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Eumig war eine Spielwiese der Politiker

Von Josef Lehner, 29. November 2011, 00:04 Uhr
Eumig war eine Spielwiese der Politiker
Sportgerät aus Kirchdorf hilft nur kurz: F2-Surfbretter und Skibindungen. Bild: Archiv

Die Hiobsbotschaft erreichte sie an Bord eines Schiffes, auf der Fahrt nach Madeira. „Nach dem Einlaufen bin ich mit Wirtschaftslandesrat Albert Leibenfrost sofort zum Flughafen gefahren und heimgeflogen“, erinnert sich Alt-Landeshauptmann Josef ...

Die Hiobsbotschaft erreichte sie an Bord eines Schiffes, auf der Fahrt nach Madeira. „Nach dem Einlaufen bin ich mit Wirtschaftslandesrat Albert Leibenfrost sofort zum Flughafen gefahren und heimgeflogen“, erinnert sich Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck. Als am 18. August 1981 der Konkurs über die Firma Eumig angemeldet wurde, war die ÖVP-Führungsriege auf dem traditionellen Jahresausflug.

„Es hat der Hut gebrannt. Wir wollten mit unserem sofortigen Rückflug die Menschen beruhigen und signalisieren, dass wir jetzt alles andere zurückstellen“, sagt Ratzenböck. Ab dann wurde beinahe täglich über Rettungsmaßnahmen verhandelt, mit interessierten Firmen über eine Übernahme des Kirchdorfer Werks und mit Banken über die finanzielle Überbrückung.

13,25 Prozent Zinsen

Vier Kandidaten werden genannt, auch der Weltkonzern Grundig. „Alles hat uns völlig überrascht, denn Eumig war ein österreichisches Vorzeigeunternehmen. Dann haben wir gesehen, dass es todkrank war“, sagt der Politiker. Der Mitarbeiterstand wird in Kirchdorf von 550 im August auf 130 zurückgefahren. „Am 18. August, meinem Geburtstag, ist die Firma geschlossen worden“, erinnert sich der Techniker Franz Mayr an das Aus in Kirchdorf. „Zuvor haben wir schon lange kein Geld erhalten. Meine Familie hat von Erspartem gelebt, und es hat noch den Greißler gegeben, wo man anschreiben durfte.“

Voest: „Genug Probleme“

Die Länderbank als Eumig-Eigentümerin hat in Kirchdorf die DSG Druck- und Spritzguss GmbH als Auffanggesellschaft gegründet. Die Wirtschaftskrise erschwert die Finanzierung. Für einen Kredit, für den Land und Bund haften, verlangt die Bank 13,25 Prozent Zinsen.

Die Kompetenz bei der Fertigung von Druck- und Spritzgussteilen sowie im Formen- und Werkzeugbau hat schon 1980 wichtige Fremdaufträge gebracht, u.a. von KTM-Zweirad Mattighofen, IBM, Audi, Philips.

Es ist die Zeit der politischen Interventionitis. Die Voest soll den Eumig-Werken Aufträge beschaffen, sagt Bundeskanzler Bruno Kreisky. Generaldirektor Heribert Apfalter winkt kühl ab: „Wir haben genügend eigene Probleme.“ Gerade im Herbst 1981 muss der Stahlkonzern bei seiner ungeliebten steirischen Sparte Alpine einschreiten und in Donawitz 700 der 4200 Arbeitsplätze abbauen. Kreisky tobt, weil die Steiermark auch ein Hauptopfer der Eumig-Pleite ist, mit den Werken in Fohnsdorf und Fürstenfeld. 1977 hat der rote Sonnenkönig Eumig mit 300 Millionen Schilling Förderung gewonnen, diese Werke zu bauen und Teile der Kirchdorfer Fertigung zu verlagern. Die Aufregung im Kremstal ist groß gewesen, die Not in der Steiermark wegen der Schließung des Kohlebergbaus noch größer.

Politische Intervention auch in Kirchdorf: Das städtische Krankenhaus muss ein paar Dutzend Eumig-Mitarbeiterinnen als Hilfspersonal übernehmen. Bürgermeister Wilhelm Bayer gelingt es, dem Bundeskanzler als Eumig-Ersatz die Zusage zum Bau einer Kaserne abzuringen. Beim Bundesheer herrscht keine Freude. Ende 2007 wird sie zugesperrt; ein Käufer ist nicht gefunden.

Vor 30 Jahren rückt das Thema Eumig allmählich aus den Schlagzeilen, bis das Land Oberösterreich am 22. Juni 1982 verkündet, dass ein Interessent da sei. Am 3. September wird feierlich der Münchner Industrielle Peter Brockhaus als Retter präsentiert. Das Land versüßt ihm den Einstieg mit 100.000 Schilling je Arbeitsplatz. Es sind erst 120, nach Übernahme 200. Die Gebietskrankenkasse muss auf ausstehende Beiträge von 2,7 Millionen Schilling verzichten. Das wird mit deren Obmann, Voest-Betriebskaiser Franz Ruhaltinger, ausgehandelt.

DSG erzeugt für Brockhaus-F2 Surfbretter und eine Skibindung. Nach drei Jahren ist Brockhaus wieder weg. Perlmoser-Zement übernimmt Unitech, wie das Unternehmen nun heißt, später kommen Finanzinvestoren. Bald werden Handyteile gefertigt, neuerdings konzentriert sich Unitech auf Autozulieferung. Die Kompetenz ist geblieben – Druck- und Spritzguss. (Ende der Serie)

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5  Kommentare
5  Kommentare
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staatsbuergerin (2.279 Kommentare)
am 29.11.2011 14:12

eigentlich? Reichen die aktuellen Wirtschaftsprobleme nicht mehr?

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puschl40 (3.116 Kommentare)
am 29.11.2011 14:56

erinnert werden, dass die Politiker vor 30 Jahren auch schon den gleichen Nonsens wie heute gemacht haben!?! zwinkern

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oblio (24.764 Kommentare)
am 29.11.2011 11:15

Ich nenne das Wucher und sehr nahe an Erpressung!
Kreditnehmer werden fast immer als Bittsteller
und nicht als
gleichwertige Geschäftspartner behandelt!
traurig

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sting (7.357 Kommentare)
am 29.11.2011 14:24

und die Zinssätze entsprechend höher.
Auch die Inflation war zeitweise fast zweistellig.

Von damals stammt folgende Anektote (ich glaube Johannes Kunz hat es in seinem Buch geschrieben):

Bruno und Hannes marschieren durch den 1. Bezirk und blicken in eine schön dekorierte Auslage.
"Schau Hannes, dahin hat uns die sozialdemokratische Wirtschaftspolitik schon gebracht, eine Anzugshose bekommst schon um 100 Schüllinge."
"Bruno, das ist eine Kleiderreinigung!"

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( Kommentare)
am 29.11.2011 07:17

.... denn sie kassieren ab und gehen weiter. Des Sonnenkönigs Ziehsohn, der allmächtige Hannes war schießendlich einer davon in Fohnsdorf. Er hat das Werk (Leiterplatten und Formenbau) fast Geschenkt bekommen, hat die Kuh gemolken und die Milch (samt Technologie und österreichischen Forschungsgelder) nach Indien und China gebracht. Dort hat er die billigen, heiligen Kühe gefunden und heute spritzt die Milch dort, Fohnsdorf gibt es schon seit Jahren nicht mehr, ist hoch verschuldet und steht ohne Arbeitsplätze da! Dafür darf er bei den Sozis vor jeder Wahl in erster Reihe stehen und im ORF bei jeder Debatte das große Wort ergreifen. Soviel aus Fohnsdorf, Glück auf!

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