Der Albtraum vom freien Milchbauern
Warum die Freie Milch Austria mit ihrem Aufstand das Gegenteil ihres Zieles erreichte.
Nach einer Krisensitzung in der Berglandmilch-Genossenschaft am Samstag haben nun auch die letzten 19 Freie Milch-Bauern wieder einen Molkereipartner – nachrichten.at hat exklusiv berichtet. Die Berglandmilch-Führung hatte sich tagelang gewehrt, die Rohmilch der ehemaligen Genossenschafter wieder zu übernehmen, obwohl klar war, dass sie letztlich einlenken wird. Für ein Unternehmen mit 11.000 Bauern ist es kein existenzielles Problem, die Milch von 19 weiteren zu vermarkten. Die Hinhaltetaktik sollte zeigen: Ihr seid freiwillig gegangen, und wir haben keinerlei Verpflichtung.
Ein Treppenwitz war, dass ausgerechnet die Bewegung, die den freien Milchmarkt trommelte, im Finale verlangte, Berglandmilch mit einer richterlichen Verfügung zur Aufnahme der 19 Bauern zu zwingen. Die Grünen meinten, die Molkerei habe öffentliche Subventionen erhalten und gehöre daher verpflichtet. Freilich gibt es bei Förderungen kein Kriterium, dass man die Scherben gescheiterter Unternehmen kitten müsse.
Nur Rohmilch war zu wenig
Die Gründer der Freien Milch Austria GmbH, der Mühlviertler Ewald Grünzweil und der Mostviertler Ernst Halbmayr, hatten schon jahrelang mit ihrer Interessensgemeinschaft (IG) Milch Kritik am Molkereisystem geübt. Vor knapp zehn Jahren wagten sie den großen Sprung, die Lösung von den Genossenschaften. Sie glaubten, mit unzufriedenen Bauern eine so große Milchmenge bündeln zu können, dass die Molkereien vor ihnen in die Knie gehen müssten. Doch sie vermarkteten nur Rohmilch, waren damit den Volatilitäten auf den Märkten ausgesetzt.
Als 2015 die Preise wegen der Übermengen einbrachen, ging ihnen finanziell die Luft aus. Die Freie-Milch-Chefs gaben den Molkereien die Schuld, die ihre Macht ausgespielt hätten. Doch wer einen solchen Aufstand startet, der sollte es nicht ohne ein solides Geschäftsmodell tun. 95 Prozent der Bauern blieben bei Berglandmilch, Gmundner Milch oder NÖM, weil sie in ihnen stärkere Partner gegen die Konzentration im Lebensmittelhandel sahen. Die Gräben ob Bleiben oder Freie Milch gingen jedoch quer durch Dörfer und sogar Familien. Es kam beiderseits zu vielen harten Worten. Jetzt ist Beruhigung angesagt.
Ein erfolgreiches Geschäftsmodell ohne österreichische Molkereien hat seit 15 Jahren die Innviertler Liefergemeinschaft Alpenland. Sie vermarktet die Milch von rund 900 Bauern, aber abgesichert über fünf- bis zehnjährige Verträge mit deutschen Molkereien, natürlich begünstigt von der Nähe zu Bayern. Alpenland hat schon 2016 mehrere Dutzend gestrandete Freie-Milch-Bauern übernommen. Die verbliebenen 19 hätte er abgelehnt, sagt Geschäftsführer Martin Detzlhofer: "Wir müssten schon in der Gegend sein, dass es sich auszahlt. Über wirtschaftliche Rahmenbedingungen können wir uns nicht hinwegsetzen." Und auch Alpenland kämpft mit Gegenwind, denn 200 Bauern liefern ihre Milch an eine Hochwald-Molkerei, die 2018 geschlossen wird. "Wir haben noch ein Jahr Zeit. Noch im Mai werden alle Betroffenen erfahren, wie es weitergehen wird", sagt Detzlhofer.
Bezeichnend, dass es schon wieder die Grünen sind, welche den Opportunisten mit der Brechstange zu ihrem vermeintlichen Recht verhelfen möchten.
Bei einem Blauen ist das schwerlich möglich.
Die kämpfen nicht um Rechte, sie würden sie aufs AMS drängen und die Leistungen kürzen.
Ein schneider kann auch nicht anzüge produzieren ohne sie verkaufen zu können.wieso können so etwas bauern.
Der Unterschied ist, dass Kühe kontinuierlich "produzieren" und nicht einfach eine Woche auf Urlaub geschickt werden können.
Als ob das nicht das gleiche "Problem" aller Unternehmen wäre mit ihren festangestellten Arbeitnehmern und mit den Lieferverträgen bei den Zulieferern.
Die Kühe haben wenigstens keine "Interessenvertreter aus der Stadt", die sie am Sonntag im Wirtshaus gegen den Bauern aufhetzen.
Vergleich das lieber mit einem Wirt*), der einen Vertrag mit der Brauerei hat. Was tut der mit dem Bier ohne Gäste, das er abnehmen muss, um die Schulden zu zahlen?
*) ich unterstelle dir hinterhältig, dass dir das verständlich ist.
Wo ist L.Steinbichler? Findet er als NR nicht mehr wert, einen positiven Vorschlag einzubringen?
Der Freie Markt richtet sich ausschliesslich nach Angebot und Nachfrage. Wenn zu viel produziert wird, geht es nur darum, dass der Stärkere den Schwächeren aus dem Markt verdrängen muss.
Es wird nicht mehr Milch verbraucht. Da hilft alles nichts. Langfristig werden einige weg müssen von der Milchproduktion. Auch bei Selbstvermarktung wird nicht mehr Milch verbraucht. Nur der Einkauf wird sich dann halt verlagern zum Selbstverbraucher.
Mutterkuhhaltung. Fleisch wird noch importiert. Aber da stehen dann die hohen Schulden durch die Anschaffung des Melkrobotters im Wege. Der "Freie Bauer" wird Schiffbruch erleiden. Der Markt bestimmt, nicht der Bauer. Die Zeiten sind vorbei. Wer das nicht kapiert, der bleibt irgendwann auf der Strecke.
von Till-Eulenspiegel (9238) · 02.05.2017 09:43 Uhr
Der Freie Markt richtet sich ausschliesslich nach Angebot und Nachfrage.
so war es , so ist es , aber man weiss aufgrund der " neue " Politik NICHT ob das so bleiben wird ... siehe Protektionismus .
aber solange die Märkte der sogenannte " dritte Welt " offen bleiben um die Überproduktionen stark subventioniert dort unterzubringen wird die Milchmenge schon noch ÜBERPRODUZIERT !!!
es muss RE-strukturiert werden in der Land und Viehwirtschaft .
es gibt den bekannten Spruch :
weniger ist oft mehr ...
das stimmt eben nicht mit Angebot und Nachfrage!!
wenn die bayrischen Molkereien den Öst. Bauern mehr Geld bezahlen und trotzdem die Milch in Bayern "nur" 55 Cent kostet für den Konsumenten.
Ich denke es gibt keinen freien Warenverkehr als Grundrecht der EU sondern Preisabsprachen zwischen den Molkereien.
Bitte auch die Subventionen nicht außer acht lassen.
Bitte einmal genauer anschauen, was Mutterkuhhaltung bedeutet: hier wird in der Regel das Jungrind mit 9 - 12 Monaten geschlachtet. Der Markt dafür ist mehr als gesättigt.
Wenn sich jemand gegen das Genossenschaftsprinzip ausgesprochen hat (weil kurzfristig mehr Profit erzielt werden konnte) - hat eigentlich auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten in einer Genossenschaft nichts verloren.
Bei 30 Cent pro Liter muss man schon ordentlich liefern. Bei 20 Liter pro Tag und Kuh macht das mal € 6 pro Tag. Für Kostendeckung spricht man von ca. 35 Cent pro Liter. Also ohne Kalbaufzucht und Verkauf sind Milchbauern nicht wirklich schwer vom Reichtum abzuhalten ..
Ich wundere mich nur, wie die bayrischen Molkereien den Öst. Bauern mehr Geld bezahlen und trotzdem die Milch in Bayern "nur" 55 Cent kostet für den Konsumenten.
Ich denke es gibt keinen freien Warenverkehr als Grundrecht der EU sondern Preisabsprachen zwischen den Molkereien.
Von der Konsummilch wurde ja schon kräftig der Rahm abgeschöpft. Verdient wird durch die hochpreisigen Milchprodukte, die ebenfalls aus der 30 ct Milch vom Bauern produziert werden.