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Digitales Dilemma

Von Martin Roithner, 29. September 2018, 00:04 Uhr
Digitales Dilemma
In vier Jahren soll jeder Winkel Oberösterreichs mit schnellem Internet ausgestattet sein. Bild: Cortes de Pablo

Bis 2022 sollen jeder Haushalt und jedes Unternehmen in Oberösterreich über schnelles Internet verfügen. Die Richtung stimmt zwar, der Weg ist aber steinig. Zudem sehen viele Firmen die Digitalisierung derzeit noch als Schreckgespenst.

Wenn von Digitalisierung die Rede ist, meinen viele in erster Linie die Infrastruktur eines Landes oder einer Region. Diese gilt als Basis dafür, ob Haushalte oder Unternehmen mit schnellem Internet versorgt werden oder gezwungen sind, offline zu bleiben. In Oberösterreich gibt es einen Plan: Bis 2022 soll jeder Winkel unseres Bundeslandes an das Netz angebunden sein, über rasche Verbindungen verfügen. So steht es in der Breitbandstrategie des Landes Oberösterreich.

Dass dieses Ziel mehr ambitioniert als realistisch ist, wissen die Verantwortlichen. "Es wird schwierig, den Zeitplan einzuhalten", sagt Martin Wachutka. Der 47-Jährige ist seit einem Jahr Geschäftsführer der Fiber Service OÖ GmbH. Diese Gesellschaft ist dem Land unterstellt und soll den Breitbandausbau vor allem in ländlichen Regionen vorantreiben. Die Fiber Service OÖ GmbH vergibt Aufträge an Baufirmen, um Glasfaserleitungen zu verlegen, und vermietet diese dann an lokale Provider, die wiederum Ansprechpartner für Privatpersonen und Firmen sind. Daneben gibt es auch noch das Breitbandbüro Oberösterreich, das ebenfalls eine Gesellschaft des Landes ist und ähnliche Ziele wie die Fiber Service OÖ GmbH verfolgt.

Oberösterreich ist laut Wachutka aus mehreren Gründen ein Sonderfall, was den Breitbandausbau betreffe. Erstens sei die Struktur sehr zersiedelt. Gebiete im Inn- und Mühlviertel etwa lägen oft weit voneinander entfernt. Das erschwere und verzögere den Ausbau.

Zweitens seien die Kosten häufig ein Hemmnis. 300 Euro Anschlussgebühr sowie 40 Euro Monatsgebühr lassen viele Kunden zwei Mal nachdenken, ob sie sich für schnelleres Internet entscheiden sollen. Wachutka sagt dazu: "Je ländlicher die Region, desto höher ist die Bereitschaft der Bewohner, in die Versorgung zu investieren." In Städten geben sich viele mit der Versorgung via Mobilfunk zufrieden. Hier besteht allerdings das Risiko, dass Anbieter die Geschwindigkeit der Übertragung drosseln, wenn viele gleichzeitig die Leitung nutzen.

Drittens hindere die Dauer der Genehmigungen viele Gemeinden daran, sich des Netzausbaus anzunehmen. Zumeist ziehe sich ein Ausbau über zwei oder drei Jahre, bestätigen Experten. Oft rühren Bürgermeister selbst die Werbetrommel und versuchen, die Bevölkerung für Breitband zu gewinnen. Nicht ohne Hintergedanken: Sie hoffen, in den Genuss von Fördergeldern zu kommen. Jedes Jahr liegen vom Land Oberösterreich 20 Millionen Euro für den Ausbau des Glasfasernetzes bereit. Bei FTTH für Betriebe, also Glasfaserleitungen bis zur Tür, gibt es laut dem Land Oberösterreich derzeit 447 geförderte Projekte.

Und viertens berichtet Wachutka von einem skurrilen Problem, das den Ausbau momentan verzögere: "Der Fachkräftemangel, über den ganz Österreich und Oberösterreich klagt, schlägt auch bei uns durch." Weil die Konjunktur anziehe, seien die Auftragsbücher vieler Baufirmen in Österreich und den Nachbarländern gut gefüllt. Wachutka: "Es wird überall so narrisch viel gebaut, da stehen wir beim Breitbandausbau hinten an."

Trotz der Hindernisse sieht der Experte den Ausbau auf einem guten Weg. Das Bewusstsein in der Bevölkerung sei gestiegen. Während Oberösterreich den Ausbau der Glasfaser vorantreiben will, setzen Internet-Anbieter ihre Hoffnungen in den neuen Mobilfunkstandard 5G. Wie berichtet, erfolgt die Versteigerung der Frequenzen im Frühjahr 2019. Das soll 400 Millionen Euro in den österreichischen Staatshaushalt spülen. Wachutka betrachtet die 5G-Technologie mit gemischten Gefühlen: "Sie alleine wird das Problem der schnellen Internetversorgung nicht lösen, weil Anbieter nur dort Masten aufstellen, wo viele Leute leben." Überdies bedinge die 5G-Technologie auch Glasfaserleitungen. Denn die Station jedes Sendemasten sei via Glasfaser erschlossen.

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Pegasus Digitalisierung

PDF-Datei vom 28.09.2018 (795,45 KB)

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"Firmen sind nicht gut genug vorbereitet"

Die eine Seite der Digitalisierung ist die Infrastruktur, die andere ist die Bereitschaft der Firmen, den digitalen Wandel zu nutzen. In diesem Punkt besteht ebenfalls noch Aufholbedarf. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung des Wiener Automatisierungsspezialisten Festo, der 200 heimische Industrieunternehmen befragt hat. Demnach seien Firmen zwar zufrieden mit der Auftragslage und dem Wirtschaftsstandort, sähen aber die Digitalisierung als Schreckgespenst (siehe Grafik). "Wesentliche technologische Fortschritte sind häufig noch Fremdworte, und es fehlen Fachkräfte und Wissen um die Technologie", sagt Festo-Chef Rainer Ostermann. Auf neue Prozesse, Berufsbilder und Strukturen scheinen Firmen nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Dass sich Berufe veränderten und der Qualifizierungsbedarf erhöhe, schrecke viele Unternehmen ab.

Die Digitalisierung gilt auch als Voraussetzung für das Internet der Dinge, also die Vernetzung physischer und virtueller Gegenstände. Einer Umfrage des Telekommunikationsunternehmens A1 unter 280 Businesskunden zufolge haben die meisten Unternehmen dieses Thema jedoch nicht auf ihrer Agenda. Bei vier von zehn Firmen werde es überhaupt nicht beachtet, bei 27 Prozent sei das Internet der Dinge nur in Diskussion. Österreich schneide aus Unternehmersicht im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ab. A1 rechnet damit, dass in zwei Jahren alleine in Österreich 80 Millionen Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. In Europa sollen es 20 Milliarden sein. Als Technologie, die hinter dem Internet der Dinge steht, gilt 5G.

Und noch ein Problem hemmt das Vorantreiben der Digitalisierung: Die Datenmengen steigen von Jahr zu Jahr rapide. Allein im Mobilfunk wurden in Österreich im Vorjahr 82 Prozent mehr Daten übertragen als 2016. Dies führt häufiger zu überlasteten Netzen und Verbindungen für die Nutzer – und zu Kopfzerbrechen bei den Anbietern.

 

Unterschiede beim Internetzugang

Grundsätzlich wird bei der Art des Internetzugangs zwischen zwei Möglichkeiten unterschieden: mobiles oder fixes Internet.

Zwei Drittel der Österreicher beziehen ihre Internet-Daten über einen mobilen Anschluss. Die Technologie dahinter heißt 4G/LTE (Long Term Evolution). Mit dieser könne eine Download-Geschwindigkeit von bis zu 300 Mbit/Sekunde und eine Upload-Geschwindigkeit von bis zu 50 Mbit/Sekunde erreicht werden, versichern Anbieter. Was oft verschwiegen wird: Die Leistung lässt nach, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig im mobilen Netz hängen, zumal in den Abendstunden oder an Wochenenden. Zudem kann es vorkommen, dass die Verbindung in verbauten Gebieten schwächelt.

Das ist bei fixem Internet anders. Hier muss sich der Nutzer die Bandbreite nicht mit anderen teilen. Die besten Geschwindigkeiten gibt es mit Glasfaserleitungen. Möglich ist laut den Telekommunikationsunternehmen mehr als 1 Gbit/s, also mehr als das Dreifache des Mobilfunks. Nachteil des fixen Internet sind die Kosten, die jene des mobilen übersteigen. Ein Drittel der Österreicher bezieht die Internet-Daten über einen fixen Anschluss.

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