Die Verschwendung: Neue Waren landen im Müll statt im Abverkauf
LINZ. Burberry vernichtete 2017 neue Waren im Wert von 32 Millionen Euro. Auch Onlinehändler wie Amazon entsorgen Retourware im großen Stil.
Die britische Marke Burberry mit ihrem charakteristischen Karomuster lebt von ihrem exklusiven Image. Und dieses bewahrt der Luxusartikler auch um jeden Preis: Im vergangenen Jahr hat Burberry neue Waren im Wert von 32,4 Millionen Euro weggeschmissen. Bevor die edlen Teile in den Abverkauf kommen, entsorgt sie der Konzern lieber.
Diese Strategie ist mitnichten ein Einzelfall. Gerade im Luxussegment gelten reduzierte Waren als "Krebs der Branche", wie es etwa ein Manager des französischen LVMH-Konzerns formuliert. Heimo Losbichler, Dekan an der Fachhochschule Steyr und Professor für Controlling, kann dem nur bedingt etwas abgewinnen. "Ich halte das bei Burberry eher für eine Schwäche in der Leistungserstellung."
Als Gegenbeispiel nennt er die spanische Textilmarke Zara. "Sie investieren in eine schnelle Logistik und effizientes Produktdesign und ersparen sich später große Abverkäufe", sagt Losbichler. Zara statte seine Filialen alle zwei Wochen mit neuen Waren in geringeren Menge aus. "Dieses Just-in-time-Konzept ist weitaus näher am Kunden als Burberry."
Im hochwertigen Markenbereich werden die Preise durch die Entsorgung künstlich hoch gehalten. Im Online-Massengeschäft hingegen sind sie oft zu niedrig für eine Wiederverwertung der zurückgeschickten Waren. Denn das größte Problem im Internethandel sind nach wie vor die hohen Retourquoten, vor allem im Modebereich. Dort werden bis zu 70 Prozent der Waren zurückgeschickt.
Knackpunkt Retouren
"Der Knackpunkt im Onlinehandel ist das Management der Retouren", sagt Martin Sonntag, Sprecher des Onlinehandels in Österreich und Linzer Unternehmer. Oftmals käme die Ware in benutztem oder verschmutztem Zustand zurück. Kleidung wie Schuhe kämen in sichtbar getragenem Zustand zurück. "Das Ärgste sind Katzenhaare, nachdem ein Teil auf die Wohnzimmer-Couch gelegt wurde."
Die Konsumenten hätten vom Aufwand, eine retournierte Ware wiederaufzubereiten, keine Ahnung. Unter einem bestimmten Produktpreis rechne sich für Amazon und seine Konkurrenten das Handling nicht, sagt Sonntag. Die Kontrolle, leichte Reinigung der Ware, die Überprüfung der Etiketten, das Zusammenlegen und Neuverpacken sowie Neuetikettieren des Pakets dauere zwischen drei und zwölf Minuten, beschreibt der Händler das Prozedere.
Vor allem börsenotierte Modekonzerne kalkulierten beinhart, ab welchem Produktwert sich ein Handgriff rechne, sagt Sonntag. Familiengeführte Betriebe würden übrig gebliebene oder zurückgeschickte Ware an sogenannte Aufkäufer weitergeben. Im Kilopreis würde diese containerweise abgegeben. Die Aufkäufer müssten sich verpflichten, die Jacken und Kleider nicht mehr in Westeuropa in den Markt zu bringen.
Diese Vorgangsweise bestätigt der familiengeführte Modekonzern Peek & Cloppenburg. "Wir entscheiden, ob aussortierte Ware aus unseren Häusern in unser Outlet weitergeleitet, gespendet, an Lieferanten zurückgegeben oder an Aufkäufer weitergegeben wird." Eine Vernichtung sei aus "ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten" nicht im Sinne des Unternehmens.
Ähnlich ist die Lage bei langlebigen Gütern: Selbst TV-Geräte, die an einem Eck einen kleinen Schaden oder Kratzer hätten, seien unverkäuflich, so Sonntag. Hier kommen erneut die Hersteller ins Spiel: Diese würden den Händlern ebenfalls verbieten, diese neuen Modelle billiger abzugeben.
Vorbild Lebensmittelhandel
Diese Wegwerfgesinnung lasse sich aber ändern, sagt Christian Pladerer vom österreichischen Ökologie-Institut und bringt ein Beispiel: Lebensmittelhändler und -produzenten hätten vor sechs Jahren noch kaum mit Sozialmärkten und anderen Organisationen kooperiert und Lebensmittel mit überschrittenem Ablaufdatum spenden wollen. "Das hat sich durch die öffentliche Berichterstattung über Lebensmittelverschwendung gedreht." Heute seien Rewe, Spar und Hofer große Partner, die beim Einsammeln der Ware auch helfen würden.
Retourquoten und der Umgang der Händler
70 Prozent aller im Onlinehandel bestellten Schuhe werden retourniert. Deren Reinigung ist schwierig. Schuhsohlen werden etwa mit Fensterputzmittel von Straßenspuren befreit.
50 Prozent der bestellten Kleidung landet ebenfalls wieder in den Retouren-Center der Online-Riesen. Dort entscheidet der Einstandspreis darüber, ob ein Lagermitarbeiter das Produkt in bis zu zehn, zwölf Minuten erneut versandfertig macht.
Bei Hartware wie Werkzeugen werden nur drei bis fünf Prozent der Artikel retourniert. In diesen Fällen ist aber der neuerliche Verkauf unproblematisch.
Onlinehändler kategorisieren ihre Kunden nach ihrem Einkaufsverhalten. Viel-Retournierern wird vor dem Bezahlvorgang der Kauf auf Rechnung genommen. Sie müssen vorab bezahlen. Für Unbelehrbare gibt es eine Werbesperre: Amazon bewirbt sich online nicht mehr vor dieser Kundschaft.
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Sie haben eine sehr gute Sammlung, besonders im Sommer haben sie auch saisonale Rabatte. https://www.prospektmaschine.at/nkd/aktueller-prospekt-von-donnerstag-26-07-2018/
...da werden Waren im Millionenwert zunichte gemacht. Der Konsument bezahlt das bestimmt mit. Die Schneiderinnen verdienen ein Butterbrot!
Eher ein Brot ohne Butter. Kann mir nicht vorstellen, dass es in Indien, dem Land der Heiligen Kuh, Butter en masse als Diskontartikel gibt.
> ...da werden Waren im Millionenwert zunichte gemacht.
Das Logischdenken ist nicht so schwer: die Ware wäre wohl keine Retoure geworden, wenn sie so eine hohe Qualität hätte.
Dem OÖN-Sommerlochbefüller war es keine Silbe wert, weil er ja lieber den Fachvortragenden aus der Steyrer Provinz zitiert hat:
Burberry hat einen Jahresumsatz von ca. 2 Milliarden Euro, die grauslichen 32 Millionen (die sind keine Warenwerte, sondern wohl fiktive Kummulation von UVP) stellen also gerade mal 1,6% des Warenumsatzes dar.
Setzt man das in Relation zu den genannten bis zu 70% Rücksendequote bei Zalando, Amazon & Co und betrachtet die Wiederaufbereitskosten für Retoureware, dann ist es ökonomisch absolut okay, wenn sich Burberry die Hochpreislinie und den damit verbundenen Ruf nicht wegen Kostspieligkeiten im 1%-Bereich zerstören lässt.
@Herr CR Mandlbauer: Ist DAS wirklich die journalistische Qualität, die Sie in Radiospots so glorios hochloben?
Vergleiche findest im Artikel. Eine Jacke hätten viele dringend nötig.
Langsam, langsam gehts bei den Lebensmitteln.
Irgendwann wird's auch bei anderen Gütern gehen, und die Dummköpfe, die übrigbleiben, springen in den Gatscgh.
ist doch nichts Neues, wurde schon immer fabriziert, weiß von einem Schuhhändler in Linz wo unter Finanzaufsicht die Ladenhüter Schuhe vernichtet wurden, dieser Vorgang ist doch schon im Verkaufspreis kalkuliert.
Weißt du es wirklich VON einem Schuhhändler oder doch er ÜBER diesen?
Daz uergänzend teile der p.t. Leser/innenschaft bitte mit, in welchem Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts sich das zugetragen haben soll? Richter Schuhe ist der einzige mir bekannte Hersteller und der hat schon "ewig" zugesperrt.
Das Problem sind die Grössen!!!
Schuhe mit der Grösse 45 sind nicht gleich 45. T-Shirts aus Amerika XXL sind bei uns XL. Sogar in Iatlien zu uns gibt es unterschiedliche Konfektionsgrössen.
Damit muss der Onlinehandel halt klarkommen.
Machen trotzdem Millionen Gewinne!!!
Burberry und Zara in einem Atemzug zu vergleichen finde ich sehr gewagt.
"Die hohen Retourquoten im Modebereich" werden beklagt! Warum wohl? Weil man es bis heute nicht geschafft hat, sich auf verbindliche Kleidungsgrößen zu einigen. Eine Katastrophe ist das, jeder Hersteller macht was er will. Zumindest EU-weit genormte Kleidergrößen würden eine Menge Ärger, Rücksendungen vermeiden und zum aktiven Umweltschutz beitragen!
Der Herr Dekan von der Dorf-FH vergleicht den den Ramsch von Zara mit Burberry, soviel zu seiner Kompetenz...
Er vergleicht nicht die "Ware" - er vergleicht das Konzept.
Nur ist in diesem Fall die Ware an das Konzept gekoppelt und somit ist der Vergleich nicht schlüssig. Burberry oder andere exklusive Marken sind keine MassEnware, die über Menge zum Profit führt wie bei Zara, sondern über die Exklusivität und damit geringer Verfügbarkeit.
Rücksendungen nur noch gegen eine angemessene Gebühr und das Problem wäre schnell sehr viel kleiner.
So ist es, das aktuelle Fernabsatzgesetz ist eine Umweltsünde.
Ich sehe es eher als Chance für den Fachhandel.
Also Kleidung und Schuhe kaufen ich mir lieber im Geschäft!
Man siehT es besser und kann es probieren! Gute Modeversand Häuser haben auch nicht billigere Ware,und zum hertragen,kann ich zu C&A....gehen,bin noch nie schlecht gefahren!
Und Schuhe,kaufe ich mir sowieso nie im Internet! Beim Fuß darf man nicht sparen,der leistet Tag täglich viel für uns!
Eines ist eben anderst,im Internet zahlt man später😂😂😂
Na ja, mit Kreditkarte auch...
Aber Sie haben in allen Punkten absolut Recht: Klamotten und Schuhe online geht gar nicht.
Dieses furchbare Gesetz wurde von den Rothäuten auf Drängen der AK-VKI-Vögel durchgeboxt. Es liegt an der aktuellen Regierung, auch hier, wie bereits in zahlreichen anderen Belangen, Korrekturen durchzuführen.
Habe ohnehin nie verstanden warum die Online-Händler getragene Kleidung zurücknehmen. Da akzeptiere ich ja noch, dass sich jemand verschiedene Größen bestellt und die nicht passende zurück schickt. Aber sich für einen bestimmten Anlass oder auch nur für das Wochenende Klamotten bestellen und nachdem man sie getragen hat wieder zurück zu schicken ist verrückt.
Teilweise wird Online richtig Schrott verkauft. Würden Amazon@Co. mehr auf Qualität achten, ginge weniger zurück.
Es liegt eher am Fernabsatzgesetz, Fotoapparat gekauft, ein Wochenende benutzt und dann zurück gesendet. Ist nicht unüblich.
...kauft euch halt das Klumpert von Zara. Burberry steht für Qualität und das seit Jahrzehnten.
Die Klassenkämpfer jammern über teure Marken, aber das meist unsportliche und überernährte Frauchen kauft sich am Strand in Jesolo dann die Fake Ausführung oder am Markt ein Lookalike der Handtasche oder Sonnenbrille.
Jedes Unternehmen kann mit SEINEN Waren machen was es will !
Diese ihre Einstellung ist volkswirtschaftsfeindlich. Doch im Zeitalter des zu Ende gehenden Raubtierkapitalismus zutreffend für sehr viele.
Wenn Sie wissen wie sich eine Seerose in einem Teich ernährt wissen Sie auch dass dafür externe Nahrung notwendig ist doch sie wächst wie ein Krebsgeschwür. Wenn die Nahrung fehlt stirbt sie ab, das ist Kapitalismus wie Sie ihn kurz beschrieben haben.
Das Problem ist doch eher umweltseitig und nicht im Klassenkampf zu suchen.
Sogar diese Zeitung und die Zenzi muss aufs Verkaufen der Inserate daneben achten. Die sind keiner Rücknahme unterworfen.
Ganz langsam zum Mitdenken: die Erfinder des Produkthaftungsgesetzes haben nicht an die Probleme gedacht, die mit den 2x oder 3x oder 5x "verkauften" Waren verbunden sind.
Europäische, parteidoofe Gesetzgeber aus der verschulten Exekutivebene denken nicht ans Verkaufen. Fürs schnöde Verkaufen sind ja die pösen Gegner zuständig und das unterscheidet Europa von Amerika.
So früh am Samstagmorgwn schon in der Fettn. Oder "noch immer"?
Kann wahrscheinlich nicht anders.
Ich kann ja nichts dafür, dass du ideologisch verbohrt die Marktwirtschaft mit dem Kapitalismus verbuxelst
Alles, was du nicht verstehst, ist doof
...die Kunden aber auch, z.B. Boykott.
Das Gejammer der Konzerne ... und alles nur wegen der Gewinne
Die Produkthaftung fängt von vorn an - aber die kommt auf dem Schreibtisch nicht vor
Überall ist Wunderland.
Überall ist Leben.
Bei meiner Tante im Strumpfenband
Wie irgendwo daneben.
Ringelnatz' Poesie kann verschwenderisch gebraucht werden,
lest doch mehr, ihr Poster, und arbeitet weniger hart
Nach allem,was ich sehe,sind die
ebenso krank,die sich mit allzuviel
überladen,als die bei nichts darben.
(Nerissa)
Shkesspear
der Kaufmann von Venedig