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Steyr hat zwei Gesichter

Von Alexander Zens, 24. Februar 2018, 00:04 Uhr
Steyr hat zwei Gesichter
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Der starke Wirtschaftsraum Steyr spürt den konjunkturellen Aufschwung derzeit deutlich. Generell gibt es hier die höchsten Löhne, aber auch hohe Arbeitslosigkeit.

Was vor 100 Jahren war, gilt heute noch: Steyr ist eine "Eisenstadt". Knapp die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in der Industrie, vor allem in der Metall- und Automobilbranche. Wegen des zyklischen Geschäfts in diesen Branchen ist das regionale Wirtschaftswachstum in konjunkturell guten Zeiten wie derzeit sehr stark, in Schwächephasen geht es deutlicher in die andere Richtung.

"Aktuell ist die Stimmung in den Betrieben hervorragend, das lässt uns mehr als optimistisch in die nächsten Monate blicken", sagt Eduard Riegler, Obmann der Wirtschaftskammer Steyr-Stadt.

Die Region hat sich mittlerweile auch schon breiter aufgestellt. So ist etwa die IT-Branche in den vergangenen Jahren eine wichtige Stütze geworden. Der Tourismus gewinnt an Bedeutung. Die Naturnähe bietet auch den Bürgern viel Lebensqualität. "Arbeit und Freizeit in einer Nationalparkregion, das findet man keineswegs in jedem Bezirk so vor", sagt Peter Guttmann, Obmann der Wirtschaftskammer Steyr-Land.

Überdurchschnittlich viele Leasingkräfte

Wegen der dominanten industriellen Produktion spielt die Arbeitskräfteüberlassung in Steyr eine große Rolle. Neun Prozent der Erwerbspersonen lassen sich dieser Branche zuordnen. "Kein anderer Bezirk erreicht annähernd diesen Anteil", sagt Hubert Heindl, Leiter des Arbeitsmarktservice Steyr (AMS), das für Stadt und Land zuständig ist. Im BMW-Motorenwerk sind es sogar rund 25 Prozent. Im Oberösterreich-Schnitt machen Leasingkräfte nur drei Prozent aus.

Auch Heindl betont, dass die Stimmung in der Steyrer Wirtschaft derzeit sehr gut sei.

Was die Stadt vom Umlandbezirk massiv unterscheidet, ist die Arbeitslosigkeit. Während sie in Steyr-Land im Vorjahr unter dem Oberösterreich-Schnitt lag, waren es in der Stadt fast 13 Prozent, die einen Job suchten. Insgesamt hatte der Arbeitsmarktbezirk Steyr (Stadt und Land) die höchste Arbeitslosenrate in Oberösterreich.

Enorm sind auch die Unterschiede bei den Einkommen. In der Stadt Steyr werden die landesweit höchsten Löhne bezahlt, die Umlandgemeinden können da nicht mithalten.

Wie kann es in Steyr-Stadt sowohl die höchsten Einkommen als auch eine so hohe Arbeitslosigkeit geben? Der Hauptgrund für das Phänomen ist wiederum der hohe Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung: Diese Unternehmen zahlen relativ hohe Löhne, was vor allem Männern zugutekommt. Dafür gibt es in Steyr-Stadt wenige Arbeitsplätze im niedrig qualifizierten Bereich.

Die Kaufkraft ist hoch. Und die Kaufkraft-Bindung – der Anteil des Geldes, das die Konsumenten in Betrieben des eigenen Bezirks ausgeben – ist laut Guttmann die höchste in Oberösterreich. Er warnt aber "nach wie vor vor einer zu schnellen Weiterentwicklung der Verkaufsfläche in Steyr".

Eine große Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Die richtigen Arbeitskräfte zu bekommen, wird immer schwieriger. An Lösungsansätzen wird gearbeitet. "Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass der Bevölkerung nicht bewusst ist, dass es alleine in der Region Steyr mehr als 1600 Arbeitgeberbetriebe gibt", sagt Mario Pramberger, Leiter der Wirtschaftskammer-Bezirksstelle Steyr (Stadt und Land). Projekte, um die Region noch attraktiver darzustellen, sind "IT Experts Austria", "Lebensraum Ennstal" und "Steyr-Land – we will rock you!"

Gute Fachkräfte und Lehrlinge fehlen

Es werde auch zusehends schwieriger, Lehrlinge zu finden, sagt Heindl vom AMS: "Firmen betonen häufig, dass sie das Anforderungsniveau senken müssen, um die freien Kapazitäten an Lehrstellen auch besetzen zu können." In Steyr-Land haben deutlich mehr Personen im erwerbsfähigen Alter eine abgeschlossene Berufsausbildung. In Steyr-Stadt ist der Anteil jener, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, überdurchschnittlich hoch. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Arbeitslosenrate in der Stadt viel höher ist.

Gleichzeitig schätzen die Industriebetriebe laut Heindl aber den Standort Steyr, weil es im Vergleich zu Linz und Wels immer noch eine relativ hohe Dichte an gut ausgebildeten Technikern und Facharbeitern gebe. Das Metall-Know-how und die lange industrielle Tradition in Steyr generell sind Gründe dafür, dass internationale Konzerne wie BMW, MAN, SKF und ZF mit Standorten in Steyr vertreten sind. Das lässt sie auch die eher schwachen Verkehrswege in puncto Autobahn und Schiene verschmerzen.

Der Ausbau der Steyrer Straße B 309 hat die Lage zwar schon deutlich verbessert. Nach wie vor wünschen sich viele Wirtschaftstreibende aber auch einen möglichst raschen Baubeginn, was die Westspange betrifft. In der Stadt selbst sind einige wichtige Infrastruktur-Projekte schon abgeschlossen beziehungsweise konkret geplant. Laut Obmann Riegler sind nach der Eröffnung der neuen Parkgarage und des neuen Steges der Zubau zur FH Steyr sowie die Errichtung eines Aufzuges im Bereich der Michaelerkirche entscheidende Projekte.

Riegler sieht auch die Entwicklung bei den Jungunternehmern positiv: "Wir haben jedes Jahr viele qualitativ gute Neugründungen in der Region."

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