Trotz Exporterfolgen: Österreichs Lebensmittelbranche fürchtet Brexit
BERLIN/WIEN. Ausfuhren stiegen 2018 auf 11,5 Milliarden Euro – Briten könnten Märkte aufwirbeln.
Großbritannien kauft in Österreich nur um rund 100 Millionen Euro im Jahr Lebensmittel und Agrarprodukte ein, macht nicht einmal ein Prozent der Exportstatistik aus, liegt nicht unter den Top-Ten-Zielländern, elektrisiert aber schon vor dem Brexit die Marktteilnehmer.
"Wenn das Exportventil Großbritannien nicht funktioniert, kommt es zur Verdrängung." Das sagte Franz Windisch, Aufsichtsratsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA) Marketinggesellschaft, gestern, Freitag, anlässlich der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin. Dort präsentieren Österreichs Agrar- und Lebensmittelvermarkter alljährlich ihre Exportbilanz. 2018 wurde sehr erfolgreich abgeschlossen, mit einem Plus von 3,9 Prozent auf 11,55 Milliarden Euro.
Gleichzeitig verbesserte sich im Vorjahr der Außenhandelssaldo in diesen Produktgruppen von minus 850 auf minus 700 Millionen Euro (Importe von 12,3 Milliarden Euro, plus 2,4 Prozent). Acht Prozent der gesamten Waren- und Dienstleistungsexporte Österreichs entfallen auf diesen Sektor. Zwei von drei Produkten der heimischen Lebensmittelindustrie werden exportiert.
"Das unterstreicht die immense Bedeutung der heimischen Landwirtschaft als Rohstofflieferant und der Lebensmittelindustrie als potenter Verarbeiter", sagte AMA-Marketing-Geschäftsführer Michael Blass in Berlin.
Hauptexportland Deutschland
Mehr als ein Drittel der Exporte geht nach Deutschland (4,1 Milliarden Euro, plus 4,9 Prozent). Italien steht mit 1,2 Milliarden Euro an zweiter Stelle, verbucht aber wegen der wirtschaftlichen Probleme ein Minus von 5,9 Prozent. Schon auf Rang drei stehen die USA mit 925 Millionen Euro, vor Ungarn und der Schweiz.
"Österreich wird in der Wertschöpfung intensiver, das ist erfreulich", sagte Blass über die Wertentwicklung. Der Durchschnittspreis je exportiertem Kilo nach Deutschland stieg von 0,81 Euro im Jahr 2000 auf 1,25 im Jahr 2017 und 1,30 im Vorjahr. Umgekehrt sank er 2018 bei den Lebensmittelimporten aus Deutschland von 1,58 auf 1,55 Euro je Kilo. Der große Nachbar liefert also höherwertig, steht aber unter großem Preisdruck.
Auch die Produktstruktur wird bunter. Sie ist historisch von den Exporterfolgen der Energy-Drink-Branche (Red Bull) geprägt. Mittlerweile machen die alkoholfreien Getränke nur noch 2,1 Milliarden Euro aus, während Fleischwaren zuletzt um acht und Milchprodukte um sieben Prozent zulegten. 2018 kaufte das Ausland um 620 Millionen Euro Käse, um 580 Millionen Euro Feinbackwaren und um 450 Millionen Euro Rindfleisch aus Österreich.
Schlüsselprodukte bedroht
Die Schweinefleisch-Branche verlor dagegen 14 Prozent. Ein Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU bedrohe vor allem die österreichischen Schlüsselprodukte, sagte Michael Blass, weil sich mit Fall der Grenzbalken der Warenfluss stauen könne. Das vor fünf Jahren verhängte Russland-Embargo sei ein mahnendes Beispiel. Großbritannien sei mit einem Lebensmittelimport von mehr als 40 Milliarden Euro im Jahr deutlich gewichtiger. "Das schreit beim Brexit nach geordneten Verhältnissen, und zwar nach einer raschen Lösung", sagte der AMA-Manager.
Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte können aus Österreich in diverse Länder nur exportiert werden, weil die Exportsubventionen, die alle Steuerzahler aufbringen müssen, dies überhaupt erlaubt.
Diese Heulerei und Angstmacherei über den Brexit ist schon sehr bedenklich. Angst ist immer in schlechter Treiber. Was machen Unternehmen, wo täglich Verträge gekündigt werden? Wieso lange verhandeln? Wenn jemand raus will, dann ist es okay.
Und die EU mit ihrer Wirtschaftskraft ist auch ohne Großbritannien sehr stark!!! Siehe dazu die Vergleiche mit GUS, USA, China, Mercosur, etc, etc.
Man sollte aber auch realistisch bleiben.
Auch der Wegfall des russischen Marktes hat viele Arbeitsplätze gekostet.
Wieso sollten die Briten nach einem Austritt nichts mehr bei uns kaufen ?
Panikmache in Reinkultur
Das hängt von der Art des Austritts & der Neuregelung der Beziehungen EU-UK ab. Bei einem Austritt ohne Übereinkommen wird die Beziehung WTO-geregelt, dh es treten Zölle in Kraft. Dadurch werden EU-Produkte in UK eben teurer, uzw nicht nur um die Zölle, sondern auch um die Kosten der Verzollung (inkl Zollkontrolle & Wartezeiten an der Grenze = höhere Transportkosten).
Viel schlimmer ist, wenn Waren von den starken Nachbarländern weniger gekauft wird, diese versuchen dann diese Waren im Heimatland vermehrt abzusetzen oder drängen dann in andere Länder.
Österreichische Exporteure verlieren also in GB weniger als im restlichen Europa. Diesen indirekten Zusammenhang verstehen viele nicht und werden dann umso mehr überrascht sein.