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"Bildung ist die fairste Form der Umverteilung"

Von Dietmar Mascher, 05. September 2015, 00:05 Uhr
"Bildung ist die fairste Form der Umverteilung"
Mit 63 plant Gerhard Roiss derzeit sein "drittes Leben". An die Pension denkt er nicht. Bild: Weihbold

LINZ. Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss über die Chancen in der Asylpolitik, Innovation und einen kleinen Flughafen.

Ex-OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss vermisst im Wahlkampf eine Diskussion über die Zukunftsfähigkeit des Landes. Dazu gehört auch eine verbesserte Infrastruktur samt Flughafen mit Anbindung an die Drehkreuze Europas.

 

OÖNachrichten: Was macht man, wenn man als Generaldirektor des größten österreichischen Industriekonzerns aufhört?

Roiss: Wenn man 63 Jahre alt ist und jeder Arbeitstag jahrelang großteils mehr als zehn Stunden hatte, hat man auch das Bedürfnis, Dinge aus einer größeren Distanz zu sehen und zu reflektieren. Ich genieße es sehr, mir dieses dritte Leben – die nächsten zehn Jahre – aufzubauen. Einerseits um Erfahrung weiterzugeben, ich sitze in diversen Aufsichtsräten, habe mich an Unternehmen beteiligt. Aber ich nutze die Zeit auch, körperlich aufzutanken und zu neuen Ufern aufzubrechen. Und diese Ufer sind international.

Ein gelernter Österreicher ist mit 63 Jahren schon einige Zeit in Pension.

Das ist für mich kein Thema. Rückblickend wäre es vielleicht gut gewesen, schon mit 60 aus dem operativen Geschäft aus- und in das dritte Leben einzusteigen.

Sie waren als OMV- und Borealis-Manager nie in Linz tätig, sondern mit Sitz in Wien. Ihren Hauptwohnsitz in Linz haben Sie aber immer behalten. Warum Oberösterreich?

Meine Frau arbeitet in Linz, meine Familie war hier. Ich bin viel in Europa unterwegs, aber ich habe auch Wurzeln. Meine Verbindung zur Heimat sind die OÖNachrichten.

Sie haben einen guten Blick auf Oberösterreich von außen. Wie beurteilen Sie den Lebens- und Wirtschaftsraum hier?

Man kann mit Stolz sagen, dass in den vergangenen 50 Jahren vieles geschaffen wurde: Wohlstand, gesellschaftspolitische Stabilität, Kultur, und das in einer schönen Umgebung. Sprich: Oberösterreich hat eine hohe Lebensqualität. Was hier fehlt, ist die infrastrukturelle Vernetzung mit dem Ausland. Ein Negativbeispiel ist der Linzer Flughafen. Wenn man nicht mindestens einen Flug pro Tag nach Zürich und London hat, ist das bedauerlich und legt nahe, dass die Verantwortlichen nicht wissen, dass wir in Europa leben. Das wäre wichtiger, als ein Hotel am Flughafen zu bauen.

Die Verantwortlichen sitzen beim Land und bei der Stadt Linz.

Vielleicht täte eine Teilprivatisierung ganz gut.

Stadt und Land teilen sich auch die Energiewirtschaft in Oberösterreich auf. Ist das noch zeitgemäß?

Das Geschäftsmodell der Energiekonzerne ist einem großen Wandel unterworfen, der noch nicht überall angekommen ist. Der Wettbewerb wird stärker. Gleichzeitig werden die dezentralen Strukturen stärker, sodass alte Geschäftsmodelle obsolet werden. Die Strukturen dafür müssen in den nächsten zehn bis 15 Jahren anders sein.

Als politischer Nullgruppler, wie Sie genannt wurden, hätten Sie wohl schwer einen Führungsjob in der OÖ. Energiewirtschaft bekommen.

Das war nie mein Ziel. Es war aber auch in der OMV schwierig.

Sie haben in Oberösterreich einiges bewirkt, etwa die Borealis-Forschung nach Linz geholt oder das Kunststoff-Institut an der JKU mitbegründet. Sind Sie ein patriotischer Manager?

Wichtig ist, dass man Strukturen aufbaut, die nachhaltig sind. In zehn Jahren ist es gelungen, dass mit Borealis jenes Forschungszentrum in Linz tätig ist, das bundesweit die meisten Patente anmeldet.

Gleichzeitig hat Oberösterreich bei der Forschungsquote Nachholbedarf.

Die Forschungsquote steht nicht so im Vordergrund. Die sagt nur, was ich für Forschung ausgebe. Relevant ist, was herauskommt. Innovation gehört definiert über die Startup-Quote, die Bildungsqualität und die Zahl der Patentanmeldungen pro Einwohner. Das machen uns die Bayern vor. Wir müssen uns mehr mit der Zukunfts- und Veränderungsfähigkeit Oberösterreichs auseinandersetzen. Die Politik agiert in Österreich und Oberösterreich zu statisch.

Wenn Sie als Unternehmenseigentümer das Management für Oberösterreich auswählen müssten, wären da jetzige Mitglieder der Landesregierung darunter?

Das will ich nicht beurteilen. Aber es braucht eine Philosophie der Freiräume, unbehindert von Bürokratie. Schauen Sie nach Bayern. Die sind in vielen Bereichen Spitzenklasse, machen sich aber Sorgen, dass sie den Anschluss nicht verlieren. Aber Bayern ist vor uns. Unser Wahlkampf ist zum Teil von einer Wohlstandsromantik. Dabei sollte es um die Frage gehen, wie wir unsere Zukunft sichern.

Welche Rolle spielt die Bildung bei der Zukunftssicherung?

Eine Schlüsselrolle. Aber da diskutieren wir in Österreich wie im vorigen Jahrhundert, orientieren uns am Durchschnitt und nicht an den Besten. Die Berufswelt ist digitalisiert, die Bildung noch nicht. Hier könnten wir als kleines Land eine Vorreiterrolle spielen. Den Zugang zu neuen Lerninhalten kann man gewähren, indem man jeden Lehrer und Schüler bestmöglich ausstattet. Damit schaffe ich Zugang zur Bildung für alle, die fairste Form der Umverteilung und die beste Möglichkeit zur Integration.

Wie meinen Sie das?

Einerseits müssen wir unseren vielleicht saturierten Jungen vermitteln, dass Bildung ein Wert ist. Und wir brauchen ein Bildungscoaching bei jungen Leuten mit Migrationshintergrund. Wir vergessen, dass viele Talente zu uns kommen, die lernen wollen. Diese müssen wir fördern. So gesehen wird die Asylthematik zu einer großen Chance.

 

Zur Person

Gerhard Roiss (63) war bis 30. Juni Generaldirektor der OMV und damit einer der mächtigsten Manager Österreichs. Der Oberösterreicher wohnt am Stadtrand von Linz, ist verheiratet und Vater dreier Kinder

Er startete seine Managementkarriere als Sanierer bei Haas und Ring, landete letztlich bei PCD bzw. OMV, wo er 18 Jahre lange im Vorstand war. Roiss sitzt in mehreren Aufsichtsräten, darunter auch im Verwaltungsrat von Sulzer (Schweiz).

 

Zur Lage des Landes

Welche Visionen haben Sie für unser Land? Wir befragen prominente Oberösterreicher, was sich ändern soll. Aber wir fragen auch unsere Leser. Schicken Sie uns Ihre Vorschläge unter meinoberoesterreich@nachrichten.at

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15  Kommentare
15  Kommentare
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michaeldavid (130 Kommentare)
am 08.09.2015 11:38

Gerhard Roiss ist allerdings auch dazu eingeladen, seine langjährige Erfahrung in der internationalen Wirtschaftswelt FÜR den Flughafen Linz und zur Implementierung neuer Flugstrecken ab Linz einzubringen. Wie etwa eine innovative Antwort auf die Frage, in wie weit Oberösterreich (d.h. Flughafen, Tourismus, Wirtschaft, Industrie und einzelne Unternehmen) Pakete schnüren kann, um auf die Forderungen der Fluglinien bestmöglich reagieren zu können (Stichwort: Risikobeteiligung!). Es gibt Parameter bei den Airlines, der erfüllt ein Flughafen oder er erfüllt sie eben nicht. Dann stellt die Flughafen eben woanders ihr Fluggerät auf die Strecke. Es sollte jeden in der oö. Wirtschaft, in der oö. Industrie und bei jedem größen oö. Unternehmen zu denken geben, warum bspw. ein "Wald-und-Wiesen-Flugplatz" wie Memmingen bereits über mehr Liniendestinationen wie der Linzer Flughafen IN MITTEN einer exportstarken, innovativen Wirtschaftsregion verfügt. MITHELFEN statt KRITISIEREN ist die Devise!

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 06.09.2015 14:44

Ein Parteigänger der hauptsächlich nur wegen dem Parteibuch in höhere Positionen gelangt ist, versucht es mit Mitteln der Vergangenheit "Umverteilung" früher wurde es "Eigentum ist Diebstahl" genannt.
Dazu ist ihm jedes Mittel recht, auch Asylanten müssen dafür herhalten. Es zeugt sich wieder einmal mehr, welch Ideologie sich dahinter verbirgt.

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milli34 (3.636 Kommentare)
am 05.09.2015 13:44

.....kann ihnen in ihren Ansichten folgen, und sage es schon des Öfteren, Bildung ist nicht nur eine heilige Kuh die jemanden braucht auf den sie runterschauen kann, deren Hausverstand durch zu viel Bildung schon arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.

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( Kommentare)
am 05.09.2015 10:03

ich möchte unserem "alten" Ebelsberger Bekannten
Herrn Roiss nicht widersprechen,
daß Bildung einen Stellenwert
in der Gesellschaft haben muß;
wobei für mich Bildung
nicht all zu viel mit Schulbildung
einschließlich Matura & Hochschule zu tun hat-
was wir aber dringend brauchen,
ist solide Ausbildung zu gelernten Facharbeitern,
weil das die Zukunft der Menschen sichert.

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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 05.09.2015 09:48

wir haben doch schon so viele Gutmenschen zwinkern

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capsaicin (3.840 Kommentare)
am 05.09.2015 09:44

bildung ist wichtig, keine frage - aber wieviel ??

die anzahl der studierenden hat sich ver-X-facht - unmengen an WISSEN wird den menschen nicht selten 20 jahre lang, oft noch länger, eingebläut & eingetrichtert !

braucht unsere gesellschaft derat viel "wissende" ??

wer kann all das erlernte später einmal 1:1 abrufen ? die meisten sind nicht einmal imstande, eine eben gelesene buchseite, korrekt wiederzugeben.

nicht selten steht dann, der endlich fertig studierte, mit enormem WISSEN beladene, z.b. an einem bankschalter und verteilt jahrelang geld.

conclusio: bildung, eine heilige kuh --> darf aber auch hinterfragt werden...

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( Kommentare)
am 06.09.2015 13:30

Es gibt einen Unterschied zwischen Bildung & "gestuckten Fakten". Viele Studierende haben Fakten gestuckt mit Ablaufdatum - gilt für die Fakten wie das Behalten durch die Lernenden -, sind aber nicht gebildet, dh nicht in der Lage, Informationen zu sortieren / einzuordnen / in Aktionen umzusetzen.

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schwarzesHerzchen (178 Kommentare)
am 05.09.2015 07:58

Ein guter Leitbetrieb

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 05.09.2015 05:19

"sitze in diversen Aufsichtsräten, habe mich an Unternehmen beteiligt."
Also wann geht er wirklich in Pension, oder ist die so spärlich, dass er davon nicht leben kann?
Ein Kapitalist wie er im Buche steht und verstellt dabei auch der Jugend noch Arbeitsplätze.

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strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 05.09.2015 08:30

Einfach den Artikel nicht mitgekriegt.

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 05.09.2015 10:02

ja das wichtigste im Leben eines pensionierten Kapitalisten: "
"sitze in diversen Aufsichtsräten, habe mich an Unternehmen beteiligt."

Also dürfen nach wie vor Hackler für dessen Kapitalistenentlohnung billig arbeiten.

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amha (11.322 Kommentare)
am 08.09.2015 09:04

jaja, Depp! Versitzt den Jungen die Aufsichtsratsposten.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 08.09.2015 08:57

sein pöstlingbergschloss haben auch schwarzhackler mitgebaut....zum billigtarif.
der ist ein genau so wenig guter wie schelling.....

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amha (11.322 Kommentare)
am 08.09.2015 09:05

Ich gehe nicht davon aus, dass Herr Roiss mit Rotz anstreifen möchte. Sonst würde dir deine Unterstellung u.U. sehr teuer kommen.

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amha (11.322 Kommentare)
am 08.09.2015 09:03

Depp!

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