Energiepolitik darf den Standort nicht gefährden

Von OÖN   06.Oktober 2017

Gerade im Industrieland Oberösterreich ist die zukünftige Ausrichtung der Energieversorgung von entscheidender Bedeutung. Die neuen Strategien auf EU- und Bundesebene würden nur dann erfolgreich sein, wenn sie auch standort- und beschäftigungspolitische Effekte berücksichtigten, sagte der Vizepräsident der Wirtschaftskammer, Clemens Malina-Altzinger, beim gestrigen Energietag der Sparte Industrie.

Der unlängst vom Gesetzgeber beschlossenen "kleinen" Ökostrom-Novelle stehe er "durchaus kritisch" gegenüber, sagte Spartenobmann Günter Rübig. Man habe es verabsäumt, von der Dauersubventionierung über die geförderten Einspeisetarife abzugehen. "Damit haben wir eine Chance vertan, mit gleich hohen Fördermitteln künftig einen wesentlich größeren Ökostrom-Ausbau auszulösen", sagte Rübig.

Erich Frommwald, Energiesprecher der Sparte Industrie, verwies darauf, dass durch den stetigen Ausbau der Erneuerbaren, insbesondere der volatilen Sonnen- und Windenergie, der Bedarf an Ausgleichs- und Regelenergie steige. Damit ergäben sich für viele Unternehmen neue Geschäftsmodelle. Die Industrie sei mit ihren Eigenanlagen, etwa durch Abwärmenutzung, schon immer "Prosumer", also gleichzeitig Produzent und Konsument gewesen. Hier sollten Kooperationen mit den Netzbetreibern intensiviert werden.

Die Einschränkung des Stromhandels an der deutsch-österreichischen Grenze ab Oktober 2018 sei weniger schlimm ausgefallen als ursprünglich geplant. Frommwald erwartet, dass "unsere heimische Wirtschaft nun hoffentlich mit einem blauen Auge davonkommen" werde. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass diese Einigung auch halte und der grenzüberschreitende Stromhandel nicht zum Erliegen komme. Die ausgehandelten freien Kapazitäten von 4900 Megawatt reichten für die Normalsituation aus.

Priorität bei der Netzsicherheit

Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG, und Wolfgang Dopf, Vorstandsdirektor der Linz AG, verwiesen in ihren Statements auf die Prioritäten der Energieversorger: die Netzstabilität als Faktor für die Standortqualität und die Herausforderungen der Digitalisierung, die auch die Energiebranche massiv verändern werde.