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"In der Zeit, in der andere eine Matratze bestellen, bauen wir ein neues Werk"

Von Dietmar Mascher, 19. Februar 2019, 00:04 Uhr
"In der Zeit, in der andere eine Matratze bestellen, bauen wir ein neues Werk"
Helmut Wieser hat das Wachstum der Amag fortgeführt. Bild: VOLKER WEIHBOLD

RANSHOFEN. Die Bilanz des scheidenden Amag-Chefs und großen Optimisten Helmut Wieser.

In wenigen Tagen übergibt Helmut Wieser den Vorstandsvorsitz der Amag an Gerald Mayer. Im OÖN-Gespräch zieht der Manager Bilanz.

 

OÖNachrichten: Mit welchem Gefühl übergeben Sie die Amag Ihrem Nachfolger?

Wieser: Mit einem sehr guten, wenn man sieht, wie wir das Unternehmen für die Zukunft vorbereitet haben. Mit Gerald Mayer übernimmt jemand den Vorstandsvorsitz, der das Unternehmen kennt und mit dem ich die Amag auf die nächsten 25 Jahre vorbereiten konnte. Es gab dafür auch große Unterstützung von den Eigentümern und den Arbeitnehmervertretern. Die Amag ist heute ein Unternehmen, das Qualität vor Quantität stellt. Und mit dem Führungskräfte-Nachwuchsprogramm bekommen wir wieder neue tolle Leute. Und wir haben heute um 450 Leute mehr.

Sie haben die Luftfahrt stets als großes Wachstumsfeld für die Amag genannt. Jetzt soll der Bau des A380 eingestellt werden. Ein Rückschlag?

Das trifft andere eher als uns. Aber Tatsache ist, dass sowohl Airbus als auch Boeing jedes Jahr mehr Flugzeuge bauen und wir Lieferanten für beide sind. Airbus wird heuer fast 900 Flugzeuge bauen.

Was sind Ihre Meilensteine bei der Amag?

Mit dem Bau des Warmwalzwerks und des Kaltwalzwerks, aber auch der Gießerei haben wir den Output von 150.000 auf 223.000 Tonnen jährlich erhöht und auch Kundenwünsche erfüllt. Wir wären sonst nicht mehr lieferfähig gewesen. Und das hält man nicht lange durch. Besonders wichtig ist die langfristige Partnerschaft mit Airbus und Boeing.

Die Amag-Aktie hat zuletzt doch gelitten.

Wenn voestalpine, BMW und Mercedes Gewinnwarnungen veröffentlichen, spürt man das. Aber der Kurs liegt nach wie vor 60 Prozent über dem Ausgabepreis. Das beunruhigt mich nicht. Die Konkurrenz hat da zum Teil deutlich größere Probleme, tauscht nach der Reihe die CEOs aus.

Die Automobilindustrie schwächelt aber. Und das sind doch große Kunden der Amag.

Die großen deutschen Autobauer feierten Rekordabsätze, aber die Produktion ist um neun Prozent zurückgegangen. Das muss man schon beachten. Aber letztlich setzt sich Qualität durch. Bei der Amag macht die Autoindustrie 12 Prozent des Umsatzes aus. Da ist das Risiko überschaubar. Generell nimmt aber der Anteil von Aluminium am Auto insgesamt zu. Und aufgrund unserer Erfahrungen mit den anspruchsvollen Audits für die Luftfahrtbranche werden wir auch höheren Qualitätsansprüchen der Autoindustrie genügen können.

Sie waren lange im Vorstand des Weltkonzerns Alcoa in New York und kehrten zur Amag zurück. Was unterscheidet die beiden Firmen, abgesehen von der Größe?

Zum einen das politische Umfeld. Österreich ist stabil. Wir bekommen als Industriebetrieb und Arbeitgeber viel Unterstützung von der öffentlichen Hand, der Kontakt zu den Behörden ist hervorragend. Unsere Mitarbeiter sind extrem loyal, die bauen ihr Haus, nicht nur, weil sie es wollen, sondern, weil sie es können. Bei Alcoa hatte ich 22 Werke mit bis zu 14 Stunden Zeitunterschied weltweit unter mir. Da wird man zum HR-Manager, der sicherstellen muss, dass die Werke laufen. Bei der Amag konnte ich mich viel besser auf die Kunden und ihre Bedürfnisse konzentrieren. Ich gehe als CEO zu den Kunden, die sonst kaum einen CEO eines größeren Konzerns zu Gesicht bekommen. Und wir sind extrem flexibel und schnell. In der Zeit, in der andere eine Matratze bestellen, bauen wir ein neues Werk.

Sie haben stets einen großen Optimismus verbreitet, auch was den Standort Österreich betrifft. Ist das ein Erfolgsgeheimnis?

Man muss schon auch realistisch sein und die Leute mitziehen. Aber Österreich hat als Standort tatsächlich große Vorteile.

Sie scheiden mit 65 Jahren aus dem Amag-Vorstand aus, wie es die Satzung vorsieht. Was werden Sie in nächster Zeit noch so tun?

Zum einen bleibe ich den Rest des Jahres in der Amag als Berater. Ich besuche mit den Vorstandskollegen die Kunden. Bei den Kundenbeziehungen zählt das Vertrauen. Und ich denke, es ist gut gelungen, dieses auszubauen und zu stabilisieren. Nicht umsonst haben wir Aufträge bekommen, obwohl die entsprechende Anlage noch gar nicht fertig war. Ich bin derzeit außerdem in drei Aufsichtsräten und wurde schon gefragt, ob ich dort und da meine Erfahrungen einbringen möchte.

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Autor
Dietmar Mascher
Stellvertretender Chefredakteur, Leiter Wirtschaftsredaktion
Dietmar Mascher
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1  Kommentar
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saazer (78 Kommentare)
am 19.02.2019 13:00

Endlich einer, der nicht nur plaudert, sondern auch genau sagt worauf es ankommt: gute Behandlung, Bezahlung und Ausbildung der Mitarbeiter, Förderung der Qualität der Produkte und immer ganz nah bei den Kunden sein. Und nicht jammern, sondern arbeiten!

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