Gekommen ist es anders. Laut Statistik Austria erwirtschafteten die österreichischen Hoch- und Tiefbauunternehmen von Jänner bis April 2012 einen Bauproduktionswert von 3,6 Milliarden Euro. Das war um 7,4 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode (Oberösterreich plus drei Prozent).
Der Auftragsstand der Baubranche (ohne Nebengewerbe) lag Ende April mit 8,6 Milliarden Euro um 21,8 Prozent höher als ein Jahr davor (Oberösterreich plus sechs Prozent). Laut aktuellem Konjunkturtest des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo entwickelt sich die Bauwirtschaft „robust“.
Die Zahlen der Wohnbauabteilung des Landes Oberösterreich sind ebenfalls positiv. Im ersten Halbjahr wurde die Förderung für den Bau von 1278 Eigenheimen (vor allem Einfamilienhäuser) bewilligt. Das waren um 245 mehr als im Vorjahreszeitraum. Es könnten im Gesamtjahr zwar etwas weniger als 2011 werden, sagt der Abteilungsleiter Wolfgang Modera. Das würde aber an Vorzieheffekten des zweiten Halbjahres 2011 liegen. Viele reichten ihre Bauprojekte noch ein, weil Anfang 2012 eine neue Berechnung der Energiekennzahl eingeführt wurde.
Von Jänner bis Juni dieses Jahres wurde auch die Sanierung von 5655 Wohneinheiten genehmigt. Hier sei man ebenfalls gut im Plan, sagt Modera. Im mehrgeschoßigen Wohnbau wurde im ersten Halbjahr die Förderung von 556 Einheiten genehmigt. Rund 2000 Wohnungen werden es heuer wieder sein. Die Bauträger suchen verstärkt gegen Ende des Jahres an, weil zuvor noch Projekte aus dem Vorjahr abgearbeitet werden.
Arbeitsplätze im Gewerbe sicher
„Das Geschäft läuft überraschenderweise sehr gut“, sagt Norbert Hartl, Landes-Innungsmeister für das Baugewerbe: „Es ist genug Arbeit da.“ Man spüre, dass angesichts geringer Sparzinsen Geld in Immobilien veranlagt werde. Dazu kommen laut Hartl höhere Investitionen von Industrie und Gewerbe – beispielsweise jene von Lenzing, Amag, voestalpine und Rewe, aber auch von kleineren Betrieben.
Höhere Arbeitslosigkeit im Baugewerbe sei heuer kein großes Thema, sagt Hartl. Er erwartet auch, dass Gemeinden „wieder in Schulen und Amtshäuser investieren“. Spätestens vor Wahljahren. Hartls Firma, Schmid in Frankenburg, hatte Ende Juli die nötigen Aufträge für das ganze Jahr im Haus.
Schlechtere Zahlen im Tiefbau
Laut Karl Weidlinger, Sprecher der Bauindustrie in Oberösterreich, gibt es im Hochbau ein leichtes Plus, im Tiefbau verzeichne man aber Rückgänge. Wegen der prekären Finanzlage der Gemeinden und Förderkürzungen gebe es weniger Straßen-, Kanal- und Wasserbau. Große Infrastrukturprojekte von ÖBB und Asfinag fallen weg.
Je nachdem, wie arbeitsplatzintensiv Projekte seien, gingen Jobs verloren. Im Juli stieg die Arbeitslosenzahl am Bau in Österreich tatsächlich ähnlich stark wie in der Gesamtwirtschaft – um 9,9 Prozent. Die Lage sei „nicht beängstigend, aber auch nicht euphorisch“, sagt Weidlinger. Der Auftragseingang bei seinem Unternehmen, Swietelsky in Linz, sei stabil.
Laut Statistik Austria stieg von Jänner bis April der Umsatz nicht nur im Hochbau (plus 10,6 Prozent), sondern auch im Tiefbau (plus zwei Prozent).
Bauen wird teurer
Die anziehende Baukonjunktur treibt die Preise weiter an. Im zweiten Quartal legte der Baupreisindex laut Statistik Austria um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Im Vergleich zum Vorquartal betrug der Anstieg ein Prozent. Die Preise im Hochbau stiegen um 2,5, jene im Tiefbau um 3,1 Prozent.
Die Preise seien stabil, sagt Bau-Innungsmeister Norbert Hartl: „Es wird auf jeden Fall nicht billiger.“ Laut Bauindustrie-Sprecher Karl Weidlinger gibt es in seinem Segment wegen der harten Konkurrenz jedoch weiter das Problem, dass Unternehmen mit Tiefpreisen in den Markt gehen, um Umsätze zu generieren.