Für die Textilerzeuger ist die Modewoche wie eine Matura

Von Susanne Dickstein   01.Juli 2013

Am Dienstag startet in Berlin die Fashion Week. Bei dieser zwei Mal im Jahr stattfindenden Modeveranstaltung präsentieren Textilproduzenten ihre Kollektion vor mehr als tausend Einkäufern. Darunter sind auch die oberösterreichischen Firmen Airfield und Lorenz Shoe Group.

„Es ist, als würden wir zwei Mal im Jahr Matura machen. Nur, dass wir von ein paar hundert Experten bewertet werden“, sagt Textilunternehmer Walter Moser, Erfinder der Modemarke Airfield, beim Branchentalk von OÖNachrichten und Wirtschaftskammer. Für die Produzenten geht es um viel, denn wer mehr als einmal mit seiner Kollektion daneben liegt, ist weg vom Markt. „Es ist eine Gratwanderung zwischen individueller Produktsprache und allgemeinen Trends“, sagt Joseph Lorenz, Aufsichtsratschef der Lorenz Shoe Group AG mit den Marken Högl, Hassia und Ganter.

Die Textilproduzenten müssen die Einkäufer der Handelsketten überzeugen, die nicht so sehr nach Gefallen, sondern vielmehr nach den Abverkaufsraten der Vorsaison entscheiden. „Der Handel geht davon aus, dass der Produzent das Risiko übernimmt, und fordert auch Rückgaberechte“, so Moser.

Um unabhängiger zu werden, errichten die Textilproduzenten längst ihre eigenen Vertriebskanäle. Schuherzeuger Högl mit Zentrale in Taufkirchen an der Pram etwa hat rund 100 eigene Geschäfte, jeweils knapp 30 davon in Russland und China.

40.000 Euro Monatsmiete

Der Seewalchener Textilproduzent Moser ist mit seiner exklusiven Damenmode Airfield mit Schauräumen in allen europäischen Hauptstädten vertreten. Die Monatsmiete für ein 100 Quadratmeter großes Geschäft in Toplage in Wien oder Moskau kostet bis zu 40.000 Euro. „Die Miete soll nicht mehr als sechs Prozent des Umsatzes ausmachen. Da muss man schon einiges verkaufen“, sagt Moser.

Die Textilerzeugung haben beide Familienbetriebe vor Jahren ins Ausland verlagert. Högl produziert mit 800 Mitarbeitern in Ungarn. Moser lässt in Bulgarien lohnfertigen. Entwicklung und Entwurf sowie Endkontrolle und Vertrieb finden bei beiden Firmen in Oberösterreich statt.

Ein ganz anderes Konzept verfolgt Trachtenunternehmerin Gexi Tostmann. Vom Entwurf bis zum fertigen Dirndl werde alles unter einem Dach in Seewalchen gemacht. Auch der Vertrieb sei regional. „Ich habe immer gesagt, ich will mich nicht vergrößern. Ich liefere dorthin, wo ich notfalls auch mit dem Rad hinkomme“, sagt Tostmann.

Weiblich dominiert

Laut Wirtschaftskammer sind in der Bekleidungs- und Lederindustrie in Oberösterreich 25 Betriebe tätig. Zu den Großen gehört die Lorenz Shoe Group (Högl, Ganter, Hassia) mit 1100 Mitarbeitern und 100 Millionen Euro Umsatz. Moser aus Seewalchen (Airfield) hat 200 Leute und 50 Millionen Euro Umsatz. 1500 Mitarbeiter sind in der Branche in Oberösterreich beschäftigt. 60 Prozent davon sind weiblich.