Die Linzer Uni und Audi forschen jetzt gemeinsam am selbstfahrenden Auto

Von (hn)   22.Juni 2017

Einen Austausch mit dem deutschen Autobauer Audi gab es schon länger. Aber jetzt forschen die Linzer Universität und der deutsche Autobauer gemeinsam am intelligenten Auto der Zukunft. Ein entsprechender Rahmenvertrag wurde in Form des "Audi.JKU deep learning center" abgeschlossen. Das teilten die JKU und die Audi AG gestern mit.

"deep learning" steht für künstliche Intelligenz (KI), die mit so genannten neuronalen Netzwerken versucht, das menschliche Gehirn nachzubilden. Die "Long short term Netzwerke, (LSTM)" sind etwa Grundlage für die Spracherkennungssoftware in jedem Smartphone. Das Institut für Bioinformatik, geleitet von Sepp Hochreiter, ist hier international führend.

"Es gibt noch enormes Potenzial im Einsatz von KI-Methoden für selbstfahrende Autos, die nicht nur Spracherkennung ermöglichen, sondern sogar Absichten und Wünsche der Passagiere vorhersehen und darauf reagieren", sagt Hochreiter.

"Mit der Gründung des deep learning center stellen wir die Kooperation auf ein solides Fundament", sagt Michael Schmidt, Leiter der Audi-Akademie. Es sei eine win-win-Situation für beide Seiten: Audi fördere damit die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Zugleich sichere das Unternehmen den schnellen Wissenstransfer in die Praxis.

"Ziel ist das autonome Fahren"

Dass die Linzer keine Assistenzsysteme entwickeln wollen, die es ohnehin schon gebe, stellen Hochreiter und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Bernhard Nessler im OÖN-Gespräch klar. Ziel sei das selbstfahrende Auto. "Daran arbeiten wir", sagt Nessler. Freilich gebe es eine Reihe von Zwischenstufen auf dem Weg dorthin.

Die Audi-Kooperation mit der JKU startet gleich mit fünf Projekten. Das erste sei mit 1,8 Millionen Euro dotiert, sagt Nessler. Es gehe beispielsweise darum, wie ein pilotiert fahrendes Auto in komplexen Verkehrssituationen sein Umfeld exakt wahrnehmen kann. Es müsse Gefahrenstellen frühzeitig erkennen und Reaktionszeiten optimieren.

Um das Ziel, ein autonom fahrendes Auto, erreichen zu können, brauche es mehr als herkömmliches Programmieren. Das System müsse ein "Weltverständnis" bekommen. Das gelte nicht nur für den Verkehrsbereich, Hochreiter arbeitet auch mit anderen Branchen intensiv zusammen, etwa mit der Pharmabranche.

Auf die Frage, ob die Kooperation mit Audi ein Indiz dafür sei, dass er in Linz bleibe, antwortet Hochreiter: "Nein, das heißt es nicht." Er habe eine Reihe von Angeboten, er habe sich aber noch nicht entschieden, ob er bleibt oder geht. "Da gibt es auch private Argumente zu berücksichtigen", sagt der 50-jährige Vater von drei Kindern.

Für Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl ist diese Kooperation mit Audi freilich ein "gutes Argument", um ihn zum Bleiben zu bewegen. Das Land und die JKU werden ohnehin alles tun, um Hochreiter in Linz zu halten. "Wir wollen ein Zentrum für Künstliche Intelligenz in Oberösterreich aufbauen", sagt Strugl. Dieses sogenannte "AI Lab" werde eine "mächtige Einrichtung", in der künftig 150 Forscher arbeiten sollen. "Hochreiter wäre der Nukleus", sagt Strugl. 

 

Viele wollen Audis Ducati

Hinter den Kulissen spielt sich ein Gerangel um den italienischen Motorradbauer Ducati ab. Der Volkswagen-Konzern will, dass Audi die nicht ins Unternehmenskonzept passende Tochter abgibt. US-Motorraderzeuger Harley-Davidson soll interessiert sein.

VW will für Ducati 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro, heißt es. Der Erlös könnte die Lasten aus der Abgasaffäre lindern. Offiziell ist der Abverkauf noch nicht gestartet. Ducati setzte mit seinem Werk in Bologna im Vorjahr 600 Millionen Euro um. Die 1240 Mitarbeiter bauten 55.000 Zweiräder. Ebit-Ergebnis: rund 100 Millionen Euro.

Damit läge der Kaufpreis beim 15-fachen Jahresergebnis. Die stolze Summe soll einige Interessenten verschreckt haben. Bajaj, der indische Partner von KTM, soll als strategischer Investor mitbieten, außerdem sollen große Finanzinvestoren wie KKR, Bain Capital und Permira mitmischen. Audi hatte Ducati vor fünf Jahren um 860 Millionen Euro gekauft, auf Wunsch von Konzernchef Ferdinand Piëch.