Internet-Millionär Daniel Mattes hat seine Startup-Firma Jumio verlassen

Von Stefan Fröhlich   04.November 2015

"Ich bin ein Aufbauer und niemand, der nur administrativ am Schreibtisch sitzt", sagt der Welser Internet-Millionär Daniel Mattes über seinen Rückzug aus dem von ihm gegründeten Startup Jumio. 2010 hatte er den Online-Bezahl- und Verifizierungsdienst gegründet, nachdem er ein Jahr zuvor seinen Telefondienst Jajah für 207 Millionen US-Dollar an die spanische Telefonica verkauft hatte.

"War immer so geplant"

Dass er ohne großes Aufsehen Mitte des Jahres den Platz an der Unternehmensspitze zugunsten des US-Amerikaners Stephen Stuut geräumt hat, sei immer so geplant gewesen. "Ich habe schon 2010 gesagt, dass ich das Unternehmen bis zu einer Größe von 100 Mitarbeitern führen will. Jetzt sind es 500. Es nun auf 5000 hinauf zu skalieren, das kann ich nicht", sagt Mattes im Gespräch mit den OÖNachrichten. Mit Jumio bleibe er aber weiterhin in Verbindung – immerhin sei er noch größter Einzelaktionär. "Ich berate den neuen Chef auch in der strategischen Ausrichtung", sagt Mattes.

Im US-Magazin "Fortune" waren Gerüchte aufgetaucht, Mattes hätte die Firma verlassen müssen, weil es finanzielle Ungereimtheiten gegeben habe. "Das ist ein kompletter Blödsinn und hat überhaupt kein Fundament. Da wurde versucht, Sensationsjournalismus zu betreiben", sagt Mattes. In der Branche wird das bestätigt, vor Mattes’ Abgang soll es nur Uneinigkeit über die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens, zu dessen Kunden etwa eBay, AirBnB oder United Airlines zählen, gegeben haben.

Aus finanzieller Sicht könnte sich der 42-Jährige längst in die gemütliche Hängematte legen. Doch der IT-Millionär bastelt schon an einem neuen Projekt. "Worum es dabei geht, ist allerdings noch geheim", sagt Mattes.

Neben Mattes hat mit dem ehemaligen operativen Geschäftsführer Thomas Kastenhofer aus Steyr ein weiterer hochrangiger Manager Jumio verlassen. "Es hat für meine eigene Lebensplanung nicht mehr gepasst", sagt Kastenhofer den OÖNachrichten. Daher habe er sich in den Aufsichtsrat zurückgezogen.

Jumio entwickle sich laut Kastenhofer gut, das Wachstum passe ebenso wie die Kunden. Nach wie vor passiere die gesamte Entwicklung in Österreich – im Linzer Südpark und in Wien. Jumios Firmensitz samt Vertrieb dagegen befindet sich in Palo Alto im Silicon Valley (Kalifornien), wo man es allerdings im Buhlen um qualifizierte Mitarbeiter mit schier übermächtiger Konkurrenz zu tun hat.

In Palo Alto sitzt auch Neo-Chef Stephen Stuut. Der ehemalige McKinsey-Berater war zuvor Chef von TruePosition, einem Service für Lokalisierungstechnik. "Er kommt aus dem Bereich einer Firmenentwicklung, in der wir uns gerade befinden", sagt Kastenhofer, der Stuut als zahlenorientierten Manager beschreibt, der wisse, wie man an jeder kleinen Schraube drehen müsse.