge."

Talsohle durchschritten

Die Stahlanlagenbauer haben schwierige Jahre hinter sich. Erst seit dem Vorjahr zieht die Nachfrage spürbar an: Seit 2007, also vor dem Ausbruch der Wirtschaftskrise, sei der Auftragseingang nicht mehr so hoch gewesen wie jetzt. "Es besteht eher das Risiko, Aufträge nicht mehr abwickeln zu können, als die Gefahr einer Unterauslastung." 1460 Mitarbeiter (davon 150 im Leasing) sind in Linz beschäftigt. Bis zu 100 weitere werden gesucht, sagt Finanzchef Weinhengst. Damit befindet sich Primetals aber in Konkurrenz mit den Kunden, die ebenfalls entsprechendes Personal suchen.

 

Schwieriger Start mit neuem Namen

Peter Schraut bezeichnet sich als „langjähriges Siemens-Gewächs“. Kurz vor der Partnerschaft mit Mitsubishi kam er zur damaligen Siemens VAI. Heute ist er Finanzchef für Primetals weltweit und Standortchef in Linz.
Im Vergleich dazu ist Andreas Weinhengst, der seit Jahresbeginn Finanzchef für den Österreich-Standort von Primetals ist, ein waschechter VAI-ler. Er war international im Einsatz, bevor er 2012 nach Linz zurückkehrte. Die beiden Manager über:

Die Trennung von Siemens und die Wandlung zu Primetals: „Wir sind aus einem Weltkonzern ausgeschieden, das hatte Anpassungen zur Folge“, sagt Weinhengst. Die Einführung eines neuen Namens habe einiges Geld gekostet und einige Zeit gedauert, sagt Schraut. Bei den Kunden und auf dem Arbeitsmarkt sei die Neupositionierung gelungen.

Die Bedeutung des Standorts Linz: „Vier von sieben globalen Gechäftsfeldern werden von Linz aus gesteuert. Etwa 50 Prozent der Entwicklungsleistung erfolgt von Linz aus.“

Den Brexit und die Konzernzentrale London: Für die kleine Zentrale bedeute der Austritt Großbritanniens aus der EU „nichts“. „Da gibt es nur ein paar Zentralfunktionen. Einzig die Treasury-Abteilung mit vier Personen wird verlagert – und zwar nach Österreich“, sagt Schraut.
Die Marktverhältnisse: „Wir hatten einen Käufermarkt. Die Kunden bestimmten, welches Budget sie hatten und haben immer einen Anbieter gefunden, der es zu dem Preis gemacht hat“, sagt Weinhengst. Jetzt steigen die Preise, das erhöht den Ertrag.

Das Verhältnis zur voestalpine: Dieses sei entspannt. Die Eisenschwammanlage in Texas, die Primetals errichtet hat, laufe gut. Es finden auch gemeinsame Forschungen statt, etwa bei einer Trockenschlacke-Granulation, wo die Abwärme bei 1400 Grad Prozesstemperatur zur Energiegewinnung genutzt werden sollte. „Wir stehen in der finalen Erprobung der Versuchsanlage“, sagt Schraut.