Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

„Kunststoff muss voll erneuerbar werden“

Von Josef Lehner, 24. November 2018, 00:04 Uhr
Wohin geht der Weg der Kunststoffwirtschaft? Aufwärts, sagt der Linzer Uni-Professor Reinhold Lang. Bild: Weihbold

Die Kunststoffwirtschaft steht trotz aller Untergangsparolen vor einer großen Zukunft.

Das Image der Kunststoffe ist derzeit von der Vermüllung der Meere und dem Verpackungsmüll im Handel geprägt. Um es auf den Glanz von einst zu bringen, müsse die Sparte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Transformation hin zur Kreislauf-Ökonomie schaffen. „Wir müssen zu 100 Prozent erneuerbar werden, so wie der Energiesektor“, sagt Univ.-Prof. Reinhold Lang von der Johannes Kepler Universität Linz.
Viele Konsumenten glauben, das Kunststoffproblem sei mit einem Bann der Plastiksackerl und Styroporschalen im Supermarkt zu lösen. Dabei sind das vergleichsweise geringe Mengen. Es hat auch keinen Sinn, im großen Maßstab Plastik durch Papier zu ersetzen, weil dessen ökologischer Fußabdruck bei vielen Produkten keinen Deut besser ist. Der größte österreichische Handelskonzern, Rewe, hat 2017 mit seiner „Green-Packaging-Initiative“ 94 Tonnen Kunststoff eingespart. Weltweit erzeugt werden 350 Millionen Tonnen im Jahr. Die Abfallmenge im selben Zeitraum – aus verschiedensten Erzeugungsjahren stammend – beträgt rund 150 Millionen Tonnen.

1. Recycling: Mehrweg und Wiederverwertung sind effiziente Lösungen. Die EU verlangt bis 2025 von den Mitgliedsländern bei Kunststoff eine Wiederverwertungsquote von 50 Prozent. Österreich schafft erst 34 Prozent (2017). „Wir müssen die Akzeptanz der Recyclingrohstoffe und das Bewusstsein für die enormen ökologischen Vorteile bei den Herstellern steigern“, sagt Hans Roth, der Präsident des Verbands der Österreichischen Entsorgungsbetriebe (VÖEB).

Die Nachfrage nach sogenanntem Sekundärrohstoff steigt aber ohnehin stark, offensichtlich aufgrund des gesellschaftlichen Trends, Plastik als Erbsünde der Konsumgesellschaft einzustufen. Der Borealis-Konzern, der in Linz an neuen Produkten forscht, hat zuletzt Recyclingunternehmen erworben. „Wir sehen uns am Beginn einer Reise. Wir müssen uns auch als Primärrohstoffproduzent damit auseinandersetzen, wie man recycliert“, sagte Günter Stephan, bei Borealis Chef der Circular Economy Solutions, als der Konzern heuer im Juli die steirische Ecoplast kaufte.

Weltmarktführer mit Recyclingmaschinen ist die Firma Erema aus Ansfelden. Die Oberösterreicher bauen Maschinen, die auf die Müllfraktion der Kunden abgestimmt sind, um die Effizienz zu steigern.

2. Kreislaufwirtschaft: Circular Economy, Kreislaufwirtschaft: Das wird der Lösungsweg. Dazu brauche es erstens das bisherige mechanische Recycling, sagt Prof. Lang. Dieses könne vermutlich nur rund 40 Prozent des Abfalls ökonomisch und ökologisch sinnvoll verwerten. „Wir können auch 100 Prozent mechanisch verwerten, aber da gibt es wegen des hohen Wasser- und Energieverbrauchs Kipppunkte, ab denen es keinen Sinn mehr hat“, sagt Lang. Allerdings gelängen bei der Performance der Stoffe laufend Verbesserungen.

Es müssten durchgehend Lebenszyklusanalysen eingesetzt werden, um die Energieeffizienz von Kunststoffen zu verbessern. „Da sind erhebliche weitere Verbesserungen zu erwarten“, so der Wissenschafter.

Letztlich werde die Revolution aber mit der Transformation des Energiesystems stattfinden. Bei der Verbrennung von Restkunststoff soll das entstehende CO2 zu Kohlenwasserstoffen führen, als Baustein für neue Werkstoffe. Dieselbe Technik müsse auf die Stahl- und Zementindustrie angewandt werden. Es würden riesige chemische Speicher zur Verfügung stehen. „Es entsteht ein vollständig regenerativer Energie/Werkstoff-Kreislauf“, sagt Prof. Lang. Ohne erneuerbare Energien habe das jedoch keinen Sinn; erst müsse das Energiesystem „transformiert“ werden.

3. Biogen statt petrochemisch: Große Hoffnung wird auf biogene, nachwachsende Rohstoffe gesetzt. Sie sollen die fossile Basis ersetzen. Allerdings muss auf die Nutzungskonkurrenz geachtet werden: Um biogene Rohstoffe konkurriert die Lebensmittelproduktion.

An der JKU gibt es verschiedene Projekte mit Borealis, OMV und mittelständischen Unternehmen, die für Kunststoffe Zukunftswege erforschen. Ziel sei eine All-Circular-Economy. Lang: „Ich bin überzeugt, dass ein künftiges prosperierendes Wirtschaftssystem nur auf dieser Basis funktioniert.“

 

 

 

JKU als Hotspot der Kunststoffforscher

2009 wurde an der Johannes Kepler Universität in Linz das Studium der Kunststofftechnik breit aufgestellt. Es gibt mehrere Institute, die sich mit Kunststoffen und ihrer Verarbeitung beschäftigen, etwa das Institut für Polymer Extrusion und Compounding oder jenes für Polymer-Spritzgießtechnik und Prozessautomatisierung. Interdisziplinäre Teams aus Kunststofftechnikern, Mechatronikern und Physikern forschen an Kunststoffen und ihrer Verarbeitung. Das Institut für Polymeric Materials and Testing oder jenes für Product Engineering beschäftigt sich mit Produktlebenszyklen und nachhaltiger Entwicklung. Enge Kooperation mit Unternehmen bringt Praxisnähe und macht Lösungen umsetzbar.

Mister Green löst Job- und Müllproblem

 

„Mister Green Africa“geht einen genialen Lösungsweg für die ökologischen und ökonomischen Probleme in der Dritten Welt. Arbeitslose werden als „Waste Picker“ ausgebildet. Sie sammeln und sortieren die Kunststoffabfälle und erhalten Geld für den Sekundärrohstoff. Oberösterreichische Recyclingunternehmen sind eingebunden, damit optimale Stoffströme für die Wiederverwertung entstehen. Mit Mister Green gelinge es bereits, Kunststofffraktionen zu sammeln, die in der Qualität österreichischen nahekommen. Afrika und Asien hätten Priorität, sagt Lang: „90 Prozent des Kunststoffmülls, der im Meer landet, stammen von dort.“ Er hilft mit seinem Team beim Projekt mit. www.mrgreenafrica.com

 

 

 

mehr aus ARCHIVIERT_Grüne Welt

"Viel neue Kundschaft" für die Hofläden

Neue Pflanzen schlagen dauerhaft Wurzeln

Gesundheit, Wohlbefinden und Klimaschutz vor Wachstum

Weiche Biomaterialien könnten elektronische Bauteile revolutionieren

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 30.12.2018 06:01

Wenn 100% der Kunststoffverpackungen und anderen nicht mehr gebrauchten Artikel gesammelt werden, ist Kunststoff voll erneuerbar!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen