Deutsche Molkereien saugen österreichische Bio-Milch ab

Von Josef Lehner   07.Oktober 2015

Mit 1. Oktober hat Österreichs größte Molkerei, die Berglandmilch-Genossenschaft mit Zentrale in Wels, ihre Preise für Bio-Milch auf 47,82 Cent brutto je Kilogramm, für Bio-Heumilch auf bis zu 54,4 Cent erhöht. Trotzdem haben zum 30. September Mühlviertler Bio-Bauern ihre Verträge mit der Molkerei gekündigt. Sie werden ab nächstem Jahr zur Molkerei Domspitz Regensburg liefern, die nicht nur 58 Cent zahlt. Sie verheißt mit einer Garantie bis 2020 Sicherheit.

Für Österreichs Molkereien, die viele Bauern im Grenzland zu Bayern haben, steigt die Gefahr, dass sie für ihre Bio-Produkte bald zu wenig Rohstoff haben werden. Im Grenzraum deshalb, weil für die deutsche Konkurrenz dort die Transportkosten noch erwirtschaftbar sind.

Die Kleinen trifft es als Erste. Die Bio-Molkerei Lembach hat ihre Lieferanten im Bezirk Rohrbach bereits verloren und deckt sich bei der Freien Milch Austria GmbH ein. Das ist eine Gründung der einstigen Milchrebellen der IG Milch. Sie vermarktet über ihre Lieferzentrale in Steyr-Gleink rund 20 Millionen Liter Milch im Jahr von rund 170 Bauern. "Eine Übernahme hat aber nur Sinn, wenn die Freie Milch die Bauern unter Vertrag hat", sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Bio-Molkerei, Johann Furtmüller. Ob das der Fall sei, werde sich in einigen Monaten zeigen. "Wir müssen unseren Rohstoff jedenfalls weiter weg von der Grenze, im Landesinneren, suchen", sagt Gründer Furtmüller. Die Freie Milch GmbH hat viele Bauern im Mostviertel, im Steyr- und Ennstal; auch die kämen damit in den Genuss der bayerischen Preistreiberei. "Wir wären der logische Partner für Lembach, sonst haben die keinen Rohstoff mehr", sagt Freie-Milch-Geschäftsführer Ernst Halbmayr.

Auch Lembach ist bayerisch

Die Bio-Molkerei ist mit ihrer Produktlinie "Besser bio" sehr erfolgreich (15 Mitarbeiter, 5,0 Millionen Euro Umsatz). Es wäre indirekt auch eine bayerische Lösung; 75 Prozent an dem Lembacher Unternehmen hält die Innstolz Käserei in Rotthalmünster.

Die Berglandmilch sieht keine erhöhten Rohstoffprobleme: "Mit 30. 9. haben zwölf Bauern gekündigt, seit Anfang 2015 haben aber 15 neu auf Bioproduktion umgestellt", sagt Generaldirektor Josef Braunshofer den OÖN. Der Bio-Milchpreis werde in jenem Ausmaß erhöht, als am Markt erwirtschaftbar sei. Es gebe keine Quersubvention zulasten konventioneller Bauern.