Oberösterreichische Start-ups zogen 2018 bei Investoren den Kürzeren
LINZ/WIEN. Das Gros der Finanzierungen floss einer EY-Studie zufolge nach Wien. Unter den ersten zehn Firmen befindet sich keine oberösterreichische.
800.000 Euro Kapital würde wohl fast jedes Start-up in Österreich mit Handkuss nehmen. In diesen Genuss kommt nun die Bad Ischler Firma Rewellio, deren App Schlaganfallpatienten hilft, die Motorik rascher wiederzuerlangen. Das Geld steuern das Austria Wirtschaftsservice und die Forschungsförderungsgesellschaft bei. Das teilte tech2b, Start-up-Inkubator des Landes Oberösterreich, gestern mit.
Dass solche Summen in Oberösterreich eher die Ausnahme als die Regel sind, legt eine ebenfalls gestern veröffentlichte Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) nahe: Denn bei den Investitionen in Start-ups schneidet Oberösterreich im Bundesländervergleich schlecht ab. Unter den zehn Firmen mit den höchsten Finanzierungen war im Vorjahr keine einzige aus Oberösterreich.
Vier von fünf Euro nach Wien
Während das Durchschnittsvolumen der Top Ten bei 14 Millionen Euro lag, brachte es Tractive, das Paschinger GPS-System für Hunde und Katzen, als „bestes“ Start-up auf eine Million Euro.
Österreichweit stieg die Höhe der Finanzierungen im Vorjahr von 138 auf 173 Millionen Euro. Acht von zehn Euro flossen nach Wien. Auf den Plätzen folgen laut EY die Steiermark und Kärnten, noch vor unserem Bundesland.
Die Gründe für das Hinterherhinken Oberösterreichs liegen für Markus Manz, tech2b-Geschäftsführer, auf der Hand: „In Wien ist die Szene der Investoren viel größer als bei uns.“ Zwar bilde sich auch in Oberösterreich ein Netzwerk, aber das sei noch zu wenig. „Wenn wir bei uns eine Veranstaltung machen, kommen immer dieselben Leute. Bei der nächsten Runde fahren wir nach Wien, um unsere oberösterreichischen Start-ups dort zu promoten.“ Es gehe darum, sich sichtbarer zu machen. „Der Funke muss auf Investoren überspringen“, so Manz. tech2b betreut derzeit mehr als 50 Start-ups in Oberösterreich.
Laut dem „Start-up Report Austria“ dauert die durchschnittliche Investorensuche für heimische Start-ups etwa ein halbes Jahr. Ehe Firmen eine Finanzierung abschließen können, seien im Schnitt 34 Treffen mit potenziellen Geldgebern nötig, heißt es.
Im EU-Vergleich liegt Österreich der EY-Studie zufolge bei Start-up-Finanzierungen auf Platz 15. Führend ist Großbritannien mit 7,2 Milliarden Euro, vor Deutschland mit 4,6 Milliarden Euro und Frankreich mit 3,4 Milliarden Euro. Der Gesamtwert stieg 2018 um elf Prozent auf 21,3 Milliarden Euro. Das europäische Start-up-Ökosystem müsse weiter gestärkt werden, so EY-Partner Thomas Gabriel. In die USA oder nach China fließe deutlich mehr Geld.