Fahrerloser Zug für Regionalbahnen entwickelt

Von az   04.August 2012

Er sei von vielen als „Spinner“ bezeichnet worden, sagt Oliver Gebauer. Der Wirtschaftsinformatiker aus Pasching blieb aber hartnäckig und entwickelte mit der Universität Salzburg und der Fachhochschule (FH) Wels ein Software-System, das Züge steuern kann.

Gemeinsam mit dem oberösterreichischen Bahnbetreiber Stern & Hafferl und dem Austrian Institute of Technology (AIT) wurde gestern, Freitag, das Projekt „Auto-Bahn“ auf der Strecke zwischen Vorchdorf und Gmunden vorgestellt. Auch Siemens Österreich ist ein Partner.

Das autonome System aus Laserscannern, Kameras, Radar-, Infrarot- und Ultraschallsensoren übernimmt die Aufgaben des Lokführers. Dank des Einsatzes der Hinderniserkennung und des Funk- und GPS-Zugleitsystems könnten fahrerlose Triebwagen auf existierenden Strecken eingesetzt werden. Es braucht keine Absperrungen wie bei neuen Flughafen-Verbindungsbahnen. Der Computer erkennt, wenn Autos oder Personen auf der Schiene sind, und bremst.

Bei Nebel, Schneefall und nachts erkennt die Sensorik mehr als das menschliche Auge. Neben dem Sicherheitsaspekt soll das neue Konzept die Wirtschaftlichkeit von Nebenbahnen erhöhen. Der Zug könnte alle zehn Minuten fahren. Es braucht keinen Fahrplan mehr. „Es ist realistisch, dadurch die Fahrgastzahl zu verdoppeln“, sagt der Stern & Hafferl-Geschäftsführer Günter Neumann. Derzeit nutzen beispielsweise 300.000 Fahrgäste pro Jahr die Traunseebahn.

Das Unternehmen würde das System bei neuen, kleinen Zügen für 25 Personen einsetzen. „Mit dem autonomen Zug könnte sich die Kostendeckung von Regionalbahnen von 20 bis 40 auf 35 bis 60 Prozent erhöhen“, sagt Gebauer, dessen Dissertation Basis für das Projekt ist.

Bis das System zugelassen werde, dürfte es wohl noch sechs bis acht Jahre dauern, sagen Gebauer und der Salzburger Universitätsprofessor Wolfgang Pree. Es geht nun um behördliche Verfahren, Gesetzesänderungen und Praxistests.

15 Personen haben an dem Projekt gearbeitet, das vom Klima- und Energiefonds und der Forschungsförderungsgesellschaft mit 2,3 Millionen Euro unterstützt wurde. Von der FH Wels war gestern Dekan Burkhard Stadlmann dabei, vom AIT der Geschäftsfeldleiter Manfred Gruber.