"Das lasse ich mir nicht mehr gefallen"

Von Sigrid Brandstätter und Dietmar Mascher   23.August 2017

Lange hat er zu den Vorwürfen der Kleinaktionäre nur wenig gesagt. Aber nun reicht es Dionys Lehner. Der langjährige Chef der Linz Textil AG, dem insgesamt auch gut 60 Prozent der Aktien zuzurechnen sind, wehrt sich und geht selbst in die Offensive.

Er wirft der Gruppe um den Geschäftsführer der Schärdinger Weyland Gruppe, Norbert Thumfart, und den Anwalt Ingo Kapsch vor, ihnen ginge es nur um schnelles Geld. Kapsch vertritt die Wiener Sogas Beteiligungsholding von Christof Beste. Gemeinsam kommen diese Anleger auf weniger als zehn Prozent der Anteile.

"Ich habe im Unternehmen stets das Wohl der Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre im Auge gehabt. Das sehen diese Herren aber anders. Und diese Vorwürfe lasse ich mir nicht mehr gefallen", sagt Lehner im Gespräch mit den OÖNachrichten. Er sagt, die Kleinanleger würden mit ihren Forderungen der Linz Textil schaden wollen und die Substanz des Unternehmens schädigen wollen.

Hohe Dividendenforderung

Tatsächlich legen Dokumente nahe, die den OÖNachrichten vorliegen, dass die Gruppe nur kurz einsteigen und 2015 mit einem guten Schnitt rasch wieder aussteigen wollte. Sogas ließ über einen Anwalt wissen, dass man bereit wäre, für 550 Euro je Aktie wieder auszusteigen. Dies wurde von Lehner allerdings nicht akzeptiert, weil er dies für völlig überhöht hielt. Daraufhin, so Lehner, habe man ihm angekündigt, "lästig zu werden". Später sagten Thumfart und Kapsch, sie wollten überhaupt nicht aussteigen.

Anlässlich der Hauptversammlung 2015 beantragte die Sogas die Ausschüttung einer Dividende für 2014 von 35,8 Millionen Euro, was etwa einem Drittel des Umsatzes des Unternehmens entsprochen hätte. 2014 war übrigens das einzige Jahr in den vergangenen Jahrzehnten, in dem die Linz Textil einen operativen Verlust auswies.

Hintergrund des Streits: Die neuen Aktionäre wollten einen Teil am Immobilienkuchen und am Wertpapierportfolio und verwiesen darauf, dass Linz Textil ohnehin fast schuldenfrei war. Zitat aus dem Antrag: "Das Unternehmen verfügt über ausreichende Liquiditätsreserven. Es kann sich diese Ausschüttung gut leisten."

Dies widersprach freilich Lehners Plan, für mögliche Probleme, die in der Textilbranche in regelmäßigen Abständen vorkommen, vorzusorgen.

Erstmals nimmt der Unternehmer auch ausführlich zu den Vorwürfen rund um den umstrittenen Kauf eines Hauses durch seine Frau Stellung. Die kritischen Aktionäre haben ja, wie berichtet, unterstellt, die Linz Textil habe bei diesem Handel im Jahr 2011 eine Million Euro verloren. Rund um diesen Vorgang brachte Kapsch inzwischen mehrere Klagen ein.

Die Kritik wäre dann berechtigt, wenn die Linz Textil dieses Haus für ihn gebaut hätte, sagt Lehner. Tatsächlich sei er aber vom Aufsichtsrat seinerzeit überraschend gebeten worden, das eigentlich als Firmensitz geplante Anwesen aus steuerlichen Gründen privat zu kaufen. "Eigentlich wollte ich nach meinem Rückzug aus dem operativen Geschäft wieder nach Zürich ziehen. Ich hatte dort seit 25 Jahren ein Haus", sagt Lehner.

Erst nachdem durch zwei Gutachten ein durchschnittlicher Kaufpreis für diese Immobilie errechnet worden war und Lehner dann gekauft hatte, verkaufte er in der Schweiz seinen möglichen Alterssitz. "Daher entstand dem Unternehmen auch kein Schaden", sagt der 74-Jährige. Er selbst hätte für sich auch ein deutlich kleineres Haus errichtet.

Die Aussagen Lehners werden von den damaligen Aufsichtsratsmitgliedern Reinhard Leitner von der Linzer Wirtschaftsprüfung LeitnerLeitner und Gustav Harmer aus der Wiener Brauereifamilie bestätigt.