Pleiten-Serie in der Hochkonjunktur
Oberösterreichs exportorientierteWirtschaft profitiert vom Aufschwung besonders. Gleichzeitig ist eine Reihe von Großpleiten zu vermelden. Ein Widerspruch?
Es begann im Sommer. Das Traditionsunternehmen Wozabal musste Insolvenz anmelden. Obwohl schon ein Sanierungsplan zur Unterschrift vorlag, landeten mehrere Unternehmen der oberösterreichischen Mietwäschegruppe letztlich mit Verbindlichkeiten von mehr als 100, aber möglicherweise fast 200 Millionen Euro doch vor Gericht. In den nächsten Tagen soll sich entscheiden, wie es bei Wozabal weitergeht. Benötigt wird ein Investor.
Anfang Oktober meldete die Innviertler Fill Metallbau (nicht zu verwechseln mit Fill in Gurten) Insolvenz an. Dort wird derzeit emsig daran gearbeitet, im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung mit einem neuen Management wieder auf Schiene zu kommen und fortzuführen.
Ende Oktober ließ die Linzer Imperial-Gruppe von Faramarz Ettehadieh mit einer spektakulären Pleite aufhorchen. Sowohl der Finanzprodukte-Anbieter als auch die Hotel- und Timesharing-Firma Cordial sind pleite. Insgesamt geht es um mehr als 100 Millionen Euro Schulden. Viele Investoren, denen die Produkte der Imperial als so sicher wie ein Bausparer angepriesen wurden, werden den größten Teil ihrer Veranlagung nicht mehr sehen.
Nur scheinbar paradox
Und schließlich passierte vor zwei Wochen das, was die OÖNachrichten schon im Oktober gemutmaßt hatten. Dem prominenten Reifenhändler und ehemaligen Präsidenten des Fußballvereins FC Tirol, Othmar Bruckmüller, ging finanziell die Luft aus. Der Unternehmer musste selbst sowie mit dem Großhandel und weiteren Gesellschaften in die Insolvenz.
Innerhalb weniger Wochen vermeldete also ausgerechnet der Wirtschaftsmotor Oberösterreich, der vom Export und der stark wachsenden Wirtschaft besonders profitiert, eine Reihe von Großpleiten. Das scheint paradox, ist es aber nicht.
Denn die Firmen sind trotz Hochkonjunktur pleitegegangen, weil dort individuelle Fehler auch von einer wachsenden Wirtschaft nicht kompensiert werden konnten.
Wozabal hatte sich mit einem viel zu ambitionierten Investitionsprogramm übernommen und musste dann auch noch mit unerwarteten technischen Problemen fertig werden.
Fill Metallbau hatte zu sehr in Großbritannien auf eine Karte gesetzt. Nicht nur der Brexit machte den Innviertlern einen Strich durch die Rechnung.
Imperial wiederum bekam vom Höchstgericht die Rechnung für seine jahrelang umstrittenen Verlustbeteiligungsmodelle präsentiert. Mit einem Schlag war das Geschäftsmodell des Linzer Unternehmens so nicht aufrecht zu erhalten.
Und bei Bruckmüller spiegeln sich neben der strukturellen Änderung in der Reifenbranche auch die Erblasten aus dem Ausflug in den Welt des Profi-Fußballs in Tirol, bei dem sich die Verantwortlichen schlicht verspekuliert haben.
Die prominenten Pleiten verdecken freilich die positive Entwicklung im Land. Die Zahl der Firmenpleiten dürfte heuer sinken.
der otti hat wahrscheinlich zu viele nicht vorhandene tunnelfotos gesucht!