Energiespeicher als Technologie der Zukunft

Von Dietmar Mascher   28.Februar 2018

"Wenn bis 2050 Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern stammen soll, werden wir riesige Speicherkapazitäten benötigen. Nicht nur Batterien. Da geht es auch um Wasserstoff und synthetische Gase", sagte der für Energie zuständige Vorstandsdirektor der Linz AG, Wolfgang Dopf. Dopf diskutierte anlässlich des Beginns der Energiesparmesse in Wels beim Runden Tisch der OÖNachrichten über die Bedeutung von Energiespeichern oberösterreichischer Anbieter.

In diesem Punkt waren sich auch alle Diskutanten einig. Genauso darin, dass Energiespeicher-Technologie ein großer Wachstumsmarkt und eine Chance für Europa sei.

Walter Kreisel, Geschäftsführer der Kreisel-Tochter Kreisel Systems und Anbieter von Speicherlösungen, gibt sich überzeugt davon, dass die Energiewende noch länger dauert, aber die Umstellung etwa auf Elektromobilität schneller über die Bühne geht, als viele glauben wollen. "Es ist aber egal, wie die Pkw und Lkw angetrieben werden, ob mit Benzin, Diesel oder Wasserstoff, eine Batterie werden sie immer brauchen", sagt Kreisel.

Gerald Hotz vom Photovoltaik-Pionier Fronius geht davon aus, dass Energiespeicher künftig Bestandteil von Photovoltaikanlagen sein werden. Letztlich müsse es zu einer intelligenten Vernetzung kommen. Dass auch die Elektroautos als fahrende Energiespeicher dienen, sei aber eher noch Zukunftsmusik. "Man sollte da die Kirche im Dorf lassen. Be- und entladen können nur wenige Fahrzeuge. Da ist noch einiges an Entwicklung notwendig", sagt Hotz.

Langfristig sei dies laut Kreisel aber eine interessante Variante. "Sobald Lkw autonom fahren, wird es billiger sein, Wasserstoff mit dem Lkw zu liefern, als eine Stromleitung zu legen und darüber zu liefern."

Helmut Mayer, Geschäftsführer von BlueSky Energy, der Stromspeicher für die langfristige Speicherung auf Salzwasserbasis anbietet, regt an, dass sich die innovativen Speicher-Spezialisten in Oberösterreich zu einem Cluster zusammenschließen, um auch international erfolgreich zu sein. "Wir haben viele tolle Anwendungen. Aber es fehlt die Vernetzung", sagt Mayer.

Auch die Politik sei gefordert. "Die Energiespeicher sind steuerlich leider noch benachteiligt. Bei jeder Stromzufuhr und -entnahme", sagt Mayer. Dopf sieht die Lage ähnlich. "Es fehlt derzeit noch ein funktionierendes Geschäftsmodell für das System Speicherung. Da gibt es Aufholbedarf. Die Politik kann und soll das unterstützen, indem sie auch das Experimentieren fördert."

Junge fürs Speichern begeistern

Walter Kreisel will auch die jungen Leute für Energiespeicherung begeistern. "Die Ausbildung für Energy Informatics ist nicht einmal voll belegt. Alle wollen nur Apps programmieren und es Runtastic nachmachen. Dabei ist das Thema Energiespeicher ein spannendes und wachsendes Zukunftsmodell", sagt Kreisel.

Dopf regt an, sich noch stärker mit den Möglichkeiten der groß angelegten Stromspeicherung zu befassen. "Gerade in Oberösterreich haben die RAG und ihre Partner riesige Gasspeicher. Mit unseren Spitzenforschern etwa an der JKU sollten wir etwa das Thema Strom zu Gas noch stärker forcieren", sagt Dopf.