Deutsche Wirtschaftsweise halbieren ihre Prognose
BERLIN. Höchst unterschiedlich fielen gestern zwei viel beachtete Prognosen für die deutsche Konjunktur aus.
Während der Sachverständigenrat der Bundesregierung, die sogenannten Wirtschaftsweisen, seine Wachstumsprognose für heuer halbierte, blicken die Börsenprofis überraschend optimistisch in das nächste halbe Jahr.
"Die Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft ist vorerst vorbei", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Christoph Schmidt, bei der Präsentation des Frühjahrsgutachtens. Das Gremium senkte seine Wachstumsprognose für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) für heuer von zuletzt 1,5 Prozent auf jetzt 0,7 Prozent.
Im Gutachten heißt es, die Risiken für die Konjunktur seien "sehr hoch". Schmidt warnte mit Blick auf den Brexit und den Zollstreit mit den USA vor einem kräftigen Abschwung. "Angesichts der bereits nachlassenden weltwirtschaftlichen Dynamik hätte eine Spirale aus protektionistischen Maßnahmen das Potenzial, die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten zu lassen", heißt es bei den Wirtschaftsweisen. Für nächstes Jahr erwarten die Ökonomen ein Wachstum von 1,3 Prozent.
Optimistische Börsianer
Analysten und Großanleger blicken hingegen überraschend optimistisch auf die deutsche Konjunktur. Die vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) abgefragte Stimmung unter 199 Analysten und Großanleger verbesserte sich unerwartet deutlich.
"Der deutliche Anstieg zeigt, dass wichtige konjunkturelle Risiken weniger dramatisch eingeschätzt werden", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die mögliche Verschiebung des Brexits und die wieder aufkeimende Hoffnung auf einen vertraglich geregelten Austritt Großbritanniens hätten die Finanzmarktexperten offenbar optimistischer gestimmt, sagte Wambach.
Auch Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen China und den USA im Handelsstreit spielten eine positive Rolle.