Der Traum vom Bauersein: 12.000 Hektar in der Ukraine

Von Josef Lehner   03.Oktober 2017

Er ist begeistert von nährstoffreichen, "jungfräulichen" Schwarzerdeböden, von den Weiten des Landes, den fleißigen Menschen: Siegmund Lampka (47) aus Bochum bewirtschaftet ein 12.000 Hektar großes Gut zwischen Lemberg und Kiew – und schwört auf Saatgut aus Oberösterreich.

Vor Funktionären der Saatbau Linz sprach er kürzlich über sein Geschäftsmodell. Lampkas Betrieb produziert Getreide, Mais, Raps, aber auch Nischenprodukte wie Kürbis oder Mohn, auf einer Fläche, die etwa 600 Mal so groß ist wie der durchschnittliche österreichische Bauernhof. Erst 50 bis 55 Prozent der Agrarfläche in dem jungen Staat sind zeitgemäß bewirtschaftet. "Trotzdem brauchen die Österreicher keine Angst zu haben, dass sie von ukrainischen Agrarprodukten überflutet werden", sagt der Deutsche. Mehr als 80 Prozent der Ernten würden über das Schwarze Meer in die ganze Welt exportiert, vor allem nach China, in arabische Länder und nach Nordafrika.

Kauf verboten, Pacht erlaubt

Eigentlich war Lampka sehr erfolgreich in seinem erlernten Beruf, in der Qualitätssicherung im Opel-Werk Bochum. 2003 brach der Bauernsohn alle Brücken in die Heimat ab und pachtete 500 Hektar Agrarland in der Ukraine – der Kauf von Grund ist Ausländern verboten. Heute arbeiten für ihn mehr als 120 Beschäftigte, mit modernster Technik. Trotzdem schätzt Lampka auch die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft: "Ihr habt so viel Know-how, eine solche Vielfalt, mit Bio, mit Selbstvermarktung, mit Nischenprodukten. Das ist der richtige Weg."

Er erziele zwar höhere Erträge als in Mittel- und Westeuropa üblich. Die Logistik sei aber eine große Herausforderung, also die Betriebsmittel zur rechten Zeit am Ort zu haben und später das Erntegut rasch in den Handel zu bringen. Die Flächen erstrecken sich über 70 Kilometer. Vier Lkw bringen in zwei Schichten Trockenmist von einer Farm mit einer Million Hühnern zu seinen Feldern.

Viele der Investoren in der Ukraine, aus Deutschland, Dänemark, Holland etc., seien gescheitert, weil sie Land und Leute nicht verstanden hätten, sagt Lampka. Dabei gehe es nicht nur darum, Ukrainisch zu sprechen. Das Land mache riesige Fortschritte. Die Menschen würden nach Jahrzehnten der Entmündigung Verantwortung übernehmen: "Ich glaube an die Ukraine. Sie hat mir ermöglicht, meinen Traum zu verwirklichen."

 

Saatbau im Osten

Die Saatbau Genossenschaft Linz hat seit 2013 eine Vertriebstochter in der Ukraine: 24 Mitarbeiter, 4,5 Millionen Euro Umsatz (Konzernumsatz 167 Millionen). Noch besser entwickelt sich Russland: 9 Millionen Euro Umsatz (2016 plus 20 Prozent). Tanja Hübner leitet das Geschäft in den Ex-Gus-Staaten.