Berglandmilch schiebt Soja aus Südamerika Riegel vor

Von Josef Lehner   21.Mai 2016

"Das entspricht den Erwartungen unserer Kunden, und damit sind wir auch glaubwürdig." So begründet Josef Braunshofer, Generaldirektor der größten österreichischen Molkerei, der Berglandmilch mit Zentrale in Wels, eine neue Futtervorschrift für die rund 13.000 Bauern. Ihre Kühe dürfen ab 1. Oktober nur noch Futter aus Europa fressen.

Damit soll dem Import aus Südamerika, vor allem von Sojaschrot, ein Riegel vorgeschoben werden. Braunshofer: "Wir wissen nicht genau, wie dort produziert wird. Es gibt Sorge um den Regenwald. Wir müssen unseren Konsumenten vermitteln können, dass unsere Milch etwas Besonderes ist." Deshalb habe der bäuerliche Vorstand den Beschluss gefasst.

Es sei die konsequente Fortsetzung bisheriger Politik: Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren hat Berglandmilch gentechnisch veränderte Futtermittel (GVO) verbannt. Seither kommt die in Europa fehlende Produktion von Eiweißfutter großteils aus Südamerika. Importeur ist das Innviertler Handelshaus Pilstl. Es beliefert auch Schweizer und deutsche Mischfutterwerke und Bauern mit GVO-freiem Sojaschrot aus Südamerika. "Wir können auch GVO-freies Soja aus Ungarn, Serbien, Italien oder Österreich liefern", sagt Seniorchef Karl Pilstl. Die Bauern dürften aber mit neuen Vorschriften nicht finanziell überfordert werden. 20 Euro je Tonne Aufschlag für Donausoja seien nicht argumentierbar.

Ein Bauer äußert sich tatsächlich skeptisch: "Bei der Einführung der GVO-freien Fütterung haben wir ein Jahr lang einen Cent pro Liter Milch mehr bekommen. Der Aufschlag ist weg. Seither haben wir nur Mehrkosten für Soja."

Stefan Hofer, Sprecher der Bio-Heumilchbauern im Oberen Mühlviertel, sieht den Weg richtig: "Würde Europa das Viehfutter selbst erzeugen, hätten wir keine Überschüsse und keinen Preisverfall bei Milch und Fleisch." Produktion in Südamerika bedrohe auch Kleinbauern und Regenwald.

 

Existenzangst bei Bauern, Profit für Vermarkter

Deutsche Molkereien haben diese Woche den Milchpreis für ihre Bauern erstmals unter 20 Cent gesenkt, auf 18 bis 19 Cent je Liter. In Österreich gibt es noch rund 26 bis 28 Cent.

Österreich hat Exportbedarf für 50 Prozent der Milchproduktion. Nur Ware mit Mehrwert erzielt noch gute Erlöse. GVO-freie, ökologisch erzeugte Milch kann eine Erfolgsposition sein (siehe Artikel). Für unveredelte Überschussmilch gibt es am internationalen Spotmarkt nur noch 15 Cent je Liter. Wer so günstig Rohstoff einkauft, etwa Italiens Molkereien, freut sich über schöne, unerwartete Profite. Heimische Milchbauern finanzieren sie.

Der Preisverfall wird anhalten, solange EU-Bauern Überschüsse produzieren. Produktionsplus von April 2014 auf 2015: 5,5 Prozent. Der Russland-Boykott hat die Krise nicht verursacht, sondern nur verschärft. IG-Milch und Bergbauernvereinigung fordern in Österreich eine freiwillige Selbstbeschränkung und ein Zurück zu Kontingenten. Dafür gibt es in der EU keine Mehrheit.