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Wertanlage Uhr: Mehr als ein Tick

Von Susanne Sailer, 24. Februar 2018, 00:04 Uhr
Wertanlage Uhr: Mehr als ein Tick
Alle fünf bis sieben Jahre sollte eine mechanische Armbanduhr einem Rundumservice unterzogen werden. Die Fachhändler, wie S.M. Wild in Linz, unterhalten dafür eigene Uhrmacher-Werkstätten. Bild: S.M.Wild

Wertvolle feinmechanische Uhren am Armgelenk wecken die Leidenschaft des Trägers und Betrachters. Es gibt einige besondere Exemplare, die mit der Zeit im Wert steigen. Doch nur wer sich auskennt, sollte sich darauf einlassen.

Luxusuhren können, ebenso wie Antiquitäten oder Kunst, als alternative Kapitalanlage in Frage kommen. Sie rücken in Zeiten, in denen Banken mit Zinsen geizen, stärker ins Blickfeld. Allerdings sieht der Linzer Juwelier Michael Mayrhofer eine Uhr nicht als klassische Geldanlage. "Man darf Uhren nicht auf eine Stufe mit Aktien stellen. Sie sind kein kurzfristiges Spekulationsobjekt, aber durchaus eine werthaltige Anlage." Darunter versteht Mayrhofer, dass eine mechanische Uhr ihren Wert behält, wenn sie mit Original-Ersatzteilen gewartet wurde.

Genauso sieht das Brigitte Grünzweil vom Uhrmachermeister Hübner: "Bei Uhren zählen in erster Linie andere Werte, etwa der Liebhaberwert und Emotion. Natürlich wird die Uhr im Laufe der Zeit nicht weniger wert, vorausgesetzt, es wurde eine gute Manufaktur gewählt. Aber Leidenschaft und Freude am feinmechanischen Handwerkstück sollen weit vorne stehen." Diese Aussage teilen auch Monika Wild und Uhrenspezialistin Alexa Casagranda von Juwelier S.M.Wild. "Wir versuchen, in erster Linie die Philosophie einer Uhrenmarke zu vermitteln. Eine Uhr zu kaufen und damit zu spekulieren, sie später wieder zu verkaufen – das tun die wenigsten unserer Kunden", sagt Wild.

Wer sich für ein Uhreninvestment interessiert, tut gut daran, über die Branche Bescheid zu wissen und sich intensiv mit dem Markt zu beschäftigen. Unterstützung und Fach-Know-how bieten die von den Manufakturen zertifizierten Fachhändler. Einige Kriterien muss eine Uhr erfüllen, um als Wertanlage in Frage zu kommen. "Zunächst muss es sich um ein Manufakturprodukt handeln, handgefertigt mit einem hohen Qualitätsstandard", sagt Maximilian Carmann, Uhrmachermeister bei Juwelier Liedl. "Das Produkt muss selten oder limitiert und im Originalzustand sein."

Kenner des Marktes besuchen Auktionen, etwa in Genf und Frankfurt. Dort werden Raritäten versteigert, wie etwa die Rolex Daytona, einst getragen von US-Schauspieler Paul Newman, die im Vorjahr um mehr als 15 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Carmann: "Eine Uhr mit Geschichte ist grundsätzlich von Interesse, insbesondere wenn es sich bei einem der Vorbesitzer um eine berühmte Persönlichkeit handelt."

Astrid Fialka-Herics, Leiterin der Juwelen- und Uhrenabteilung der Dorotheum-Auktionen in Wien, weiß, welche Uhrenmarken in jüngster Zeit hohe Renditen erzielten. "An erster Stelle stehen Rolex und Patek Philipp, eventuell Sondermodelle anderer führender Marken wie Jaeger Le Coultre, Brequet, Audemars, IWC. Beliebt bei den Kunden sind auch Tag Heuer und Omega."

Alter allein ist kein Kriterium

Eine Uhr muss nicht unbedingt ein gewisses Alter haben, um interessant zu sein. Hübner-Fachfrau Grünzweil nennt das 1994 präsentierte Modell "Tourbillon Pour Le Mérite" von A. Lange & Söhne, einer deutschen Manufaktur, die in den 90er-Jahren wieder zum Leben erweckt wurde. "Dieses Modell war damals sofort ausverkauft. Sein Wert hat sich nach zehn Jahren bereits verdoppelt. Zuletzt wurden bei Auktionen Wertsteigerungen von 350 bis 500 Prozent erzielt." Meist ist es so, dass Damenarmbanduhren nicht die gleiche Preisentwicklung erfahren wie Herrenuhren. Dorotheum-Uhrenspezialistin Fialka-Herics: "Das liegt daran, dass Damenuhren zwar mit viel Chic, aber mit weniger Technik und ausgefallenen Funktionen ausgestattet sind. Zudem sind diese Modelle viel mehr der Mode unterworfen."

Aber auch gänzlich neue Uhren sind am Markt heiß begehrt, wie Monika Wild erläutert: "Eine Rolex Daytona kostete vor zwölf Jahren 5650 Euro. Heute beträgt der Listenpreis 11.350 Euro." Da Rolex seine Händler mit einem kleinen Kontingent bediene – jeder erhält 20 Stück Daytonas im Jahr –, gebe es eine um ein Vielfaches höhere Nachfrage und lange Wartelisten bei den Händlern. Wild: "Im Internet werden mindestes 16.000 Euro für ein neues Stück bezahlt. Nur dafür, dass man die Uhr sofort bekommt."

Doch Vorsicht sei geboten, denn am Graumarkt im Internet seien auch unglaublich gute Fälschungen im Umlauf. "Selbst der Fachmann muss sich die Uhr ganz genau ansehen, um beurteilen zu können, ob es sich um ein Original handelt", sagt Wild-Expertin Casagranda, die – genauso wie die anderen Händlerkollegen – dazu rät, lieber konzessionierte Fachhändler aufzusuchen oder sich bei qualitativen Auktionen umzusehen.

Zertifikat und Original-Box aufbewahren

Ein Fachhändler wird zu jeder Uhr ein Zertifikat beifügen. "Das ist quasi der Stammbaum der Uhr", sagt Hübner-Spezialistin Grünzweil. Es sei wichtig, nicht nur dieses Zertifikat, sondern auch die Original-Box aufzubewahren.

Eine hochwertige mechanische Armbanduhr sollte auf jeden Fall gepflegt und auch getragen werden. Es ist besser, nicht warten, bis die Uhr eine Reparatur braucht, sondern sie beim Fachhändler alle fünf bis sieben Jahre einem Service unterziehen. Letztlich ist so eine Uhr danach fast wie neu. Verschleißteile werden getauscht und Schmierstoffe erneuert. Casagranda: "Man kann sich das vorstellen wie das Service bei einem Auto. Gebrauchtwagen mit vollständigem Serviceheft sind leichter verkauft als Autos, die die Werkstatt noch nie von innen gesehen haben." Wichtig sei, dass die Uhr regelmäßig vom Fachmann gewartet und von ihrem Besitzer nicht unsachgemäß behandelt werde.

 

Der Spezialist für antike Uhren

In einem Handwerkshaus aus der Renaissancezeit am Steyrer Grünmarkt 2 betreibt Uhrmacher- und Goldschmiedemeister Friedrich Schmollgruber seit mehr als 60 Jahren sein Geschäft samt Werkstatt und Uhrenmuseum. Seine Leidenschaft gilt antiken Uhren, etwa aus dem Barock, dem Biedermeier oder des Art Déco.

„Für diese Uhren sind die ästhetischen und geschichtlichen Wertigkeiten bei der Masse der Leute verloren gegangen“, sagt der Seniorchef der seit vier Generationen tätigen Uhrmacherfamilie. „Es gibt nur einen kleinen Kreis Interessierter. Die wollen aber das Beste.“ Spitzenuhren seien demnach im Preis gestiegen, Mittelmäßiges nur schwer zu verkaufen und keine Geldanlage. Unter dem Mittelwert würden die Uhren nur noch auf Flohmärkten zu finden sein.

Momentan ortet Schmollgruber „tatsächlich ein bisschen mehr Interesse“ an antiken Uhren. „Aber es handelt sich dabei immer um Wellenbewegungen.“ In Wien gebe es jedoch ein Vielfaches an Interesse im Vergleich zum oberösterreichischen Markt.

„Laterndluhren“ sind begehrt

Die größte Wertsteigerung erfahren derzeit spezielle Pendeluhren: Wiener Regulatoren, die im Sprachgebrauch als „Laterndluhren“ bezeichnet werden. Sie stammen aus der Zeit Kaiser Josephs II., wurden aber auch noch im Biedermeier gebaut. „Die schlichten, aber inhaltsstarken Exemplare zählten damals weltweit zu den besten und sind heute sehr selten geworden“, sagt Schmollgruber. Ihre Preise pendeln zwischen 10.000 und 30.000 Euro. Wiener Regulatoren hätten in den vergangenen zehn bis 20 Jahren preislich um zehn bis 30 Prozent zugelegt.

Schmollgrubers Werkstätte ist auch bekannt für ihre Restaurierungen. „Die Leute kommen auch aus Oberitalien, Bayern und Wien zu uns.“

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